_ Pop Culture_ Art_and Fashion_

 

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_ Art Karlsruhe 2019_beim Besuch von Kunstmessen oder auch Galerien kommt mein Selbstverständnis als Modedesigner zum Tragen_ dieser Sichtweise folgend, suche ich nach Verbindungen von gestalterischen Entwicklungen von Mode bestimmenden Design und der Welt der zeitgenössischen Künste_

_POP, Postmoderne, Global Art und Pop Art nehme ich als bestimmend wichtigen Faktor für unser gestalterisches Bewusstsein wahr_neu definiert und leichtfüßig dargestellt_diese Themengebiete beeinflussen  gleichermaßen die darstellende Kunst, als auch für die Mode_

_Zitate kommen aus der Welt des Konsums_ Waren, stereotype Images und so etwas wie die Abbildung zentraler „Icons“ eines „Fans“, die sich im Laufe der Sozialisation einer individuellen Entwicklung vom Teenager zum adulten Menschen verorten lassen_

_anhand des künstlerischen Umgangs mit prägenden „Icons“ aus der Welt der Comics, der Supermärkte, der Werbung, aber auch der Cartoons, der Zeichentrickserien und der Welt des Glamours werden diese Prozesse visuell und emotional erlebbar und verständlich gemacht_das visuelle Erleben wird auf eine wunderschöne Art sehr leicht_

_die Formen Darstellung zeigen das Verführungspotenzial der Welt der Waren und des Entertainment_auf keinen Fall moralinsauer mit besserwisserisch erhobenem Zeigefinger_trotzdem distanziert und oft auch sehr ironisch_

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_die Stilwelten Mode prägender Designer, wie Virgil Abloh für Off White und Louis Vuitton Men`s Wear, oder Alessandro Michele für Gucci, oder Dema Gvasalia für Vetements und Balenciaga, um nur einige der zur Zeit wichtigsten Impulsgeber zu nennen, bedienen sich ganz ähnlicher Basisgrößen als stilistische Grundlage für das „Storytelling“ in deren Modedesign und Kampagnen in den Print- und elektronischen Medien_Pop Art und angrenzende Stile sind auch im Zusammenhang mit Mode eine der  Grundlagen für Variationen in der stilistischen Aussage_

_english version below_

IMG_2182IMG_1932 (Bearbeitet)IMG_2171IMG_1924IMG_2158IMG_2190IMG_2117 (Bearbeitet)IMG_2166IMG_1923 (Bearbeitet)IMG_2111 (Bearbeitet)IMG_2208IMG_2206IMG_2205IMG_2197IMG_2202 (Bearbeitet)IMG_2203 (Bearbeitet)IMG_2204

_yesterday visiting Art Karlsruhe_ when visiting art fairs, I follow my point of view as a fashion designer, always looking for connections between design developments in contemporary fashion design and the world of the arts_

_we are located in the world of Pop Art_newly defined and lightly portrayed_topics can be localized in the world of consumer goods, stereotypical images and something like the image of central „icons“ in the socialization of a possible development from a teenager to an adult_the depiction of centrally shaped „icons“ from the world of comics, supermarkets, advertising, but also cartoons, animated series and the world of glamor make these processes visually tangible_the visual experience shows itself in a beautiful way as very easy, the seduction potential living up to the world of goods and entertainment, and by no means morally sour with a forewarned finger, nevertheless distanced and often very ironic_

_the style worlds of fashion-defining designers, such as Virgil Abloh for Off White and Louis Vuitton Men’s Wear, or Alessandro Michele for Gucci, or Dema Gvasalia for Vetements and Balenciaga, to name just a few of the momentarily most important impulses, make use of very similar basic sizes as a stylistic basis for „storytelling“ in their fashion design and campaigns in the print and electronic media_Pop Art and adjacent styles are also in the context of fashion one of the foundations for variations in the stylistic statement_

 

_men`s wear_non academic proprtions_

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_german text below_

_streetstyle_using streetstyle inspirations is essentially about not accepting boundaries_litarally streetstyle means not being inside the building_it is the opposite_it means to stand outside the building, the institutions, the academical way of thinking, outside the regulated enviroment_

_this position gives the designer the freedom not to follow the regulations of fashion traditions or the fashion industry aswell as the market and so being able rethinking common processes and creating new ideas_the situation reminds me on a very similar circumstance, as in the impressionstic period of art, artists physically left their acadamenic buildings to go outside and follow a completely new way of painting_this rebellious step did all categories of ar,t from fine art to sculpturing_they ignored the rules of how a painting ought to be done in a academic way_

_streetstyle ignores the rules of tailored craftsmenship and distribution of garments_on this base the process of creating garments can be thought in anew way_proportions and process of workmanship can be realized and invented in a new way_

_by getting inspirations from types of garments that stand outside of the regulations of the bourgeoise system, this allows a stylistic dialogue with the persons that are exluded of this system_

_Demna Gavasalia says about nowadays fashion system that it is about inclusion, exclusion is a thought of yesterdays_this circumstance allows design a new stylistic dialogue, leaving regulated structures of thinking while going outside on the streets_

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_streetstyle_im Prinzip geht es darum, keine Grenzen zu akzeptieren_daran müssen wir uns bei der Betrachtung von streetstyle immer erinnern_es geht nicht darum ein Hoodie und eine MA-1 zu tragen_wörtlich bedeutet streetstyle, nicht im Gebäude zu sein_streetstyle beschreibt das Gegenteil_das bedeutet, außerhalb des Gebäudes zu stehen, der Institutionen, der akademischen Denkweise, außerhalb einer regulierten Umgebung_

_diese Position gibt dem Designer einerseits die Freiheit die Zwänge von Kleidertraditionen und modischer Uniformität zu verlassen und andererseits Prozesse der Modeindustrie und der Vermarktung von Mode neu zu definieren und so neue Ideen zu schaffen_die Situation erinnert mich an einen sehr ähnlichen Umstand, denn im Impressionsmus Kunst verließen Künstler ihre akadamenischen Gebäude physisch, um nach draußen zu gehen, um in einer völlig neuen Art zu malen_das betraf alle Sparten der Kunst, von der bildenden Kunst bis zur Bildhauerei_sie ignorierten die Regeln, wie ein Bild auf akademische Weise gemacht werden sollte_

_streetstyle ignoriert die Regeln von Traditionen maßgeschneiderter Handwerkskunst bis hin zur Vermarktung von Kleidungsstücken_auf dieser Basis kann der Prozess der Erstellung von Kleidungsstücken auf eine neue Art und Weise gedacht werden_Proportionen und der Verarbeitungsprozess kann so auf eine neue Weise realisiert und erfunden werden_

_die Inspiration von Kleidungsstücken, die außerhalb der Vorschriften des bourgeoisen Kleidersystems stehen, ermöglicht einen stilistischen Dialog mit den Personen, die von diesem System ausgeschlossen sind_

_Demna Gavasalia sagt über das heutige Modesystem, dass es um Inklusion geht_Ausgrenzung ist ein Gedanke von gestern_dieser Umstand ermöglicht die Gestaltung eines neuen stilistischen Dialogs, der etablierte Denkstrukturen hinter sich lässt, während er das Gebäude verlässt und auf die Straße geht_

_Die Formel der Mode_III_Variablen_

-english text below_

Aus diesen Grundlagen entwickelt sich direkt die Formel der Mode. Zunächst möchte ich die Größen der Formel erläutern.

Die Basis der Formel ist das Treffen von Balancen in der Kleiderselektion. In diesem Zusammenhang möchte ich die Frage nach der Entschiedenheit in der modischen Kleiderselektion stellen. Wann wird ein Look „Athleisure“? Per Definitionem wenn mehr als zwei Kleidungstücke eines Looks, Schuhe und Accessoires nicht eingerechnet, aus der Welt des aktiven Sports stammen. Ist nur ein Kleidungsstück aus der Welt des aktiven Sports, so sprechen wir von „Casual“. Dieses simple Beispiel zeigt sehr genau, was mit der „Balance“ gemeint ist. Die Balance drückt den Punkt aus, ab welchem eine Stilaussage deutlich, verschwommen, oder missverständlich wird. Das immer wieder neue austarieren von Balancen ist ein wichtiges Rezept für die Weiterentwicklung und Neuinterpretation von Mode. In diesem Zusammenhang noch ein weiteres Beispiel. Es gibt Jackentypen, die stehen für den Inbegriff von jugendlicher Rebellion. Dazu gehören die Perfecto- Motorradjacke für den Rocker in uns und die MA-1 Fliegerjacke. Besonders die MA-1 Fliegerjacke hat in ihrer Geschichte des modischen Sozialisation schon sehr viele Facetten durchlaufen. Je nach Verschiebung von Balancen in einem Look, entstehen unterschiedlichste Bilder, die mit ungebleichter Jeans und Poloshirt zum klassischen Skinhead tendieren, mit Sweatpant und T- Shirt den Träger zum wilden Tänzer auf Acid- House- Parties der späten achtziger und frühen neunziger Jahre werden lassen. Die Basis bleibt dabei derselbe Kleidertyp.

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Diese Balancen lassen sich mit allen Kleidertypen der Modegeschichte, von der Toga, über den Trenchcoat, bis hin zum Kleinen Schwarzen durchspielen. Gleiches kann man auch Farbaussagen, Stoffmustern und Printmotiven, Texturen und Strukturen, Proportionen und Silhouetten machen.

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Ein weitere wichtige Größe ist die beabsichtigte Botschaft in der Kleiderselektion. Um beim oben erwähnten „Athleisure“- Beispiel zu bleiben, könnte der Look zum einen sehr gepflegt und konservativ gedacht sein, zum anderen aber sexy und die Blicke der Umwelt herausfordernd gedacht werden. Bei beiden zugegeben sehr verkürzt dargestellten Stereotypen geht es um die Verlängerung des „Ich“. Wie will ich wahrgenommen werden, welche Werte verkörpere ich, was gebe ich von mir preis? Bei Modelabels müsste diese Variable mit Größen der Außenwirkung, der Firmenbotschaft, dem Storytelling, oder der Marketingstrategie ersetzt werden.

Daraus ergibt sich folgende Formel:

“ die Balance der Selektion der Kleidertypen (Farbigkeiten) (Musterungen) (Texturen) (Proportionen und Silhouetten) in Relation zur beabsichtigten Verlängerung des Ich (Storytelling) (Botschaft)“.

Spielt damit :-).

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III The formula of Mode_Variables:

From these basics, the formula of fashion develops directly. First I would like to explain the ingedients of the formula.

The basis of the formula is the meeting of balances in the clothing selection. In this context, I would like to ask the question of the decisiveness in the fashionable clothes selection. When will a look become „athleisure“? By definition, if more than two pieces of clothing of a look, not including shoes and accessories, come from the world of active sports. Is just a piece of clothing from the world of active sports, so we speak of „casual“. This simple example shows exactly what is meant by „balance“. The balance expresses the point from which a style statement becomes clear, blurry, or misleading. The always new definition of balances is an important recipe for the further development and reinterpretation of fashion. In this context another example. There are jacket types that stand for the epitome of youthful rebellion. These include the „Perfecto“ motorcycle jacket for the „Rocker“ in us and the „MA-„1 flight jacket. Especially the „MA-1“ flight jacket has gone through many facets in its history of fashionable socialization. Depending on the shift in balance in one look, the most varied images, which tend to be classic skinheads with unbleached jeans and a polo shirt, turn the wearer into a wild dancer at acid house parties in the late eighties and early nineties with a sweatpant and t-shirt. The base remains the same type of clothing.

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These balances can be played with all types of clothing in fashion history, from the toga, to the trench coat, to the little black dress. The same can be said for color statements, fabric patterns and print motifs, textures and structures, proportions and silhouettes.

Another important size is the intended message in the clothing selection. To stay with the above-mentioned „atleisure“ example, the look could be very well-groomed and conservatively respected on one hand, but sexy and the glances of other persons in the environment could be thought provocatively on the other. Both of the stereotypes, which are admittedly very shortened, deal with the extension of the „Ego“. How do I want to be perceived, which values do I embody, what do I reveal about myself? For fashion labels, this variable would have to be replaced by outward appearance, company message, storytelling, or marketing strategy.

This results in the following formula:

„the balance of the selection of garment types (or textures) (or proportions and silhouettes) in relation to the intended extension of the Ego (or storytelling…)“.

Go, play with it :-).

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_Claire Waight Keller approches for Givenchy Couture the most modern approach to the collection_to create a modern attitude street wear influences are mixed perfectly with the heritage of the house Givenchy_

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_in my perception John Galliano shows for Maison Margial  the way to camouflage oneself in the decomposition of unstoppable consumption and the tsunami of visual information crashing down on all of us_

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_lavishly sumptous flower inspiratios at Maison Valentino_Couture in a very clssical way_still beautiful_

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_Die Formel der Mode_II_Zeichensysteme_

_english text below_

Mode entwickelt ein Zeichensystem, das ähnlich den Noten in der Musik, oder der psychologischen Wirkung von Farben und Formen in der Lage ist, eine Form der Kommunikation aufzubauen. Das bedeutet, wenn wir dem Prinzip von Sender und Empfänger folgen, dass wir in der Lage sind diese Signale zu dekodieren und sie mehr oder weniger bewusst verstehen und mit Emotion, Sinn und Aussage zu belegen. Roland Barthes schreibt in diesem Zusammenhang in seinem Buch „Die Sprache der Mode“ von dem „kollektiven Imaginären“. Wir können in unserem Bewusstsein nonverbal dargestellte Botschaften, wie Architektur, darstellende Kunst, Musik und auch die Mode verstehen und mit Sinn belegen.

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Dabei geht es nicht nur um Mode im Sinne von Kleidung. Alles spricht und tritt Beziehungen zueinander ein. Frisur, Make- up, Lidstrich, Accessoires, Hüftschwung und Körperhaltung. Mode ist die größte nonverbale Kommunikationsfläche des Menschen. Sie erstreckt sich von den Haarspitzen bis hin zu den Schuhsohlen, dazu kommt noch ein riesiges Arsenal von Bewegungsmustern und Mimik multipliziert mit Silhouetten, Proportionen, Texturen und Farbigkeiten.

In diesem Zusammenhang möchte ich mit dem nach wie vor grandiosen österreichischen Psychoanalytiker und Soziologen Paul Watzlawick (*1921 +2007) zitieren: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Anders gesagt, auch eine Absage an das System der Mode muss modisch formuliert werden.

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II The formula of the mode_ character systems:

Fashion develops a system of characters that is able to build a form of communication similar to musical notes, or the psychological effects of colors and shapes. This means, if we follow the principle of sender and receiver, that we are able to decode these signals and to understand them more or less consciously and to prove them with emotion, meaning and statement. In this context, Roland Barthes writes in his book „The Language of Fashion“ about the „collective imaginary“. In our consciousness, we can understand nonverbally presented messages, such as architecture, performing arts, music and even fashion, and make sense of it.

It’s not just about fashion in terms of clothing. Everything communicates and enters into relationships with each other. Hairstyle, make-up, eyeliner, accessories, hip swing and posture. Fashion is the largest nonverbal communication surface of humans. It extends from the tips of the hair to the soles of the shoes, in addition to a huge arsenal of movement patterns and facial expressions multiplied by silhouettes, proportions, textures and colors.In this connection.

I would like to quote the still great Austrian psychoanalyst and sociologist Paul Watzlawick (* 1921 +2007): „One can not not communicate“. In other words, even a rejection of the system of fashion must be formulated fashionably.

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_Die Formel der Mode_I_Hinführung_

_english text below_

_Beim Nachdenken über Mode kommt mir immer wieder die Frage in den Sinn, wie ich Mode verstehen und für mich begreiflich machen kann. Es ist ja so, dass sehr viele Menschen Mode bewusst auswählen und auch deren Aussagen deuten können. Woher kommt das? Welche inneren Mechanismen bringen einen Menschen dazu seinen Style bewusst zu wählen und sich seiner Wirkung nach außen und manchmal sogar seiner Bedeutung bewusst zu sein?

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Mode ist Kommunikation. Aber eben keine verbale. Deshalb kann Mode nie eindeutig sein. Trotzdem drückt man mit dem, was man trägt, beabsichtigt oder nicht, immer etwas aus. Eben diese Unschärfe in der Kommunikation ist ein Gradmesser für die Vitaliät von Kleiderkommunkation. Dabei nimmt Mode eine Doppelfunktion ein. Zum einen dient sie der Verlängerung des „Ich“, das heisst die getragenen Kleidertypen schicken Botschaften an unsere Umwelt, zum anderen weist Mode auch ins menschliche Innere. In diesem Zusammenhang dient sie dazu, dass wir uns in unserer ersten physischen Haut und in der zweiten selbstgewählten und zu gestaltenden Haut, nämlich der Mode, wohlfühlen und so  unserem „Ich“ innere Stärke verleihen.

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Off White

_The formula of Mode_I_Introduction_

_When thinking about fashion, I always come up with the question of how I can understand fashion and make it comprehensible for me. It is true that many people choose fashion consciously and can also interpret and explain their statements. Where does it come from? What are the internal mechanisms that make persons consciously choose their style and be aware of his or her external impact, and sometimes even its meaning?

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Vetements

Fashion is communication. But it is nonverbal. That’s why fashion can never be unequivocally. Nevertheless, there is always an expression with what you wear, by meaning or coincidentally. It is precisely this blurring of communication that is an indicator of the vitality of clothing communication. Fashion takes on a dual function. On the one hand, it serves as an extension of the „Ego,“ meaning that the worn types of clothing send messages to our environment, and on the other hand, fashion also points into the human heart. In this context, it serves to make us feel comfortable in our first physical skin and in the second self-selected and fashioned skin, namely, fashion, thus giving ourself inner strength.

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_brainstorm_cut outs_

_cut outs _perfectly rethought _showing fresh creative funkiness _nineties vibes meeting athleisure sexyness _@Vetements _@Off White_

_new forms of distinction_from bourgeoisie to subculture_

_english text below_

Beim Durchblättern diverser Modeinformationskanäle sehe ich nach wie vor Sportswear- und Streetweareinflüsse.  Daneben stehen Referenzen an die siebziger, achtziger und neunziger Jahre. Mit der Dior Men`s Wear Kollektion von Kim Jones, die uns in Richtung Zukunft beamt, zeichnen sich weitere starke Trends ab.

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Doch woher kommt der starke Einfluss von Streetwear und Sportswear?

Mode und die daraus resultierenden Kleiderstile entwickeln sich meist evolutionär und weniger, wie es uns die Modemagazine und die zahllosen Modeblogger aus marketingtaktischen Gründen glauben machen wollen, revolutionär. Unser heutiges Kleiderverständnis ist geprägt von dem historischen Prozess der Entwicklung soziologischer Vorbildfunktionen und Machtpositionen und der Akzeptanz oder der Ablehnung eben dieser.

Seit der industriellen Revolution um 1870 prägt das Industriebürgertum im Sinne des Bewahrens der Machtpositionen des Ancien Regimes die stilistische Akzeptanz von Kleiderbasistypen und vor allem das bürgerliche Kleider- und Rollenverständnis. Das ist für die Frau das „Kleid“ und den Mann der „Anzug“. Mode im konservativen Sinne bedeutet seither, dass der Mann seinen Reichtum modisch über die Kleider und Accessoires seiner Frau ausdrückt. Besonders die Kleiderform des Anzugs ändert sich stilistisch nur noch in Details. Es entstand eine angepasste Männermode, deren Ausdruck von Fleiß, Disziplin und puritanischem Verzicht geprägt war.

Mit dem Einfluss der Jugendkulturen, die als eigenständiges Genre seit den 1950- iger Jahren in der Mode wahrgenommen wird, fängt die zuvor stillschweigend akzeptierte Machtposition zwischen dem Großbürgertum und der Arbeiterschicht zu bröckeln. Das findet auch seinen Ausdruck in der Mode. Vereinfacht sahen vor dem Beginn der Jugendkulturen die Teenager aus wie Eltern, nur eben jünger mit weniger faltiger Haut. Jugend bekommt in dieser Zeit seine eigene stilistische Kodierung. Mit ihr begann der Stolz ihre Andersartigkeit möglichst offensiv zur Schau zu tragen.

Die Geschichte der klassischen Subkulturen kennen wir alle. Seit 1982 gilt Jugendkultur als Ideenreservoir der Modeindustrie, die in dieser Zeit an einer Phase der Ideenlosigkeit litt. Damit begann auch die kommerzielle Ausbeutung verschiedenster Subkulturen. Gleichzeitig brannten sich neue Archetypen von Kleidung in die kollektive Imagination.

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As I browse through various fashion information channels, I see lots of sportswear and streetwear influences. There are also references to the seventies, eighties and nineties. With the Dior Men`s Wear Collection by Kim Jones, which is beaming us towards the future, there are further strong trends.

But where does the strong influence of streetwear and sportswear come from?

Fashion and the resulting styles of garments are developing evolutionarily and less, as the fashion magazines and the countless fashion bloggers want to make us believe for marketing reasons, revolutionary. Our understanding of clothing today is shaped by the historical process of the development of sociological role models and positions of power and their acceptance or rejection.

Since the industrial revolution of 1870, industrial bourgeoisie has shaped the stylistic acceptance of types of clothing base and, above all, the bourgeois understanding of garments and  gender roles in the sense of preserving the positions of power of the ancien regime. This is the „dress“ for the woman and the „suit“ for the man. Fashion in the conservative way of thinking means since then that the man expresses his wealth with the fashionably clothes and accessories of his wife. Especially the dmen`s suit changes stylistically only in details. The result was an adapted menswear whose expression was characterized by diligence, discipline and Puritan renunciation.

With the influence of youth cultures, which has been perceived as an independent genre since the 1950s in fashion, the previously tacitly accepted power position between the upper bourgeoisie and the working class begins to crumble. This also finds its expression in fashion. Simply spoken, before the onset of youth culture, teens looked like parents, just younger with less wrinkled skin. Youth gets his own stylistic coding during this time. With this, the pride began to show off the otherness as aggressively as possible.

We all know the history of classical subcultures. Since 1982, youth culture has been regarded as a reservoir of ideas for the fashion industry, which at this time was suffering from a period of lack of ideas. This also began the commercial exploitation of various subcultures. At the same time, new archetypes of clothing burned into the collective imagination.

 

 

 

 

 

 

 

_new forms of distinction_traditions of rebellion_

_english text below_

Punk war wohl der rebellischte und gleichzeitig plakativste aller Jugenduntergrundkulturen bis 1982, also der subkulturellen Klassik. Das stereotype Punk- Image, das in unserem kollektiven Imaginären verblieben ist, ist mittlerweile auf mit Nieten, Kritzeleien und „Buttons“ übersäte Perfecto- Motorradlederjacken und den nicht zu übersehenden Irokesenschnitt reduziert.

Besonders der frühe Punk spielte sehr subtil und gleichzeitig äußerst eindeutig mit stilistischen Kodierungen und Dekontextualisierungen.

Was ist Dekontextualisierung? In unserem Verständnis der Kleiderkommunikation im Sinne des kollektiven Imaginären sind visuelle, olfaktorische und auditive Zeichen wahrnehmbar, dechiffrierbar und individuell deutbar.

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Auf dieser Basis beginnt auf dem T- Shirt von Johnny Rotten ein sehr kreatives Spiel mit den Zeichen der Druckmotive. Als Überschrift lesen wir „Destroy“, ob als Handlung, Aufforderung oder das Individuum selbst betreffend, bleibt unklar. Die Briefmarke mit der englischen Königin Elizabeth II ist ein Symbol für die Macht des Staates. Das Drucken von Briefmarken ist der Staatsgewalt vorbehalten und ein Missbrauch streng verboten. Das Kreuz als Zeichen der Kirche ist auf dem Kopf und kann in dieser Form der Darstellung als satanisch verstanden werden. Das Hakenkreuz im Hintergrund ist ein Zeichen der Provokation. Ich möchte erwähnen, dass Hakenkreuzsymbole im frühen Punk, aber genauso im Hardrock und Heavy Metal in den End 1970- iger Jahren häufige Verwendung fanden.

All diese Zeichen sind aus ihrem Kontext genommen dennoch ist ihre eigentliche Bedeutung wahrnehmbar. Durch die Kollage entsteht ein neuer Zusammenhang und eine anarchistische Form des „Storytelling“. Der Betrachter kann diesen neu geschaffenen Zusammenhang  empfinden und deuten und so seine eigene Geschichte aus der individuellen Wahrnehmung heraus für sich selbst erzählen.

Das Modelabel Vetements folgt dieser anarchistischen Tradition. Das Stilmerkmal der Dekontextualisierung wird hier in Form von Umschlägen von Reisepässen als Schuhleder verwendet. Der Reisepass ist ein Zeichen der Autorität eines Staates, er ordnet Menschen Nationalitäten zu und bestimmt gleichzeitig die individuelle Freizügigkeit. Der Pass ist Zeichen der staatlich lesbaren Identität einer Person. Den Schuh kann man als einfachstes Mittel des physischen Vorwärtsschreitens sehen. Ohne die Erfindung von Schuhen wäre die globale Besiedlung unseres Planeten durch die Menschheit nicht möglich gewesen. Bringt man diese Handlungsstränge zusammen, so entsteht eine sehr subtile Geschichte mit anarchistischem Potenzial. Die Stränge der Handlung entstehen spielerisch aus der Kommunikation von Kleidung und ihrer Zeichen.

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Punk was probably the most rebellious and at the same time most striking of all youth underground cultures until 1982, ie the subcultural classic. The stereotypical punk image that has remained in our collective imaginary, with rivets, scribbles and „buttons“ laced with Perfecto motorcycle leather jackets and the not to be overlooked mohawk.

Especially the early punk played very subtly and at the same time very clearly with stylistic codes and decontextualizations.

What is decontextualization? In our understanding of dress communication in the sense of the collective imaginary, visual, olfactory and auditory signs are perceptible, decipherable and individually interpretable.

On this basis, the Johnny Rotten T-shirt starts a very creative game with the characters of the print motifs. As headline, we read „Destroy“, whether as an action, solicitation or the individual himself, remains unclear. The stamp with the English Queen Elizabeth II is a symbol of the power of the state. The printing of stamps is reserved for the state and abuse is strictly forbidden. The cross as a sign of the church is upside down and can be understood in this form of representation as satanic. The swastika in the background is a sign of provocation. I would like to mention that swastika symbols were often used in early punk, but also in hard rock and heavy metal in the late 1970s.

All these signs are taken out of context, yet their true meaning is perceptible. Collage creates a new context and an anarchic form of „storytelling“. The viewer can feel and interpret this newly created context and thus tell his own story for himself from the individual’s perception.

Fashion label Vetements follows this anarchist tradition. The stylistic feature of decontextualization is used here in the form of envelopes of passports as shoe leather. The passport is a sign of the authority of a state, it assigns people to nationalities and at the same time determines the individual freedom of movement. The passport is a sign of the state-readable identity of a person. The shoe can be seen as the simplest means of physically advancing. Without the invention of shoes, humanity’s global occupation of our planet would not have been possible. Bringing these storylines together creates a very subtle story with anarchistic potential. The strands of action playfully emerge from the communication of clothing and its signs.

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