Retro_ Core

PRESENT_ PAST_ UTOPIA

Wir nehmen wahr, dass die heutige Welt nicht die einzig mögliche Welt ist und blicken in die Vergangenheit. In unserem Konzept der Nostalgie werden wir uns der Fragestellung bewusst: wann war früher? Wir wählen Zeitabschnitte aus. Dabei sehen wir, dass die Welt früher anders war und auch andere Dinge möglich waren.

Wir nutzen dazu ein produktiv kritisches Moment, das der Nostalgie innewohnt. Nostalgie bietet uns die Möglichkeit eine andere, alternative, neu gedachte Welt zu erschaffen. In diesem Sinne stellt sich unsere Nostalgie als Utopie dar. Nostalgische Inspirationen sind in diesem Zusammenhang niemals konservativ, wir nutzen das kreative und kritische Potenzial, dass in diesem Begriff steckt für unsere kreative Arbeit.

Dries van Noten

Damit zeigt sich Nostalgie als Antithese zu dem in unserer Gegenwart vorherrschenden Präsentismus. Präsentismus beschreibt eine breite Gegenwart, in der zeitgenössische und historische Phänomene parallel gelebt und gedacht werden. Im Präsentismus enthält unsere Gegenwart alle Vergangenheiten und lässt keine Chronologien mehr zu. Es entsteht die Gleichzeitigkeit aller Stilelemente. 

Nostalgie bedient sich dabei fiktiver Elemente. Wir wissen, dass niemand Vergangenheit in ihrer gesamten Bandbreite erinnern und wiedergeben kann. Bei unseren nostalgischen Blicken zurück selektieren wir und bedienen uns fiktionalen und narrativen Verzerrungen. Wir laden die Vergangenheit emotional auf. Es geht also nicht um die faktische Wiedergabe der Vergangenheit. Sondern vielmehr um unseren heutigen Blick auf die Vergangenheit und wie wir heute Vergangenheit erzählen. Somit hat Nostalgie starke fiktionale und narrative Elemente.

Alessandro Michele IG

Die Fiktion der Vergangenheit sagt etwas über unsere Gegenwart aus. Die Gegenwart ist immer der Ausgangspunkt für alle Überlegungen über Vergangenheit und Zukunft. 

Nostalgie hat ein starkes kreatives Potenzial. Mit Inspirationen aus der Vergangenheit kreieren wir etwas Neues, wie erfinden die Zukunft! Mit dem popkulturellen Spiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lassen wir neue, noch nie so dagewesene Stile entstehen.

English Version

Julia Heuer

We perceive that today’s world is not the only possible world and look into the past. In our concept of nostalgia we become aware of the question: when was before? We choose periods of time. In doing so, we see that the world was different in the past and that other things were possible.

We use a productive critical moment inherent in nostalgia for this purpose. Nostalgia offers us the possibility of creating a different, alternative, reimagined world. In this sense, our nostalgia presents itself as utopia. Nostalgic inspirations are never conservative in this context, we use the creative and critical potential that lies in this term for our creative work.

Thus, nostalgia shows itself as an antithesis to the presentism that is prevalent in our present. Präsentism describes a broad present in which contemporary and historical phenomena are lived and thought in parallel. In presentism, our present contains all pasts and no longer allows for chronologies. The simultaneity of all stylistic elements emerges.

Nostalgia makes use of fictitious elements. We know that no one can remember and reproduce the past in its entirety. In our nostalgic looks back, we select and make use of fictional and narrative distortions. We charge the past emotionally. So it is not about the factual reproduction of the past. Rather, it is about how we look at the past today and how we narrate the past today. Thus, nostalgia has strong fictional and narrative elements.

Dries van Noten

The fiction of the past says something about our present. The present is always the starting point for all reflections on the past and the future.
Nostalgia has strong creative potential. With inspirations from the past we create something new, like inventing the future! With the pop cultural play of past, present and future we let new, never before seen styles emerge.

Maison Margiela

No Boundaries.

GUCCI AW 20/21

English Version Below

Freier Ausdruck! Gibt es so etwas wie den Mainstream-Mann oder die Mainstream-Frau? Ich denke nicht. Heute und morgen dreht sich alles um Mischung und Nuance. Wir alle nehmen die Vielzahl moderner Einflüsse auf: Umwelt, Politik, Geschlechtsidentität usw.

Dies ist das Zeitalter der Grenzenlosigkeit. Alles ist möglich im Sinne von persönlichem Selbstausdruck! Identitäten werden individuell konstruiert oder neu erfunden.

LOEWE AW 20/21

Das moderne Individuum nimmt sich gierig alle Möglichkeit aus dem Universum der zur Verfügung stehenden Kulturgüter, um sein Leben zu kuratieren und dadurch sein „Ich“ zu verlängern. Es entsteht eine Hyperkultur. Das Ego wird so zur Spielfläche von Codes, die für ein gedachtes Publikum kreiert werden.

Die Möglichkeiten aus einer Hyperkultur zu schöpfen sind fürwahr unendlich. Alles kann zum Gegenstand eines sich Zueignenmachens werden. Diese Kultur ist in ihrem Wesen international angelegt und beschreibt Menschen, die einen internationalen Horizont besitzen und diesen in ihrer Arbeit, ihren sozialen Kontakten und Reisen pflegen. Dabei kann jedwede Kultur, jedwedes Event und Geschehen und jedweder Gegenstand, sei es ein Kleidungsstück oder ein Möbelstück, für den eigenen Ausdruck in Besitz zur Kuratierung des Ausdrucks der eigenen Lebenswelt genommen werden.

GUCCI AW 20/21

Dieser Prozess einer grenzenlosen Selbstverwirklichung beschreibt eine Konkurrenzlage auf einen Markt von Selbstdarstellungen für ein gedachtes, im Sinne der sozialen Medien, oder ein reales Publikum, im Sinne des sozialen Umfelds, welches diese Ausformungen wertet und somit als Juror für den eigenen Erfolg und Anerkennung fungiert.

Es erscheint auf der einen Seite ihr reizvoll, die Freiheit einer individuellen Selbstverwirklichung leben zu können und sein „Ich“ frei zu konstruieren. Auf der anderen Seite birgt diese Freiheit auch große Gefahren, da dieser Markt sehr unberechenbar erscheint. 

Mode spiegelt diese wider und die einflussreichsten Designer sind sensible Schöpfer, die diese relevanten Themen beleuchten und die Komplexität des Menschen untersuchen.

GUCCI AW 20/21

English Version

Free expression! Is there such a thing as the mainstream man or the mainstream woman? I do not think so. Today and tomorrow is all about mixture and nuance. We all absorb the multitude of modern influences: environment, politics, gender identity, etc.

This is the age of limitlessness. Everything is possible in terms of personal self-expression! Identities are individually constructed or reinvented.

The modern individual greedily takes every opportunity from the universe of available cultural goods in order to curate his life and thereby extend his „Ego“. A sort of hyperculture arises. The ego thus becomes the playing surface for codes that are created for an intended audience.

The possibilities to draw from a hyperculture are truly infinite. Everything can become an object of appropriation. This culture is in its essence international and describes people who have an international lifestyle and cultivate this in their work, their social contacts and travel habits. Any culture, any event and any object, be it a piece of clothing or a piece of furniture, can be taken into possession for one’s own expression in order to curate the expression of one’s own living environment.

AREA SS 21

This process of limitless self-realization describes a competitive situation in a market of self-portrayals for an imagined, in the sense of social media, or a real audience, in the sense of the social environment, which evaluates these forms and thus acts as a juror for their own success and recognition.

On the one hand, it seems appealing to her to be able to live the freedom of individual self-realization and to freely construct one’s „I“. On the other hand, this freedom also harbors great dangers, as this market appears very unpredictable.

Fashion reflects these and the most influential designers are sensitive creators who shed light on these relevant issues and examine the complexities of human beings.

Street meets Sophistcation

_English Version below

Kayne West tritt mit dem international bedeutenden Kunstkurator Hans Ulrich Obrist in Dialog. Drake arbeitet mit Obrist zusammen, um seine Kunstsammlung auf höchstem Niveau weiter auszubauen. Virgil Abloh kollaboriert mit dem Zürcher Künstler Pascal Moehlmann, der in der Manier der alten Meister Zitate der Popkultur mit Motiven des Vanitas- Stilllebens verbindet.

Pascal Moehlmann_ Dance with Me

Sowohl Kayne West und Drake, als auch Virgil Abloh stehen in direktem Zusammenhang mit der stilistischen Einbringung von Einflüssen der Strasse auf die Mode.

Das perfekte Handwerk der Haute Couture und das der akademischen Malerei mischen sich mit der Rauheit und der kreativen ungestümen Respektlosigkeit der Strasse. Es vermischen sich Kreativität, technische Perfektion und respektlose Neudefinitionen von Stil und Handwerk.

DIOR_AW_2020_Videostill

Eine neue Generation von Designern respektiert keinerlei anachronistische gesellschaftliche Grenzen. Traditionen aus der Geschichte der Haute Couture und des Schneiderhandwerks werden komplett neu gedacht. Geschlechterzuordnungen und Machtpositionen, die sich durch Kleidung ausdrücken, werden neu gedacht. Modetheorie und Stilzitate wurden aus den Kleidertraditionen geerbt, dann aber vergessen und daraus etwas komplett Neues geschaffen. Das Gefühl der Eleganz wird neu definiert und alle Barrieren von Klassen und Kategorien aufgelöst.

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_ English Version_

Kayne West enters into dialogue with the internationally important art curator Hans Ulrich Obrist. Drake works with Obrist to further expand his art collection at the highest level. Virgil Abloh collaborates with the Zurich artist Pascal Moehlmann, who, in the manner of the old masters, combines quotes from pop culture with motifs from the Vanitas still life.

Pascal Moehlmann_ Vanitas Stilllife
Both Kayne West and Virgil Abloh are directly related to the stylistic incorporation of street influences on fashion.
The perfect craft of haute couture and that of academic painting mix with the roughness and creative impetuous disrespect of the street. Creativity, technical perfection and disrespectful redefinitions of style and craftsmanship mix.
A new generation of designers does not respect any anachronistic social boundaries. Traditions from the history of haute couture and tailoring are completely rethought. Gender assignments and positions of power expressed through clothing are being rethought. Fashion theory and style quotes were inherited from clothing traditions, but then forgotten and something completely new was created. The feeling of elegance is redefined and all barriers of classes and categories are removed.

Off White Mens 2020_ Videostill

 

 

_DREAMLAND, YOU HUMAN_

Die News von den internationalen Catwalks aus New York, London, Mailand und Paris überschlagen sich täglich lauthals. Der Text von Alessandro Michele über die Gucci- Kollektion Sommer 2020 kommt mir dabei immer wieder in Erinnerung. In diesem Text beschreibt er grundlegende Überlegungen zu seiner Kollektion. Er bezieht Stellung zu gesellschaftlichen Problematiken und bietet ein Szenario der Hoffnung welches Feld der Möglichkeiten Mode beschreiben kann.

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Gucci SS_2020

Zu diesem Text möchte ich Stellung beziehen.

Models in Kleidungsstücken, die die Bewegungsfreiheit behindern werden in einem laborähnlichen Raum von einem Förderband durch das Publikum geschoben. Alle Kleidungstücken sind in monochromem Weiß gehalten.

Die stilistische Basis dieser Kleidungstücke ist im Bereich von Uniformen, praktischer Bedarfsmode, vorgeschriebener Kleiderordnung und sogar Zwangsjacken zu sehen. Alle diese Kleidertypen stellen die wohl direkteste Versinnbildlichung von Kleiderzwängen dar. Mit ihnen können Kleiderzwänge und gesellschaftliche Machtverhältnisse in Verbindung gebracht werden.

Uniformierungen haben im militärischen Sinne die grundlegende Aufgabe Freund und Feind unterscheidbar zu machen und dienen neben all den praktischen Funktionen auch als identitätsstiftend. Die Uniform einer Straßengang, oder die Demonstration zur Zugehörigkeit einer Peer Group, oder einer Einkommenschicht,  bedient sich, lassen wir die Funktionalität beiseite, eines ganz ähnlichen Rasters. Hier beginnt eine der vielen Grauzonen in der Deutung von Kleidung. Die Demonstration von Gruppenzugehörigkeit als auch das modische Bekenntnis zu einer Gruppe inklusive aller Distinktionsmerkmale ist einer der vielen Doppel- und Mehrfachkodierungen in der Mode. Uniformierungen, ob ziviler oder miltärischer Natur, haben immer eine konservative Logik. Uniformierungen implizieren das Ausüben von Zwängen, ob die einer Gruppe oder individuelle Zwänge. Es geht um Distinktion und Kenntlichmachen. Damit spalten Uniformen die Gesellschaft in Freund und Feind, sie dienen dem optischen Selektion und deshalb schließlich der Spaltung einer Gesellschaft in diejenigen, die dazugehören und in Ausgestoßene.

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Sedona Legge

Kann praktische Bedarfsmode mit gesellschaftlichen Zwängen und Machtpositionen in Verbindung gebracht werden?

Die äußerst populäre Daunenjacke mit dünner Wattierung ist wohl das Sinnbild von praktischer Bedarfsmode. Gleichzeitig kann dieser Daunenjacke auch Nicht- Mode unterstellt werden. Im Gegensatz zu den riesigen skulptural wirkenden Daunenjacken- und Parkas von Off White und Balenciaga wirken besagte praktisch dünn wattierte Jäckchen wie die graue kleine Schwester, die auf nicht auffällt und gleichzeitig als vernüftig erscheinen möchte.

Praktische Mode kann nie Mode sein. Mode impliziert immer die Balance von Leichtigkeit, Mode impliziert immer Haltung, Mode ist immer Statement. Praktisch zu sein, ist das wohl unwichtigste Kriterium für Mode.

Seelenlose Bedarfsmode, deren hauptsächliche Aufgabe darin besteht, nicht nackt zu sein und nicht zu frieren beraubt uns dem Sichtbarmachen unserer Haltung. Sie gaukelt uns Mode vor, und ist doch nur ein seelenloses Massenprodukt, das den Bekleidungskonzernen hilft, mehr Gewinne auf Kosten von globaler Verantwortung und Nachhaltigkeit zu machen.

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Gucci SS_2020

In vielen Gesellschaftsschichten und Arbeitsverhältnissen herrschen strikte Kleiderordnungen. Das fängt bei gesellschaftlichen Anlässen an. Hochzeiten, Staatsempfänge und Bälle haben strikte Kleiderordnungen. Manche Berufsfelder schreiben bestimmte Typen von Anzügen und Kostümen vor. Es gibt fast ausgestorbene Kleiderordnungen, wie die Rauchjacke oder das Teekostüm. Kleiderordnungen bedienen sich aus modischer Sicht betrachtet, immer stilistischer Doppel- oder Mehrfachkodierungen.

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Off White AW_2019

Man kann mit absoluter Richtigkeit behaupten, dass der Männeranzug zu den perfektesten Kleidungsstücken zählt. Er unterstützt das biologische Schema Mann und verleiht diesem ästhetisch und funktional ein perfekt geordnet und diszipliniert wirkendes Äußeres. Auf der anderen Seite muss der Männeranzug mit dem Industriekapitalismus des vorletzten Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden. Der Anzug ist das Standardkleidungsstück sämtlicher Fabrikbesitzer, weil er einen puritanischen Geist mit der Disziplin mit des Geldverdienens in Verbindung bringt und deshalb zum Zeichen einer nicht durchlässigen Gesellschaftsordung geworden ist. Er hat sich zum Kleiderzeichen des Kapitalismus moderner Ausprägung weiter entwickelt. Der Männeranzug ist auch der modische Code all derer, die im kapitalistischen System mitspielen wollen, die ihre Arbeitskraft in den Dienst eines Unternehmens stellen und durch ihre Kleidung signalisieren, dass sie bereit sind das Spiel des Marktes mitzumachen.

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Balenciaga AW_2019

Auf der anderen Seite kann der Männeranzug auch als modisches Statement interpretiert werden, wenn ihm die Attribute des Angepasstseins genommen werden. Anzüge in ungewöhnlichen Farbstellungen und extremeren Schnitten spielen mit der Balance von gesellschaftlicher Kleiderordnung und individuellem Ausdruck.

Ähnliche Mehrfachkodierungen kann man dem High Heel zuschreiben. Zum einen ein hocherotischer Schuh, der das Bein einer Frau verführerisch zu skulpturieren vermag. Zum anderen kann der High Heel auch als unbequemes und widernatürliches Schuhwerk gesehen werden. Zum dritten auch als Ausdruck einer von toxischer Männlichkeit durchdrungener Gesellschaft, in der eine Frau als Schönheitsobjekt gesehen wird und gehindert werden muss frei Schritte zu gehen. Dennoch spricht dieser Schuh von weiblicher Selbstbestimmtheit, weil die letztendliche Deutungshoheit bei der Träger*in und ihrer Haltung an selbst liegt.

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Gucci SS_2020

Werden all diese Kleiderformen von der Gesellschaft und denjenigen, die sich die Machtpositionen teilen diktiert und kontrolliert?

Die These, dass durch Mode ein normativer Druck aufgebaut wird und eigener Ausdruck eliminiert wird, trifft mit Bestimmtheit in großen Teilen der Gesellschaft  zu. Dieser Druck verordnet gesellschaftliche Normen, er teilt Menschen in Klassen ein und lenkt Identitäten in vorgefertigte Bahnen.

Mode im eigentlichen Sinne erlaubt den Menschen ihre Möglichkeiten zu erkunden, ihr Schönheitsideal zu kultivieren, Vielfalt wird zu ihrer heiligen Pflicht und feiert den Ausdruck und die Identität des Selbst.

Das Dreamland ist möglich, es liegt in jedem einzelnen Menschen.

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Harley Weir

_English Version_

When following collections and fashion events on the international designer catwalks in New York, London, Milan and currently, Paris, a text moves me emotionally. The text by Alessandro Michele about the Gucci collection Summer 2020 describes the idea of his collection. He takes a stand on social problems and offers a scenario of hope which field of possibilities can describe fashion.

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Gucci SS_2020

I would like to comment on this text.

Models in garments that impede freedom of movement are pushed into a lab-like room by a conveyor belt through the audience. All clothes are in monochrome white.

The stylistic basis of these garments is in the range of uniforms, utilitarian clothes, prescribed dress code and even straitjackets. All these types of clothing represent the most direct symbolization of clothes compulsions. With those garments constraints and social power relations can be connected.

In the military sense, uniforms have the fundamental task of making friend and enemy distinguishable and serve, in addition to all the practical functions, as identity-forming. The uniform of a street gang, or the demonstration of the affiliation of a peer group, or an income class, let`s put aside the functionality, uses of a very similar grid. Here codes start to blur in the interpretation of clothing. The demonstration of group affiliation as well as the fashionable commitment to a group including all distinguishing features is one of the many double and multiple encodings in fashion. Uniforms, whether civilian or military, always have a very conservative logic. Uniformity implies the exercise of constraints, whether that of a group or individual constraints. It’s about distinction and identification. Uniforms thus split society into friend and foe, they serve optical selection and therefore, finally, the division of society into those who belong to it and into outcasts.

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Gucci SS_2020

Can utilitarian fashion be associated with social constraints and power positions?

The extremely popular down jacket with thin padding is probably the symbol of utilitarian fashion. At the same time, this down jacket can also be subordinated to non-fashion. In contrast to the gigantic sculptural down jackets and parkas of Off White and Balenciaga, these practically thinly padded jackets look like the little sister, who does not attract attention and at the same time wants to appear reasonable.

Utilitarian clothes can never be fashion. Fashion always implies the balance of easyness, fashion always implies attitude, fashion is always statement. Utility is probably the least important criterion for fashion.

Soulless utilitarian non-fashion, whose main purpose is not to be naked and not to be cold, deprives us of the visibility of our attitude. It sets us up for fashion, yet it’s just a soulless mass-produced product that helps apparel companies make more profits at the cost of global responsibility and sustainability.

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Gucci SS_2020

Strict dress codes prevail in many social classes and employment relationships. It starts on social occasions. Weddings, state receptions and balls have strict dress codes. Some occupations require certain types of suits and costumes. There are almost extinct dress codes, such as the smoke jacket or the tea costume. Dress codes, viewed from a fashionable point of view, always use stylistic double or multiple encodings.

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Gucci SS_2020

It can be said with absolute accuracy that the men’s suit is one of the most perfect garments. He supports the sex man and his physical schema and gives him a aesthetically and functionally perfectly ordered and disciplined appearance. On the other hand, the men’s suit must be associated with the industrial capitalism of the penultimate century. The suit is the standard garment of all factory owners, because it combines a Puritan spirit with the discipline of earning money and has therefore become a sign of an impermeable social order. It has further developed into a symbol of capitalism of modern form. The men’s suit is also the fashionable code of all those who want to play in the capitalist system, put their workforce in the service of a company and signal through their clothes that they are ready to play the game of the market.

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Vetements AW_2019

On the other hand, the men’s suit can also be interpreted as a fashion statement if it takes the attributes of being fitted. Suits in unusual colors and more extreme cuts play with the balance of social dress code and individual expression.

Similar multi-coding has the women`s high heel. On the one hand, a highly erotic shoe that is able to seductively sculpt a woman’s leg. On the other hand, the high heel can also be seen as an uncomfortable and unnatural footwear. Third, as an expression of a society permeated with toxic masculinity, in which a woman is seen as a beauty object and must be prevented from taking any steps.

Will all these dress forms be dictated and controlled by society and those who share power positions?

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Gucci SS_2020

The thesis that normative pressure is built up through fashion and that one’s own expression is eliminated is certainly true in large parts of society. This pressure prescribes social norms, divides people into classes and directs identities into ready-made paths.

Fashion in the true sense allows people to explore their possibilities, to cultivate their ideal of beauty, diversity becomes their sacrosanct and celebrates the expression and identity of the self.

Dreamland is possible, it is in every single person.

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Harley Weir

_Masks_

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_English Version below_

Gucci zeigt für die aktuelle Wintersaison ein Sweatshirt mit dem Aufdruck auf dem Rücken „The Mask as a Cut Between Visible and Invisible“, („Die Maske als Schnitt zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem“). Auf der Vorderseite ist die Maske als Motiv zu sehen. Madonna tritt unter ihrem derzeitigen Alias „Madame X“ mit einer Augenklappe als Maskierung auf. Das New Yorker Label Area machte vor wenigen Tage auf der New York Fashionweek Furore mit maskenhaftem Gesichtsschmuck.

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Gucci Autumn Winter 2019

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Ist die Maske das neueste Distinktionsmerkmal in einer selfiegetriebenen Social- Media- Landschaft? Oder können wir Masken als Rückzugsraum und gleichzeitig als Spielfläche für die eigene Identität betrachten? Wir können hinter einer Maske so sein wie wir möchten, andererseits auch von uns als Träger bestimmte Botschaften in den Raum schicken.

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Gucci Autumn Winter 2019

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Vetements Autumn Winter 2019

Wir verbinden mit einer Maske Themen wie Identität und Rolle, Selbstentwurf und Selbstdarstellung, aber auch Verstellung. Masken dienen geläufigen Vorstellungen zufolge unter anderem der Kommunikation und dem Überschreiten der Grenzen von Erfahrung und Bewusstsein. Sie stehen für einen Raum zwischen Sein und Schein, Lebenswirklichkeit und ästhetischem Spiel. Auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen sich die mit Masken assoziierten Vorstellungen wohl nicht.

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No Sesso Spring Summer 2020

Neben kultischen und rituellen Zwecken dient das Tragen von Masken als eine Selbstverwandlung und der spielerischen Abwandlung von Wirklichkeit. Masken experimentieren mit sozialen Regeln, sie erproben Alternativ-Rollen und Szenarien, Masken heben die Grenzen zwischen Figuren, Gruppen, sozialen Schichten auf. Sie sind ein Spielfeld für Entwürfe alternativer und multipler Identitäten, dem Experiment mit dem Selbst und dem Anderen. Durch Maskierungen wird es möglich, verschiedene Ebenen der Wirklichkeit einander durchdringen zu lassen. So wird im Maskenspiel insbesondere die Differenz zwischen Wirklichkeit und scheinhafter Inszenierung umspielt und konventionelle Vorstellungen über den Zusammenhang und die Ordnung der Dinge werden versuchsweise außer Kraft gesetzt.

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Marine Serre Autumn Winter 2019

Assoziationen um die Maske stehen in engen Beziehungen zu mehreren ähnlich facettenreichen gültigen Bildern, Metaphern, Stereotypen und Images. Zu dem Bild der Puppe, der Marionette, des Schauspielers, des Doppelgängers. Sehr stark wird die Maske mit Verkleidung, Verstellung und den Schein in Verbindung gebracht. Masken dienen ihren Benutzern keineswegs eindeutig und immer der Verstellung. Wenn Masken in kultisch-rituellen oder ästhetischen Kontexten dazu verwendet werden einem Publikum etwas vorzuspielen, wissen die Zuschauer ja um den Inszenierungscharakter des Geschehens. Die Zuschauer erfahren eine doppelbödige Spielhandlung. Eine simplifizierende Gleichsetzung des Maskenhaften mit dem falschen Schein erscheint deshalb zu einfach. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass die Schauspieler im antiken Theater stets zugleich beides waren, spielende und gespielte Figur und deshalb eine mehrschichtige Wirklichkeit zeigen.

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Gucci Cruise 2019

In der Maske kommen Ausgedrücktes und Medium des Ausdrucks zur Übereinstimmung. Die Maske transportiert die Bedeutung, die in ihrem eigenen Aussehen sinnfällig wird und letztlich aus eben dieser besteht. Masken sind demnach Kommunikationsmittel. Zeichen, in denen Bedeutetes und Bedeutung miteinander verschmelzen.

_English Version_

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Gucci shows a sweatshirt with the imprint on his back „The Mask as a Cut Between Visible and Invisible“ for the current winter season. On the front, the mask can be seen as a motif. Madonna appears under her current alias „Madame X“ with an eye patch as a mask. The New York label Area was a sensation a few days ago on the New York Fashion Week with mask-like face jewelry.

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Area Spring Summer 2020

Is the mask the newest distinguishing feature in a self-propelled social media landscape? Or can we use masks as a retreat and at the same time as a playground for our own identity? We can be behind a mask as we please, but on the other hand we can send specific messages into the environment.

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Vetements Autumn Winter 2019

With a mask, we combine topics such as identity and role, self-design and self-expression, but also dissimulation. Masks are, according to popular beliefs, among others, communication and transgression of the boundaries of experience and consciousness. They represent a space between being and appearance, reality of life and aesthetic play. The ideas associated with masks can not be reduced to a common denominator.

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Pierre Cardin 1960`s

Besides cultic and ritual purposes, wearing masks serves as a self-transformation and a playful modification of reality. Masks experiment with social rules, they test alternative roles and scenarios, masks remove the boundaries between figures, groups, social classes. They are a playground for designs of alternative and multiple identities, the experiment with the self and the other. Masking makes it possible to penetrate different levels of reality. Thus, in particular, the difference between reality and apparent staging is played around and conventional ideas about the connection and the order of things are tentatively suspended.

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Vetements Autumn Winter 2019

Associations around the mask are closely related to several similar multi-faceted valid images, metaphors, stereotypes and images. To the image of the doll, the puppet, the actor, the double. The mask is very strongly associated with disguise, adjustment and appearance. Masks are by no means unambiguous and always misleading to their users. When masks are used in cult-ritual or aesthetic contexts  with an audience, viewers are well aware of the staging character of the event. The spectators experience a ambigous play. A simplifying equation of the mask-like with the false appearance therefore seems too simple. In this context, we must remember that the actors in the ancient Greek theater have always been both a playful and a playful figure and therefore show a multi-layered reality.

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Gucci Cruise 2019

In the mask, the expressed and the medium of the expression come to coincidence. The mask transports the meaning that becomes apparent in its own appearance and ultimately consists of it. Masks are therefore communication tools. Signs in which meaning and symbol merge.

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Area Spring Summer 2020

_FLOWERS_ Autumn Winter 2019

English Version below_

Blumenmotive und florale Inspirationen nehme ich als eine der herausragend wichtigen Modeerscheinungen in dieser Saison Herbst Winter 2019 wahr. Bei einem derart starken Trend drängt sich mir die Frage auf, weshalb gerade jetzt so viele und auch qualitativ so gute florale Motive in der internationalen Designszene zu finden sind.

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Givenchy AW 2019

Lassen wir Konnotationen eines Bedürfnisses nach Natur und einer sauberen Umwelt, oder nach Freizeit und Entspannung wie auf einem Hawaiihemd links liegen.

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Dries van Noten AW 2019

Spannend erscheint mir der Blick zurück in die Historie der Malerei, genau in die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Aktuelle Blumenmotive aus vielen Designerkollektion von Dries van Noten, über Off_White bis hin zu Givenchy scheinen mir von ihrer Stilistik, aber auch von ihrer Emotion her betrachtet, eine gewisse ästhetische Verwandtschaft mit Motiven der niederländischen Malerei zu haben.

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Dries van Noten AW 2019

Dienen die Motive als Feigenblatt für eine gewisse Freude am Luxus und am Prunk, wie in der niederländischen Malerei?

Betrachten wir dazu Ambrosius Bosschaert, einen der herausragenden Blumenstillleben-Maler seiner Zeit.

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Ambrosius Bosschaert

Blumenarrangements vereinen mehrere Aspekte, die in abgewandelter Form auch für die anderen Stilllebengattungen gelten. Von Bedeutung ist beispielsweise, welche Blumen in welcher Kombination angeordnet sind. Eine der Kernbotschaften ist die Frage, ob die abgebildeten Blumen überhaupt zur selben Zeit in Blüte stehen können. Wenn ja, deuten sie auf die Allegorie einer bestimmten Jahreszeit. Wenn nein, deuten sie auf einen utopischen Zustand der Welt, womit gemeinhin das Paradies gemeint ist. Exotische Blumen und Früchte deuten entweder auf Reichtum und Luxus im Sinne von Raritäten,  oder auf weitreichende Handelsbeziehungen in ferne Länder, im Sinne einer globalisierten Welt.

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Off White AW 2019

Erzählen uns also florale Motive aus aktuellen Kollektionen von einer Utopie unserer Gesellschaft? Lassen sie uns ein Paradies für uns Menschen erahnen? Oder dienen die Motive im Sinne eines Statussymbols der Zurschaustellung von Reichtum?

Da Mode im unscharfen Bereich agiert, bleibt es uns überlassen, ob wir unseren Luxus nach außen stellen wollen, oder auf die Utopie einer paradiesischen Gesellschaft anspielen wollen.

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English Version

Floral motifs and floral inspirations I perceive as one of the outstandingly important trends this season Fall Winter 2019 true. With such a strong trend the question arises, why so many and also qualitatively good floral motifs can be found in the international design scene.

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Let’s leave aside connotations of a need for eco and nature, or for leisure and relaxation as on a Hawaiian shirt.

It seems to me exciting to go back to the history of painting, to the Dutch painting of the 17th century. Current floral motifs from many designer collections by Dries van Noten, from Off_White to Givenchy seem to me to have a certain aesthetic similarity to Dutch painting as far as stylistics and emotion are concerned.

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Do the motifs serve as a fig leaf for a certain pleasure in luxury and splendor, as in Dutch painting?

Consider Ambrosius Bosschaert, one of the most outstanding flower still life painters of his time.

Floral arrangements combine several aspects that apply in a modified form to the other types of still lifes. Of importance, for example, which flowers are arranged in which combination. One of the key messages is the question of whether the pictured flowers can bloom at all at the same time. If so, they point to the allegory of a particular season. If not, they point to a state of the world, which is commonly called paradise. Exotic flowers and fruits indicate either wealth and luxury in the sense of rarities, or far-reaching trade relations with distant countries, in the sense of a globalized world.

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So do floral motifs from current collections tell us about a utopia of our society? Let us guess a paradise for us humans? Or are the motifs in the sense of a status symbol of the display of wealth?

As fashion operates in the blurred area, it is up to us whether we want to put our love for luxury on the outside, or to allude to the utopia of a paradise society.

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ABK Stuttgart 2019

The Next Generation_ Images of Manhood_

_ English Version Below_

Das zweite Jahrzehnt der Nuller Jahre ist im Begriff zu Ende zu gehen. Das ist immer wieder der Zeitpunkt sich mit den Dingen zu beschäftigen, die dieses Jahrzehnt aus modischer und stilistischer Sichtweise ausgemacht haben, aber auch einen Blick in die Kristallkugel zu werfen und Prognosen zu wagen.

Welche Kollektionen und Designer haben dieses Jahrzehnt geprägt? War Streetstyle mit seiner demokratischen Wirkung der wichtigste Stil? Lebten wir in einem Jahrzehnt der Leggings? Zeichnen sich neue Bilder und Inspirationen ab?

Beschäftigen wir uns mit Männermode. Gerade ist der Reigen der Mens Wear Modenschauen zu Ende gegangen. Nach New York, London, der Pitti Uomo in Florenz, Mailand und zum Schluss Paris, können wir als Betrachter des Modegeschehens unsere Eindrücke resümieren und vielleicht sogar erste Prognosen für das kommende Jahrzehnt wagen.

Was als erstes auffällt ist, dass ein kompletter demographischer Wandel eingetreten ist. Nicht nur an den kreativen Spitzen der einflussreichsten Designer- Labels, auch im anwesenden Publikum und der Crowd der Fashion- Victims vor den Modenschau- Locations. All dies zusammen genommen ist ein hervorragender Indikator wofür Mode heute steht und für wen die Kleider entworfen werden. Noch nie konnte man so viele Sportler, Rapper und Künstler im Publikum sehen. Der Aufstieg einer sehr progressiv eingestellten männlichen Jugend überall auf der Welt ist eindeutig sichtbar und auch wahrnehmbar.

Dieser sich immer deutlicher abzeichnende Mix aus Progressivität und positiver Weltoffenheit bei den Modemachern und Konsumenten öffnet das Feld für Experimente und den Ausdruck neuer Emotionen mit den Mitteln der Mode. Was bedeutet Mann- sein heute? Die Vorbilder für Inspirationen sind mit Bestimmtheit nicht mehr der Banker oder der Rechtsanwalt, aber auch nicht mehr der aggressive Straßenkämpfer. Wir sehen keine Bilder, die mit toxischer patriarchalischer Männlichkeit verbunden sind. Inspirationen finden sich viel mehr bei Liebenden und Romantikern, bei sensiblem Verantwortungsbewusstsein, und in einem hocheleganten Umgang mit Eskapismus in jedweder Form.

Wir nehmen eine neue Freiheit der Selbstfindung und Selbsterfindung wahr. Gleichzeitig können wir uns unseres individuellen Ausdrucks entsprechend darstellen. Modisch bislang undurchlässig scheinende Barrieren werden durchlässig und laden ein,  neue Identitäten von Männlichkeit zu leben. Dieser Umstand spricht von einer immer durchlässig werdenden Gesellschaft, die Toleranz und Akzeptanz lebt und dadurch ein Zeichen gegen jedweden Totalitarismus und ausgrenzenden Faschismus setzt.

Louis Vuitton

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Louis Vuitton Spring Summer 2020

Virgil Abloh erschaff für Louis Vuitton eine sanfte, ungekünstelte Kollektion. Er verwendet einfache Formen, wie weite fließende Hosen, Pastelle, Blumen und Couture-Techniken, die über den Laufsteg vorbeiziehen. Die Idee der wilden Blumen steht für Diversität und Vielfalt. Er hatte einen Floristen mitgebracht, um ein Jutegeschirr und die inneren Ränder der Strohhüte mit frischen Blumen zu dekorieren. Es war weniger ein naiver, romantischer Narrativ, als vielmehr ein Bindeglied zwischen populärem Kunsthandwerk und der Arbeit der Fachkräfte, die in den Luxushäusern arbeiten.

Jaquemus

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Jaquemus Spring Summer 2020

Provenzalischer Pop! In den letzten Wochen ging es in vielen Gesprächen um die Flucht vor zukunftspessimistischen Ängsten, die Rückkehr in die Kindheit und die Sehnsucht nach jugendlichem Spaß. Jacquemus muss nichts vom den theoretisieren oder thematisieren. Seine Mode drückt echte Jugend, Sexiness, Spaß und Optimismus aus. Das Defilee zeigt den Charme, die Begehrlichkeit und die Kraft jugendlicher „Frenchness“. Die Kollektion hat stilistischen Anspruch und ist gleichzeitig so leicht wie ein sommerlicher Cocktail.

Celine

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Celine Spring Summer 2020

Die Rückkehr zu Kindheitsträumen war in dieser Saison ein wiederkehrendes Thema in den Herrenkollektionen. Hedi Slimane nahm den häufig mystifizierten Kindheitstraum einer Rockstar- Aristokratie mit hochhackigen, knackigen Bootcut-Hosen und -Jeans, winzigen Bomberjacken und glamourösen Anzügen auf.
Wie immer macht Slimane hier keinerlei Zugeständnisse in der Auswahl seiner Zitate. Es gab keine Abweichung von seiner seit langem etablierten Methode der stilistischen Inspiration. Dieser Mangel an Variationen könnte ein Schutz vor der Vielfältigkeit der heutigen Generation sein.
Die Kollektion zeigt den originären Hippie- Moment, als weiße Mittelschichtskinder nach Marokko zu reisen begannen, bäuerliche Strohkörbe aufsammelten und in Nordafrika herumhingen – der prächtige goldbestickte Burnus zum Finale wurde in vielen anderen Kollektionen dieser Saison auch gezeigt. Leider ließ die gewohnheitsmäßige Enge seines Fokus die ganzheitlich integrative Art, wie Kinder die Welt heute sehen, vermissen.

Loewe

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Loewe Spring Summer 2020

Jonathan Andersons Loewe Show zeichnete ein wunderschönes Bild der gesellschaftlichen Sehnsucht nach spiritueller Flucht in einen „kindlichen Traumzustand“. Weit weg von den harten Realitäten des durcheinander gebrachten zeitgenössischen  Lebens. Anderson arbeitete mit viel Symbolik, die er zu einer ganz eigenen Art von Geschichte versponnen hat. Er erschuf einen Ort, an dem sich alte Hippie-Werte sich auf Eklektizismus und Kunsthandwerk einlassen. Dieses Gefühl war im Raum spürbar. Das vollständige Bild von überlagerten Texturen, Streifen und Farben und insbesondere der Anblick der Materialien, aus dem die Kaftane gefertigt wurden mit passenden Hosen. Ein Art alternativer Anzug.
Die stilistische Richtung dieser Kollektion hat die Leute umgehauen.

Dior

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Dior Spring Summer 2020

Kim Jones ist als Chefdesigner für Dior Men der festen Überzeugung, dass die Männer des 21. Jahrhunderts die starre Bipolarität der Geschlechterkonstrukte, an die sich ihre Väter und Großväter gehalten noch hatten, als Vergangenheit ansehen. Er sieht Millennials und Gen-Z-Kunden in Los Angeles, New York, Shanghai und Seoul, die bereit sind, Overalls oder Organza-Bomber und neue Definitionen von Anzügen zu tragen.

Er weiß auch, dass diese jungen Männer die klassische Vorlage des Maßanzugs mit vorurteilsfreien Augen sehen. Jones‘ Einsicht ist, dass die Herrenmode bei Dior voranschreiten kann, indem sie auf die Eleganz der Vergangenheit zurückgreift und sich über die Schönheit der Fundamente wundert. Eine gute Möglichkeit, eine Zukunft zu konstruieren.

Dries van Noten

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Dries van Noten Spring Summer 2020

Sexy Jungs, üppig und voll, erblühend und tierisch. Einige dieser wild geremixten maskulinen Archetypen waren verdammt heiß. Es geht um „Archi-Fluidität“ . Es handelt sich um eine Fluidität von Archetypen von Männertypen und ihren Kleidungsstücken. Es sind all die typischen Elemente, die wir aus der Herrengarderobe kennen, Jeans, Hosen, Anzüge von Geschäftsleuten, Soldaten-Outfits. All diese verschiedenen Stielemente, die hier auf sehr unkonventionelle Weise gemischt sind und sehr viel aus 80er-Jahren-Filmen wie Fassbinders „Querelle“ zitieren.

Die Schulter betonenden, stark taillierten Anzüge eine absolut überzeugende Interpretation der Herrenschneiderei, waren beispielhaft für eine Kollektion, die das vermeintlich Weibliche in die Herrenmode einbezog und gleichzeitig den Sinn einer 2-D-Gender-Dialektik ablehnte. Sowohl männlich als auch weiblich und gleichzeitig auch nicht, dies war eine wundervolle Kollektion für eine gehobene Opulenz freiheitlicher Überzeugung.

Prada

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Prada Spring Summer 2020

Diese Kollektion könnte als ein zentraler Moment für Prada gesehen werden. Lange Zeit wurde bei den Shows für Herren mehr oder weniger klassischer Männerbild mit sportiven Akzenten propagiert. Seit Mrs. Prada mit poppig bedruckten „campy“ Shirts kommerziellen Erfolg hatte, hat sie es gewagt, weit über ihre üblichen Kollektionsaussagen hinaus zu gehen.

Short- Shorts mit Reißverschlüssen an der Seitennaht und eng umgeschnallte Blazer kombiniert mit losen Tanks . Es ist ein wahrer Genuss zu sehen, wie sie Proportionen und Aussagen in der Herrenmode mit der gleichen Schärfe erforscht, die sie für die Damendefilees anwendet. Die Kollektion wurde als optimistisch beschrieben. Wir können das dahin gehend interpretieren, dass Hoffnung ein Gegenmittel sein kann, um der Dunkelheit unserer Tage ein Gewicht entgegen. De facto handelt es sich um eine Fortsetzung der Themen, die auf dem letzten Damendefilee in New York vorgestellt wurden, aber als sie auf männlichen Models präsentiert wurde, fand etwas eigentümliches statt. Die Mädchenhaftigkeit und Süße dieser Paillettenschals und bestickten Hemden wurde durch eine fast erotische Reinheit ersetzt. Twill, Tweed, Hemd, Sportkleidung, Khaki, aber überdimensioniert oder in ihrer Proportion neu erfunden, um beispielsweise ein nacktes Schlüsselbein zu zeigen.. Zusammen umfassten die Looks alle Musts einer traditionellen Männergarderobe, aber neu interpretiert und in der Sinnhaftigkeit umgedreht mit dem freien Geist der Jugend.

Fendi

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Fendi Spring Summer 2020

In einer Zeit, in der so viel von dem, was uns begegnet, derart virtuell und synthetisch ist, wird das Gefühl und der Geist, sich jetzt mit der Natur zu verbinden, stärker ist als je zuvor. Genau dieser Spirit weht durch die Kollektion von Fendi.

Die Garten- Looks waren manchmal zu wörtlich genommen: olivgrüne Oberbekleidung mit abnehmbaren Taschen und einem tollen Kurzarm-Overall, begleitet von Schnittkörben, Gießkannen und Gartenhandschuhen mit Organza-Rücken. Es gab eine Utility- Vest in Kombination mit einer Werkzeugtasche aus Leder mit mehreren Fächern. Einige der Reisehüte mit breiter Krempe enthielten von Imkern beeinflusste Netzschleier. Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit sind Themen, die in unserer Zeit modisch formuliert werden müssen. Die ganze Kollektion scheint super- soft gearbeitet, eine weiche Schneiderkunst. Die Hosen haben einen geteiltem Saum, die Krawatten zeigen Blumendrucke, Badebekleidung, kombiniert mit und weich gewaschenem Workman’s Denim manchmal mit Lederflecken und Blumendruck- Hemden mit „campy“ Kragen aus Seide oder Organza. All diese Aspekte sind bei Fendi ein Teil eines Gesamtkonzeptes, dass einen Gegenpol zur virtuellen Welt bietet.

JW Anderson

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JW Anderson Spring Summer

Menswear hat eine derart beschleunigte Phase des Wandels und des Wachstums durchlaufen, dass es schwer fällt, sich daran zu erinnern, wann neu geprägte Begriffe wie „Gender- Fluid“, „Gender- Neutral“ und „Gender- Non- Binary“ zum selbstverständlichen Repertoire ind der Modesprache geworden sind. Ein Teil des Verdienstes hierfür, dass es heutzutage eben keine Sensation mehr ist, Kleidung zu entwerfen, die für alle Geschlechter funktioniert, geht an Jonathan Anderson. Das zeigte er in dieser Show, die das Etikett Herrenmode trug, aber auch das Damenmoden Resort Drop zeigte. Aber Shapesharing ist für ihn nichts Neues.

Anderson war anscheinend der erste seiner Generation, der geschlechtsspezifische Grenzen überschritt. 2012 schickte er Jungen in gekräuselten Neopren-Shorts und Bustiers über den Laufsteg. Seitdem ist in der Londoner Männermode eine sehr kritisch hinterfragende, super kreative Queer-Kultur gewachsen. Ein Zeichen für Fortschritte in unserer Gesellschaft ist, dass das Interesse an der Diskussion über die unverwechselbare Qualität der Kleidung, die jeder Designer zu bieten hat, gestiegen ist, anstatt darüber, wer sie trägt. Dies war bei den jüngsten Londoner Männermodenwoche deutlich wahrzunehmen.

Andersons Talent ist immer relevanter und wichtiger für zeitgenössisches Modedesign geworden. Dies ist der Schlüssel zum Erfolg, den er dem LVMH-eigenen Label Loewe gebracht hat, wo er Creative Director ist.

Saint Laurent

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Saint Laurent Spring Summer 2020

Die Kollektion steht mit alten YSL-Legenden in Verbindung, aber auch mit einem untrüglichen Gespür dafür, was ein junger Mann heute eigentlich tragen möchte.

Der wichtigste Ausgangspunkt für die Kollektion war Marrakesch in den 70er Jahren, das im Los Angeles des 21. Jahrhunderts neu interpretiert wurde. Das ist zwar ein riesiger geografischer Sprung, aber nicht unvorstellbar. Beide Orte sprechen für eine Sehnsucht nach einer gewissen unkonventionellen, freigeistigen, fast mystischen Flucht.

Die andere Hauptreferenz für die Kollektion war Mick Jagger, um die Rolling Stones-Tour von 1975, bei der sich der Leadsänger auf der Bühne in allen möglichen glänzenden und glitzernden Details schütteln durfte. Vaccarello versteht es, wie Jagger, dass ein Mann niemals männlicher aussieht als in Satin und Glanz. So nutzte er die Gelegenheit, um die Androgynie des Glam- Rock der 70er Jahre mit einer zu verknüpfen, die sich heute widerspiegelt.

Ein Teil der Gender- Fluidität trat in weniger erwarteten Formen auf. Die Shorts, die von Anfang an ein Hauptbestandteil der Damenkollektionen waren, wurden erstmals von Männern getragen und unterstreichen eine weichere, lockere und sinnliche Herangehensweise.

_ English Version_

The second decade of the Two- thousands is about to end. This is always the time to deal with the items that are characteristic for this decade from a fashionable and stylistic point of view. Also we take a look in the crystal ball and to make predictions.

Which collections and designers have are characteristic for this decade? Was street style the most important style with its democratic effect? Did we live in a decade of leggings? Are new images and inspirations drawing out?

Let’s talk about menswear. Just the round of the Men’s Wear fashion shows has come to an end. After New York, London, the Pitti Uomo in Florence, Milan and finally Paris, we as viewers of the fashion scene can summarize our impressions and perhaps even venture first forecasts for the coming decade.

What stands out first is that a complete demographic change has occurred. Not only at the creative tips of the most influential designer labels, but also in the front row audience and the crowd of fashion victims in front of the fashion show venues. All this together is an excellent indicator of what fashion stands for today and who the clothes are designed for. Never before have you seen so many athletes, rappers and artists in the audience. The rise of a very progressive male youth all over the world is clearly visible and perceptible.

This increasingly apparent mix of progressiveness and positive cosmopolitanism among fashion designers and consumers opens the field for experimentation and the expression of new emotions with the means of fashion. What does man-being mean today exactly? The role- models for artistic inspiration are definitely no longer the banker or the lawyer, but also no longer the aggressive street fighter. We do not see images associated with toxic patriarchal masculinity. Inspirations can be found much more in lovers and romantics, in sensitive sense of responsibility, and in a highly elegant way of dealing with escapism in any form.

We can perceive a new freedom of self-discovery and we are also able to express ourselves according to our individual expression. Fashionably hitherto seemingly impermeable barriers become permeable and invite a new identities of masculinity to life. This circumstance speaks of an ever more permeable society that lives up to tolerance and acceptance, thereby setting a signal against all totalitarianism and marginalizing fascism.

Louis Vuitton

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Louis Vuitton Spring Summer 2020

Virgil Abloh creates a soft, unaffected collection for Louis Vuitton. He uses simple forms, such as flowing trousers, pastels, flowers and couture techniques, that pass over the catwalk. The idea of wild flowers stands for diversity. He had brought a florist to decorate a jute harness and the inner edges of the straw hats with fresh flowers. It was not so much a naive, romantic narrative as it was more a link between popular arts and crafts and the working skills of the craftsmen working in luxury homes.

Jaquemus

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Jaquemus Spring Summer 2020

Provencal Pop! In recent weeks, many discussions have focused on dystopian fears of the future, the return to childhood and the yearning for youthful fun. Jacquemus does not need to theorize or theme around anything. His fashion expresses genuine youth, sexiness, fun and optimism. The Defilee shows the charm, the covetousness and the power of youthful „Frenchness“. The collection has a stylistic aspiration and at the same time it is as light as a summery cocktail.

Celine

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Celine Spring Summer 2020

The return to childhood dreams was a recurring theme in the men’s collections this season. Hedi Slimane picked up on the oft-mystified childhood dream of a rock star aristocracy of high-heeled, crisp bootcut pants and jeans, tiny bomber jackets and glamorous suits.
As always, Slimane does not make any concessions in the selection of his quotes here. There was no deviation from his long-established method of stylistic inspiration. This lack of variation could be a protection against the diversity of today’s generation.
The collection shows the prototypical hippie moment when white children started traveling, picking up peasant straw baskets and hanging around in North Africa – the magnificent gold-embroidered burnus for the finals was also featured in many other collections this season. Unfortunately, the habitual narrowness of his focus lacks the integrative way children see the world today.

Loewe

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Loewe Spring Summer 2020

Jonathan Anderson’s Loewe showed a beautiful picture of the social yearning for spiritual escape into a „childlike dream state“. Far from the harsh realities of confused contemporary life. Anderson worked with much symbolism, which he has spun into a very own kind of story. He created a place where old hippie values engage in eclecticism and crafts. This feeling was in the room. The full image of superimposed textures, stripes and colors and in particular the sight of the materials from which the caftans were made with matching pants. A kind of alternative suit.
The stylistic direction of this collection blew people away.

Dior

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Dior Spring Summer 2020

Kim Jones, the chief designer for Dior Men, firmly believes that the men of the 21st century consider the rigid bipolarity of the gender constructs that their fathers and grandfathers still hold to be a past. He sees Millennials and Gen-Z customers in Los Angeles, New York, Shanghai and Seoul ready to wear overalls or organza bombers and new definitions of suits.

He also knows that these young men see the classic template of the tailored suit with unbiased eyes. Jones‘ insight is that Dior’s men’s fashion can move forward, using the elegance of the past and wondering at the beauty of the foundations. A good way to construct a future

Dries van Noten

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Dries van Noten Spring Summer

Sexy guys, luscious and full, blossoming and animal. Some of these wildly remixed masculine archetypes were damn hot. It’s about „Archi-fluidity“. It is a fluidity of archetypes of male types and their garments. It’s all the typical items we know from the men’s wardrobe, jeans, pants, business suits, soldier outfits. All these different styles, which are mixed here in a very unconventional way and quote a lot from 80s films like Fassbinder’s „Querelle“.

The shoulder-emphasizing, strongly waisted suits – an absolutely convincing interpretation of the men’s tailoring – were exemplary for a collection that included the alleged feminine in menswear and at the same time rejected the meaning of a 2-D gender dialectic. Both male and female and not at the same time, this was a wonderful collection for an upscale opulence of liberal conviction.

Prada

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Prada Spring Summer 2020

This collection could be seen as a key moment for Prada. For a long time, more or less classic male images with some sporty accents were propagated at men’s shows. Ever since Mrs. Prada’s commercial success with pop-style „campy“ shirts, she has dared to go far beyond her usual collection statements.

Short shorts with zippers on the side seam and tightly strapped blazers combined with loose tanks. It is a real pleasure to see her exploring proportions and statements in menswear with the same sharpness she uses for the ladies‘ styles. The collection was described as optimistic. We can interpret this as meaning that hope can be an antidote to the darkness of these days of ours. In fact, the collection is a continuation of the themes presented at the last women’s Resort show in New York, but when presented on male models, something peculiar happened. The girlishness and sweetness of these sequined scarves and embroidered shirts has been replaced by an almost erotic purity. Twill, tweed, shirt, sportswear, khaki, but over sized or reinvented in their proportions to show, for example, a bare collarbone. Together, the looks included all the musts of a traditional men’s wardrobe, but reinterpreted and reversed in meaning with the free spirit the youth.

Fendi

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Fendi Spring Summer 2020

At a time when so much of what we encounter is virtual and synthetic, the feeling and spirit of connecting with nature now is stronger than ever. It is exactly this spirit that flows through the Fendi collection.

The garden looks were sometimes taken too literally: olive outerwear with removable pockets and great short-sleeved jumpsuits, accompanied by cut baskets, watering cans, and organza-backed gardening gloves. There was a utility vest combined with a multi-compartment leather tool bag. Some of the wide-brim travel hats included beekeeper-influenced veils. Bonding with nature and sustainability are topics that have to be formulated fashionable in our time. The whole collection seems to be super-soft, a soft tailoring. The trousers have a split hem, the ties feature floral prints, swimwear combined with soft-washed Workman’s denim, sometimes with leather spots and floral print shirts with „campy“ silk or organza collars. All of these aspects are part of Fendi’s overall concept, which offers a counterpoint to the virtual world.

JW Anderson

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JW Anderson Spring Summer 2020

Menswear has passed through such an accelerated phase of change and growth that it is hard to remember when re-branded terms such as „gender-fluid“, „gender-neutral“ and „gender-non-binary“ became the usual fashion currency. Part of the credit for not seeing a sensation nowadays in seeing clothes that work for all genders goes to Jonathan Anderson. This he showed up his show, which was referred to men’s fashion and also included his women’s fashion Resort Drop. But shapesharing is nothing new to him.

Anderson was apparently the first of his generation to cross gender boundaries when he wore boys in ruffled neoprene shorts and bustiers in 2012. Since then, London’s menswear has grown into a whole questioning, creative queer culture. A sign of progress is that interest in discussing the distinctive quality of clothing that every designer has to offer has increased, rather than who wears it.
Anderson’s talent for improving the craft has become increasingly relevant. This is the key to the success he has brought to LVMH’s own label, Loewe, where he is Creative Director.

Saint Laurent

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Saint Laurent Spring Summer 2020

The collection is linked to old YSL legends, but also with an unerring sense of what a young man actually wants to wear today.

The most important starting point for the collection was Marrakesh in the 1970 ties, which was reinterpreted in the Los Angeles of the 21st century. This is a huge geographical leap, but not unimaginable. Both places speak for a longing for a certain unconventional, free-spirited, almost mystical escape.

The other main reference for the collection was Mick Jagger, for the Rolling Stones tour of 1975, when the lead singer was allowed to shake around himself onstage in all kinds of shiny and glittering details. Vaccarello understands, like Jagger, that a man never looks more masculine than he does in satin and glamour. So he used the opportunity to link the androgyny of Glam Rock of the 70s with one that is reflected today.

Part of gender fluidity occurred in less-anticipated forms. The shorts, which were a staple of women’s collections from the start, were first worn by men, underlining a softer, more relaxed and sensual approach.

Think Tank_ Streetwear_ What will follow?_ Style carries Meaning_

english version below_

Ein neuer Begriff macht in der Modewelt die Runde. Der Bourgeois Style scheint sich zu seiner Höchstform warm zu laufen. Modejournalisten, Modeblogger, Trendsetter und Fashionvictims verwenden ihn vermehrt, um das Ende aller Streetwear inspirierten Kollektionen herauf zu beschwören. Der Begriff Bourgeois Style umschreibt eine Rückkehr hin zu einem eleganteren, elaboriert ausgefeilten und vornehmer wirkenden Modestil für die Herbst Wintersaison dieses Jahres.

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Balenciaga_2019

Dabei beschreibt dieser beginnende Hype nichts weiteres als ein sehr bekanntes Prinzip in der Mode. Das Prinzip von Bewegung und Gegenbewegung. Der Zeitpunkt für eine beginnende Gegenbewegung ist genau dann, wenn ein Modestil große Gruppen der modisch interessierten Bevölkerung eingenommen hat und sich die modische Avantgarde zu langweilen beginnt. Streetwear ist mit Sicherheit während der letzten Jahre stilbestimmend. Modeerscheinungen wie die Jogginghose, die Bomberjacke, die allgegenwärtige Sports- und Utilitywear und alle Military- und Camouflageinspirationen haben in diesem modischen Milieu ihren Ausgangspunkt. Es wird also Zeit, die nach Distinktionsmerkmalen hungernde Avantgarde mit neuen Stilbildern zu füttern. Dabei ist es fast kalkulierbar, aus welchen Stilwelten ein modischer Nachfolger generiert werden kann. Es stellt sich die Frage nach dem möglichst großen stilistischen Gegenteil zu Streetwear.

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Off White_2019

Die stilistischen Wurzeln von Streetwear liegen in einem Feld von Rebellion, Protest und Subkultur, aber auch von profanen inspirierenden Fundstücken aus der Welt der Straße. Per se ist Streetwear ein Gradmesser für die Demokratisierung einer Gesellschaft. Kleiderstile entstehen eigenschöpferisch, ohne stilistische Vorbilder aus Protest und zur Identifikation mit der eigenen Gruppe. Es entstehen vollkommen neue Arten sich zu kleiden, die in erster Linie die Andersartigkeit von der bürgerlichen Welt verdeutlichen sollten. Gerade diese gestalterische Kraft des modischen Ausdrucks in der Andersartigkeit und der Verschiedenheit zum bürgerlichen Kleidersystem, machte Streetwear aller Couleur zur begehrlichen Ware für die bürgerliche Welt, insbesondere für die mittleren Schichten unserer westlichen Gesellschaft.
Seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Straße ein selbstverständlich gewordener Ort von modischer Inspiration für die bürgerliche Welt und deren Modehersteller geworden. Überspitzt könnte man von einer Ausbeutung von Ideen sprechen. Die Formulierung eines modischen Dialogs ist mir in diesem Zusammenhang viel lieber.

 

Ein modischer Dialog entsteht, wenn ein Modedesigner eines etablierten Luxusmodehauses Kleidungsstile von der Straße für seine Klientel ohne die stilistische Wurzel zu negieren, wahrnehmbar interpretiert. Dieser Akt wirkt inklusiv, weil er die modische Inspiration als Vorlage ernst nimmt und dadurch das modische System durchlässig macht. Diese Durchlässigkeit kann man durchaus berechtigt als demokratisch beschreiben. Streetwear zu tragen wird als unprätentiös und als erfrischend gesehen. Streetwear ist Teil einer demokratisierenden Modeevolution. Aber wenn die Träger von Streetwear feststellen, sie sehen aus wie Jedermann auf der Straße, entsteht wiederum schnell Langeweile und die Sinne sind bereit, sich für das Neue zu öffnen.

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Louis Vuitton_2019

Mode ist immer Kommunikation und reagiert in ihrer Erscheinung auf politische und soziokulturelle Strömungen. Kleidung war für lange Zeit ein wichtiger öffentlich wahrnehmbarer Gradmesser für Wohlstand und gesellschaftlichen Status. In der Moderne kommt der Gedanke der physischen Bequemlichkeit von Kleidung hinzu. Diese beiden Ebenen, einerseits der Aspekt des Wohlfühlens und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit beschreiben die wichtigsten Triebfedern für Mode in der Neuzeit.

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Burberry_2019

Aktuelle Interpretationen des bürgerlichen Kleiderprinzips, Bourgeoisie Style genannt, zeigen sich, ob streng oder eher auffallend, immer als Bewahrer konservativer Leitbilder, die die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Schichten und die klassische Verteilung von Geschlechterrollen, eindeutig aufzeigen. Das bürgerliche Kleiderprinzip hatte in der Modegeschichte seine Höhen und Tiefen. In der Moderne gab es zwei deutlich wahrnehmbare Höhepunkte dieses Kleiderprinzips. Einer fand in den fünfziger Jahren statt. Modische Leitbilder waren zu dieser Zeit rückschrittliche feminine Leitbilder, wie Grace Kelly, die in ihrer modischen Erscheinung wie eine ältere respektierte Dame wirkte, und übertrieben maskuline Leitbilder, wie ein Cary Grant. Der zweite Höhepunkt fand in achtziger Jahren statt. Zu dieser waren Yuppies in ihren übernatürlichen kastigen Silhouetten der modische Rahmen für ein gesellschaftliches Szenario eines uneingeschränkten Kapitalismus einer Margaret Thatcher und eines Ronald Reagan.

 

Interessant zu betrachten ist die Tatsache, dass beide Höhepunkte eines bürgerlichen Modeleitbildes in Zeiten radikaler gesellschaftlicher Bedrohungen stattfanden. In den fünfziger Jahren war der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken gerade zu Ende gegangen, während die achtziger Jahre unter den Nachwirkungen der Ölkrise und der daraus folgenden Wirtschaftskrisen litten. Beide Jahrzehnte stehen für massive gesellschaftliche Umbrüche. Ganze Nationen wurden neu strukturiert, oder sie entstanden auf der Landkarte, Subkulturen hinterfragten gängige gesellschaftliche Strukturen und Denkmuster, die Mobilität der Gesellschaft wuchs rasant an und Frauen stellten ihre sogenannten natürliche angestammten Rollenbilder in Frage.

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Herrenmode aus dem Industriekapitalimus_ca.1880

Zieht man diese Tatsachen in die Betrachtung des bürgerlichen Modebildes ein, so geht es eben nicht nur um die Sehnsucht nach Schönheit als Gegengewicht zu einer sonst hässlichen Welt. Genauso berechtigt ist die Sichtweise nach dem Streben nach Ordnung in einer aus den Fugen geratenen Welt. Im Zentrum diese Modebildes steht immer die Trennung und Bewahrung althergebrachter sozialer Schichten im Sinne der Nachfolge der Bourgeoisie der adeligen Standesgesellschaft. Die Bourgeoisie zeigt sich als eine Erfindung des westlichen Kulturkreises, sie ist für gewöhnlich Weiß und steht für die Undurchlässigkeit von Klassenbarrieren. Die Bourgeoisie pflegt eine Kultur des Ausschlusses und gleichzeitig stülpt sie deren Haltung als Allgemeingültigkeit allen über. Historisch dienen deren Kodes die Positionen von Mann und Frau als eindeutig zu beschreiben, gleiches gilt für die Einteilung der Gesellschaft in höhere und niedrigere Klassen und eine europäisch geprägte westliche Kultur über alle anderen Kulturen zu stellen.

Betrachten wir das Heute und die sich wandelnden Modeleitbilder, so sehen wir bürgerlich geprägte Modeleitbilder an allen Orten.

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Burberry_2019

Riccardo Tiscis letzte Kollektionen für Burberry wurden stilistisch von einer modernistisch und gleichzeitig praktisch wirkenden Triebfeder angetrieben, die ihren Schwerpunkt auf sehr gepflegt wirkende, auf hohen Absätzen dahin spazierende Models in klassischen Twin Sets mit knielangen Röcken in Oberklassen- Beige gehalten, legte.

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Celine_2019

Hedi Slimane präsentierte in seiner ersten Kollektion für Celine eine Pariser „Rive Gauche“ Haltung, die sich in Culotte, mäßig langen Röcken, geknoteten Seidenschals ausdrückt. Die Herren bestreiten des Defilee ohne Turnschuhe.

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Balenciage_2019

Demna Gvasalia hat erwachsen wirkende nach den Regeln einer High Tech Schneiderkunst gefertigte Kleidungsstücke über den Laufsteg geschickt, während Kim Jones für Dior den Utility- Aspekt des Hauses zu Gunsten eines Haute Couture- Anspruchs, abgemildert hat.

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Dior_2019

Um zu verstehen, wie überraschend dieser Wechsel in den Kollektionsaussagen ist, müssen wir uns an den stilistischen Ursprung dieser Designer erinnern. Alle vier entstammten aus der rebellischen modischen Spitze des Designspektrums. Jeder einzelne von den erwähnten Designer hat seine stilistischen Wurzeln in den Jugendkulturen, von den Mods, über die Punks, New Wave und Gothic, bis hin zu den Skateboardern. Jetzt die einst aufständigen Punks satt geworden und setzen sich in den Vorstädten zur Ruhe?

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Celine_2019

Modejournalisten begrüßten diesen Wechsel der Mode als Ankündigung eines Nachfolgers von Streetwear. Dabei vergessen die Journalisten eine zentrale Tatsache. Es ist unmöglich einen Modestil, der sich eines sichtbar formulierten sozialen Kontextes bedient, wieder zu beleben ohne gleichzeitig Assoziationen und Konnotationen hervorzurufen. Ein Modestil trägt immer eine Bedeutung in sich. Die Wiederbelebung des bürgerlichen Kleiderstiles entbindet niemanden von der Verantwortung der Bedeutung in der Kleidersprache. Früher rebellische Designer, wie Hedi Slimane oder Riccardo Tisci, haben als Designprofis natürlich sehr sensible Antennen für die Bedürfnisse ihrer Käufer, die zumeist aus den oberen gesellschaftlichen Schichten stammen. Aber deren Kollektionen verkörpern, vielleicht ermutigen sie sogar zu einer hierarchisch geprägten Gesellschaftsordnung. Und dies aus gutem Grund.

Die Motivation des Bedürfnisses sich herauszuputzen, im Gegensatz zur informellen Stilaussage von Streetwear, erscheint nicht allzu überraschend, wenn man die aktuelle Lage der Welt in Augenschein nimmt. Die Welt steht zur Zeit vor einem enormen Zusammenbruch gesellschaftlicher Strukturen. Die sozialen Medien, noch vor zehn Jahren als demokratische Möglichkeit den sonst nicht Gehörten eine Stimme zu verleihen, gefeiert wurden, entwickeln sich zu einem großen Problem für die Eliten, die nicht nur den direkten Einfluss ihrer Macht verloren haben, sondern jetzt auch mit unkalkulierbaren Risiken umgehen müssen. Sei es Trump, der Brexit, die Gelbwesten und der gesamte Unmut der gesellschaftlich und wirtschaftlich Abgehängten, alle rechts populistischen und sonstigen anti elitären Bewegungen, haben ihren Ursprung auf Facebook, Twitter, oder Instagram und der Kultur des schnellen „Likes“.

Die Sprache der Mode kann lauter als Worte sein. Die Mode ist derzeit nur eines der Schlachtfelder eines ästhetischen und politischen Krieges. Alle beteiligten Parteien arbeiten daran sich zu unterscheiden und benutzt jedes Werkzeug das „IN“ und das „OUT“ der Gesellschaft neu zu bestimmen.

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_english version_

A new term makes its rounds in the fashion world. The bourgeois style seems to warm up to its peak. Fashion journalists, fashion bloggers, trend-setters, and fashion thinkers are increasingly using it to summon up the culmination of streetwear-inspired collections. The term bourgeois style describes a return to a more elegant, elaborate and sophisticated style for the fall winter season of this year.

Yet this incipient hype does not describe anything more than a well-known principle in fashion. The principle of movement and countermovement. The time for a beginning countermovement is precisely when a fashion style has taken large groups of the fashionable interested people and the fashionable avant-garde begins to bore. Streetwear is certainly defining fashion and style during the last years. Fashion items such as the sweatpants, the bomber jacket, the ubiquitous sports and utility wear and all military and camouflage inspirations have their starting point in this fashionable milieu. So it’s time to feed the always hungry avant-garde with new codes of distinctions and new style images. It is almost calculable from which style worlds a fashionable successor can be generated. It raises the question of the greatest possible stylistic opposite to streetwear.

The stylistic roots of streetwear lie in a field of rebellion, protest and subculture, but also of profane inspiring finds from the world of the street. Per se, streetwear is an indicator for the democratization of a society. Clothing styles are created inside the subcultures, without stylistic role models. Mainly streetwear is made for protest and for identification with one’s own group. There are completely new ways of dressing, which should primarily illustrate the difference between the bourgeois world. It was precisely this creative power of fashion expression in the difference to the bourgeois dress system that made streetwear a desirable product for the bourgeois world, especially for the middle class of our western society.

Since the 1980s, the street has become a place of fashion inspiration for the bourgeois world and its fashion manufacturers. One could speak of an exploitation of ideas. The formulation of a fashionable dialogue is much preferable to me in this context.

A fashionable dialogue arises when a fashion designer of an established luxury fashion house perceptibly interprets clothing styles from the street for his clientele without negating the stylistic root. This act is inclusive because it takes the fashion inspiration seriously as a template and thereby makes the fashionable system accessible. This permeability can be legitimately described as democratic. Wearing streetwear is seen as unpretentious and fresh. Streetwear is part of a democratizing fashion evolution. But when wearers of streetwear notice they look like everyone else on the street, boredom quickly ensues and the senses are ready to open up to the new.

Fashion is always communication and reacts in its appearance to political and socio-cultural currents. Clothing has long been an important public indicator of wealth and social status. In modernity, the idea of ​​physical comfort of clothing is added. These two levels, on the one hand the aspect of well-being and the perception in the public, describe the most important driving forces for fashion in the modern times.

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Vetements_2019

Current interpretations of the bourgeois clothing principle, called bourgeoisie style, show up, whether strictly or rather conspicuously, always as preservers of conservative models, which clearly show the affiliation to certain social class and the classical distribution of gender roles. The bourgeois clothing principle had its ups and downs in fashion history. In modern times, there were two clearly perceptible highlights of this dress principle. One took place in the fifties. Fashionable models at that time were regressive feminine models, such as Grace Kelly, who looked in her fashionable appearance like an elderly respected lady, and masculine models, such as a Cary Grant. The second highlight took place in the eighties. To this, yuppies in their supernatural boxy silhouettes were the fashionable setting for a social scenario of unrestricted capitalism of a Margaret Thatcher and a Ronald Reagan.

Interesting to note is the fact that both highlights of a bourgeois model portrait took place in times of radical social threats. In the fifties World War II was with all his horrors have just come to an end, while the eighties suffered from the aftermath of the oil crisis and the consequent of economic crises. Both decades stand for massive social upheavals. Whole nations were restructured or emerged on the map, subcultures questioned common social structures and patterns of thought, the mobility of society grew rapidly and women questioned their so-called natural role models.

If one integrates these facts in the contemplation of the bourgeois fashion system, then it is not just about the yearning for beauty as a counterbalance to an otherwise ugly world. Just as justified is the view of the pursuit of order in a world gone out of joint. At the center of this fashion image is always the separation and preservation of traditional social classes in the sense of the succession of the bourgeoisie of aristocratic civil society. The bourgeoisie appears to be an invention of Western culture, usually white and indicative of the impermeability of class barriers. The bourgeoisie cultivates a culture of exclusion, and at the same time it overrides their attitude as universality to all. Historically, their codes serve to describe the positions of men and women as unambiguous, and the same applies to the division of society into higher and lower classes and to place a European-influenced Western culture above all other cultures.

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Balenciaga_2019

If we look at today and the changing fashion models, we see bourgeois fashion icons in all places.

Riccardo Tisci’s latest collections for Burberry were stylistically propelled by a modernist and at the same time practical driving force, which put their focus on well-groomed, high-heeled models in classic twin sets with knee-length skirts in upper-class beige.

In his first collection for Celine, Hedi Slimane presented a Parisian „Rive Gauche“ attitude, which is expressed in culotte, moderately long skirts, knotted silk scarves. The men contest the defile without sneakers.

Demna Gvasalia has sent adult looking high tech tailoring garments down the catwalk, while Kim Jones has softened Dior’s utility aspect in favor of haute couture aspirations.

To understand how surprising this change in the collection statements is, we need to remember the stylistic origins of these designers. All four came from the rebellious fashion tip of the design spectrum. Every single one of the designers mentioned has its stylistic roots in youth cultures, from Mods to Punks, New Wave and Goth, to Skaters. Now the once revolting Punks have become staisfied and settle down in the suburbs?

Fashion journalists welcomed this change of fashion as an announcement of a successor to streetwear. The journalists forget a central fact. It is impossible to revive a fashion style that uses a visibly formulated social context without creating associations and connotations at the same time. Every fashion style always carries meaning. The revival of bourgeois dress style does not absolve anyone of the responsibility of meaning in dress code. Formerly rebellious designers such as Hedi Slimane or Riccardo Tisci, as design professionals, naturally have very sensitive antennas for the needs of their buyers, most of whom come from the upper social classes. But their collections embody, perhaps even encourage, a hierarchical social order. And for a good reason.

The motivation of needing to dress up, in contrast to the informal style statement of streetwear, does not come as a surprise when looking at the current state of the world. The world is currently facing an enormous collapse of social structures. The social media, ten years ago as a democratic opportunity to give voice to those not previously heard, are becoming a major problem for the elites, who have not only lost the direct influence of their power, but now also with incalculable risks have to deal with. Be it Trump, the Brexit, the Yellow Vests, and all the dissatisfaction of socially and economically dependent, all right-wing populist and other anti-elitist movements, have their origins on Facebook, Twitter, or Instagram and the culture of quick „Likes“.

The language of fashion can be louder than words. Fashion is currently just one of the battlefields of an aesthetic and political war. All parties involved work to distinguish themselves and use each tool to redefine the „IN“ and the „OUT“ of society.

_ Fashion Evolution_ Megatrends_ Influences on Fashion_

_english version below_

Die Mode unterliegt in diesen Tagen einem enormen Wandel. Gesellschaftliche Entwicklungen, Tendenzen und Trends werden mehr denn je von der Mode aufgenommen und in ihre eigene Sprache übersetzt. Ich möchte meine Leser in den nächsten Wochen in dieses Spannungsfeld von Mode und gesellschaftlicher Entwicklung mitnehmen.

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Jil Sander_transformation of luxury

In meinen Augen breitet sich dieses Spannungsfeld über die Infragestellung klassischer Definitionen des Luxus, hin zu Irritation, Provokation und Protest, weiter in ein ökologisches Bewusstsein und endet bei dem Blick auf die Weiterentwicklung von uns als Individuum.

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Vetements_irritation and protest

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Helmut Lang_sustainibility

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Tomo Koizumi_self care and wellbeing

Zu all diesen Themen und Megatrends werde ich jeweils einen oder mehrere Blogs verfassen. Ich lade herzlich ein meinen Gedanken zu folgen.

_english version_

Fashion is undergoing a tremendous change these days. Social developments, tendencies and trends are more than ever absorbed by fashion and translated into their own language. In the coming weeks, I would like to take my readers to this area of tension between fashion and social development.

In my opinion, this field of tension spreads over the questioning of classical definitions of luxury, towards irritation, provocation and protest, into an ecological consciousness and ends with the view of the further development of us as an individual.

For each of these topics and megatrends I will write one or more blogs. I invite you to follow my thoughts.

 

 

_ After the Fashion Weeks_ What`s Next?_ The Principle of Movement and Counter- Movement_

_ english version below_

_mit dem Defilé von Louis Vuitton am Abend des fünften März 2019 ging der Reigen der großen Herbst Winter 2019/ 2020 Modenschauen zu Ende_ nach den New Yorker, Londoner, Mailänder und Pariser Fashionweeks sind alle an der Mode interessierten Followers voll von Input und Inspirationen, berauscht von dem kreativen Output der Modedesigner und ihren Teams_

_was war die Botschaft der Modenschauen?_ welche Geschichten wurden in den Kollektionen erzählt?_ als Beobachter der Geschehnisse stellen wir uns diese Frage und wissen dabei genau, dass jede Antwort immer eine Vereinfachung bedeutet und nicht jeder Kollektion gerecht werden kann_ wir sollten deshalb die Frage unter einen Fokus stellen_ mein persönlicher Fokus war die Fragestellung nach der modischen Nachfolge von Streetstyle und Athleisure?_

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_die modischen Konsumenten teilen sich sehr grob in drei Gruppen_ die modische Avantgarde, der Mainstream und die Konservativen unter uns_ jede modische Bewegung wird als erstes von einer Avantgarde kreiert oder mindestens aufgegriffen_ häufig werden diese Personen von den anderen Gruppen unverstanden belächelt_ aus all den stilistischen Vorschlägen der modischen Avantgarde finden sich immer einige taugliche für den modischen Mainstream_  der dieser dann auch zeitversetzt dankbar aufgreift_ wir finden dann einen Modestil flächenübergreifend in allen Modepublikationen_auch in den elektronischen Medien_ und in den Schaufenstern der einschlägigen Modedealer_  bis dieser Stil schließlich auch die konservativen Gruppen unter uns erreicht_ dies war als letztes mit den Themen um Athleisure und Streetstyle der Fall_ diese Stilrichtungen gab es zuletzt von Avantgardelabels wie Off White und Vetements, über einen Mainstream wie Hugo Boss bis hin zu H&M und Konsorten, und Marc Cain, Betty Barcley und Max Mara auf der eher konservativen Seite der Mode_ ist dieser größte Punkt der Sättigung eines Modestiles erreicht, so sucht sich die Avantgarde ein neues Experimentierfeld, zum einen als Distinktionsmerkmal, zum anderen wird ein in allen erdenklichen Varianten durchgehechelter Modestil auch irgendwann schlichtweg langweilig_

_dieser Punkt ist nun erreicht_ während meiner letzten modischen Recherche vor Ort zur Premiere Vision in Paris im Februar, siehe Blog- Beiträge, fand ich in den Geschäften und Auslagen von Tom Greyhound, über L’éclaireur, bis hin zu den Flagshipstores auf der Rue Faubourg Saint Honorè das Thema Streetstyle und Athleisure noch sehr stark, aber der Wunsch nach modischer Neuerung war implementiert_

_die modische Avantgarde ging nun diesen Schritt auf dem letzten Defilé Reigen, der gestern zu Ende ging_

_auf der New York Fashion Week fiel mir zum ersten Mal ein vom Glamour eines Studio 54 und einem coolen Vibe der 1980- iger Jahre geprägte modische Stilistik auf_ junge Labels wie Area, oder Tomo Kuizumi, oder der schon sehr etablierte und nicht nur auf sein Handtaschen zu reduzierende Michael Kors, machten mit neuen Ansätzen auf sich aufmerksam_

_auf der London Fashion Week verfestigte sich dieses Bild_mit den Kollektionen von JW Anderson, Erdem, oder Richard Quinn entstand ein von verschwenderischer Opulenz geprägtes Bild, das mit viel Ironie einen Gegenpol zu allen Streetstyle und Athleisure Ansätzen aufbauen konnte_

__zunächst eine Sensation_ Gucci zeigt wieder in Mailand_ die Kollektion war von maximalistischer Extravaganz, eine Ode an das Hollywood der Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt_ den Gegenpol dazu bildete für mich Prada_ die richtige Umschreibung wäre eine minimalistische Extravaganz, geprägt von cooler und gleichzeitig düsterer Romantik_ nichtsdestotrotz waren die Taillierungen mit Gürteln die wunderschönsten_ Moncler verfeinert die Kunst des Drops mit Moncler Genius und wunderschönen Inszenierungen_ die Sprachen eines der jeweils eingeladenen acht Genius Designer trifft auf die Aussage von Moncler_ besonders spannend bei Pier Paolo Picciolo_

_ mein persönlicher Höhepunkt der Defilés waren die Fashionshows in Paris_

_ fulminant Yves Saint Laurent_ Vaccarello zeigte starke, äußerst selbstbewusste Frauen mit der Coolness einer Grace Jones aus den achtziger Jahren und einer sensationellen Schwarzlichtinstallation_

_ kultivierte Einfachheit mit einer großen Portion von Glamour und Sexyness bei Off White_ mit der wahrscheinlich schönsten Kombination von drapierten Kleidern und oversized geschnittenen Mänteln_

_ bei Rick Owens traf die dunkle Seite des Glam Rock auf Haute Couture_ Owens erschuf wunderschöne Mantel Silhouetten und kombinierte drapierte Kleider dazu_

_ Maison Margiela reflektiert in seiner Modenschau die Verzweiflung unser globalen Welt_ was kann nach Dekadenz kommen?_ natürlich Nüchternheit_ den Soundtrack dazu lieferte Schwanensee_

_Dries Van Noten zeigt eine eindringliche Melancholie_“ ein komisches Gefühl“, sagte er „eine Fremdartigkeit“ _ van Noten interpretierte widersprüchliche Sehnsüchte elegant mit den Mitteln der Mode_

_ Givenchy_ Waight Kellers Arbeiten in dieser Saison drehten sich um das Schneiderhandwerk_  sie experimentierte mit einer Reihe von Schulterformen, darunter einer geschrumpften 90- iger -Schulter, einer starken 40- iger -Form, am spannensten jedoch eine skulpturale, oben abgerundete Schulterform mit offenen Nähten_

_Balenciaga_ Demna Gvasalia strebt die Krone der Intellektualität in der Mode an_ er beschreibt in seiner Kollektion, die in einer anonym, ohne Dekoration ausgestattete, aber mit Licht und Musik bedrohlich wirkend inszenierten Fashionshow, eine mystischen, harten und dennoch poetisch sachlichen Stil_ eine Art Hardcore Chic, minimalistisch cool wirkende Schneiderkunst, die sich einer Computer manipulierten Schnitt- und Verarbeitungstechniken bedient_

_ Nicolas Ghesquière hat für _ Louis Vuitton_ über die Trennlinie zwischen digitaler und realer Welt nachgedacht_ in der vergangenen Saison landete er auf der virtuellen Seite_ diese Show steht unter dem Thema „geolocated“_ genau unter einen Standort_ Beaubourg, das berühmte Centre Pompidou im vierten Arrondissement und den großen Platz davor_

_ die Frage nach der modischen Nachfolge von Streetwear und Athleisure kann ich nach den Defilés für mich eindeutig beantworten_ die modischen Aussagen werden bestimmt von einer Stimmung der Hardcore Coolness der achtziger Jahre mit einen starken neunziger Minimalismus Vibe und Emotionen, die sich als geheimnisvoll, bedrohlich und mystisch darstellen_ der Mantel und das Jackett stehen absolut im Zentrum des modischen Schaffens_ dazu drapierte von der Couture inspirierte Kleider_ sophisticated simplicity and cool romance_ but no athleisure_

_ english version_

_ with the Defilé by Louis Vuitton on the evening of March 5, 2019, the round of big autumn winter 2019/2020 fashion shows starting in New York, followed in London, then the fashion weeks Milan and Paris_ now all followers interested in fashion are full of input and inspiration, intoxicated by the creative Output of fashion designers and their teams_

_ what was the message of the fashion shows? _ what stories were told in the collections? _ as an observer of the events, we ask ourselves this question and know exactly that every answer always means a simplification_ we should therefore focus on our personal questions_ mine the question of the fashionable succession of streetstyle and athleisure_

_ fashion consumers share very roughly in three groups_  the fashionable avant-garde, the mainstream and the conservatives among us_ each fashion movement is first created or at least taken up by an avant-garde- often these people are ridiculed by the other groups without any understanding fashion avant-garde are always some suitable for the fashionable Mainstream_ this then also time-delayed gratefully takes up_ we then find a fashion style across all platforms in all fashion publications_ also in the electronic media_ and in the shop windows of any relevant fashion dealers_ until this style finally reached the conservative groups among us_ for example the fashion themes of athleisure and streetstyle could be recognized in fashion genre – styles could be found from avant – garde labels such as Off White and Vetements further to a fashion mainstream, from Hugo Boss to H & M, to Mar c Cain and Max Mara_ if this point is reached, then the avant-garde is looking for a new field of experimentation as a distinguishing feature, on the other hand, a fashion style that is pervaded by all imaginable variants will eventually become boring_

_this point has now been reached _ during my recent fashion research spot for Premiere Vision in Paris in February, see blog posts, I found in the shops and displays of Tom Greyhound, L’éclaireur, to the flagship stores on the Rue Faubourg Saint Honorè’s street style and athleisure still very strong, but the desire for fashion innovation was implemented_

_ the fashio avant-garde took this step on the last Defilees, which ended yesterday_

_ duringthe New York Fashion Week, for the first time, I noticed a fashionable style inspired by the glamor of a Studio 54 and a cool vibe of the 1980s, such as Area, or Tomo Kuizumi, or the well-established and not just his handbags to be reduced Michael Kors made with new approaches to attention_

_ at London Fashion Week, this image became solid with the collections of JW Anderson, Erdem, or Richard Quinn emerged a picture of lavish opulence, which with irony could counterbalance all streetstyle and athleisure approaches_

__first a sensation_ Gucci shows again in Milan_ the collection was characterized by maximalistic extravagance, an ode to the Hollywood of the middle of the last century_ the opposite pole to me was Prada_ the correct description would be a minimalistic extravagance, characterized by cool romance_ nonetheless the waistlines were part of it Gird the most beautiful_ Moncler refines the art of drop with Moncler Genius and beautiful stagings_ the languages ​​of one of the invited eight Genius designers meets the statement of Moncler_ particularly exciting at Pier Paolo Picciolo_

_ my personal highlight of the Defilés were the fashion shows in Paris_ fulminant Yves Saint Laurent_ Vaccarello showed strong, extremely confident women with the coolness of a Grace Jones from the eighties and a sensational black light installation_

_ cultivared simplicity with a large dose of glamor and sexiness at Off White_ with probably the most beautiful combination of draped dresses and oversized cut coats_

_ at Rick Owens, the dark side of glam rock hit haute couture_ Owens created gorgeous coat silhouettes and combined draped dresses.

_ Maison Margiela reflects in his fashion show the despair of our global world_ what can come after decadence? _ of course sobriety_ provided the soundtrack to it Schwanensee_

_Dries van Noten shows a haunting melancholy_ „a weird feeling,“ he said. „a strangeness.“ _ van Noten interpreted contradictory longings elegantly with the means of fashion_

Givenchy_ Waight Keller’s work this season revolved around tailoring craftsmanship_ she experimented with a series of shoulder shapes, including a shrunken 90s shoulder, a strong 40s form, but most lusciously a sculptural, rounded shoulder shape with open seams_

_Balenciaga_ Demna Gvasalia strives for the crown of intellectuality in fashion_ he describes in his collection, in an anonymous, decorated without decoration, but with light and music threatening acting staged fashionshow, a mystical, tough and yet poetically factual style_ a kind of hardcore chic , minimalist, cool-looking tailoring that uses computer-manipulated cutting and processing techniques_

_ Nicolas Ghesquière has been thinking about the dividing line between the digital and the real world for _Louis Vuitton_ last season he landed on the virtual page_ this show is under the theme „geolocated“ _ just below a location_ Beaubourg, the famous Center Pompidou in the fourth arrondissement and the big place before_

_ the question of the fashionable succession of streetwear and athleisure I can clearly answer after the defilés_ the fashion statements are determined by a mood of hardcore coolness of the ninteeneighties with a strong nineteennineties minimalism vibe and emotions that prove to be mysterious, threatening and mystic pose_ the coat and jacket are absolutely at the center of all the fashion creations_ draped, couture-inspired dresses_ sophisticated simplicity and cool romance_ but no athleisure_