_Masks_

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_English Version below_

Gucci zeigt für die aktuelle Wintersaison ein Sweatshirt mit dem Aufdruck auf dem Rücken „The Mask as a Cut Between Visible and Invisible“, („Die Maske als Schnitt zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem“). Auf der Vorderseite ist die Maske als Motiv zu sehen. Madonna tritt unter ihrem derzeitigen Alias „Madame X“ mit einer Augenklappe als Maskierung auf. Das New Yorker Label Area machte vor wenigen Tage auf der New York Fashionweek Furore mit maskenhaftem Gesichtsschmuck.

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Gucci Autumn Winter 2019

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Ist die Maske das neueste Distinktionsmerkmal in einer selfiegetriebenen Social- Media- Landschaft? Oder können wir Masken als Rückzugsraum und gleichzeitig als Spielfläche für die eigene Identität betrachten? Wir können hinter einer Maske so sein wie wir möchten, andererseits auch von uns als Träger bestimmte Botschaften in den Raum schicken.

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Gucci Autumn Winter 2019
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Vetements Autumn Winter 2019

Wir verbinden mit einer Maske Themen wie Identität und Rolle, Selbstentwurf und Selbstdarstellung, aber auch Verstellung. Masken dienen geläufigen Vorstellungen zufolge unter anderem der Kommunikation und dem Überschreiten der Grenzen von Erfahrung und Bewusstsein. Sie stehen für einen Raum zwischen Sein und Schein, Lebenswirklichkeit und ästhetischem Spiel. Auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen sich die mit Masken assoziierten Vorstellungen wohl nicht.

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No Sesso Spring Summer 2020

Neben kultischen und rituellen Zwecken dient das Tragen von Masken als eine Selbstverwandlung und der spielerischen Abwandlung von Wirklichkeit. Masken experimentieren mit sozialen Regeln, sie erproben Alternativ-Rollen und Szenarien, Masken heben die Grenzen zwischen Figuren, Gruppen, sozialen Schichten auf. Sie sind ein Spielfeld für Entwürfe alternativer und multipler Identitäten, dem Experiment mit dem Selbst und dem Anderen. Durch Maskierungen wird es möglich, verschiedene Ebenen der Wirklichkeit einander durchdringen zu lassen. So wird im Maskenspiel insbesondere die Differenz zwischen Wirklichkeit und scheinhafter Inszenierung umspielt und konventionelle Vorstellungen über den Zusammenhang und die Ordnung der Dinge werden versuchsweise außer Kraft gesetzt.

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Marine Serre Autumn Winter 2019

Assoziationen um die Maske stehen in engen Beziehungen zu mehreren ähnlich facettenreichen gültigen Bildern, Metaphern, Stereotypen und Images. Zu dem Bild der Puppe, der Marionette, des Schauspielers, des Doppelgängers. Sehr stark wird die Maske mit Verkleidung, Verstellung und den Schein in Verbindung gebracht. Masken dienen ihren Benutzern keineswegs eindeutig und immer der Verstellung. Wenn Masken in kultisch-rituellen oder ästhetischen Kontexten dazu verwendet werden einem Publikum etwas vorzuspielen, wissen die Zuschauer ja um den Inszenierungscharakter des Geschehens. Die Zuschauer erfahren eine doppelbödige Spielhandlung. Eine simplifizierende Gleichsetzung des Maskenhaften mit dem falschen Schein erscheint deshalb zu einfach. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass die Schauspieler im antiken Theater stets zugleich beides waren, spielende und gespielte Figur und deshalb eine mehrschichtige Wirklichkeit zeigen.

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Gucci Cruise 2019

In der Maske kommen Ausgedrücktes und Medium des Ausdrucks zur Übereinstimmung. Die Maske transportiert die Bedeutung, die in ihrem eigenen Aussehen sinnfällig wird und letztlich aus eben dieser besteht. Masken sind demnach Kommunikationsmittel. Zeichen, in denen Bedeutetes und Bedeutung miteinander verschmelzen.

_English Version_

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Gucci shows a sweatshirt with the imprint on his back „The Mask as a Cut Between Visible and Invisible“ for the current winter season. On the front, the mask can be seen as a motif. Madonna appears under her current alias „Madame X“ with an eye patch as a mask. The New York label Area was a sensation a few days ago on the New York Fashion Week with mask-like face jewelry.

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Area Spring Summer 2020

Is the mask the newest distinguishing feature in a self-propelled social media landscape? Or can we use masks as a retreat and at the same time as a playground for our own identity? We can be behind a mask as we please, but on the other hand we can send specific messages into the environment.

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Vetements Autumn Winter 2019

With a mask, we combine topics such as identity and role, self-design and self-expression, but also dissimulation. Masks are, according to popular beliefs, among others, communication and transgression of the boundaries of experience and consciousness. They represent a space between being and appearance, reality of life and aesthetic play. The ideas associated with masks can not be reduced to a common denominator.

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Pierre Cardin 1960`s

Besides cultic and ritual purposes, wearing masks serves as a self-transformation and a playful modification of reality. Masks experiment with social rules, they test alternative roles and scenarios, masks remove the boundaries between figures, groups, social classes. They are a playground for designs of alternative and multiple identities, the experiment with the self and the other. Masking makes it possible to penetrate different levels of reality. Thus, in particular, the difference between reality and apparent staging is played around and conventional ideas about the connection and the order of things are tentatively suspended.

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Vetements Autumn Winter 2019

Associations around the mask are closely related to several similar multi-faceted valid images, metaphors, stereotypes and images. To the image of the doll, the puppet, the actor, the double. The mask is very strongly associated with disguise, adjustment and appearance. Masks are by no means unambiguous and always misleading to their users. When masks are used in cult-ritual or aesthetic contexts  with an audience, viewers are well aware of the staging character of the event. The spectators experience a ambigous play. A simplifying equation of the mask-like with the false appearance therefore seems too simple. In this context, we must remember that the actors in the ancient Greek theater have always been both a playful and a playful figure and therefore show a multi-layered reality.

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Gucci Cruise 2019

In the mask, the expressed and the medium of the expression come to coincidence. The mask transports the meaning that becomes apparent in its own appearance and ultimately consists of it. Masks are therefore communication tools. Signs in which meaning and symbol merge.

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Area Spring Summer 2020

_FLOWERS_ Autumn Winter 2019

English Version below_

Blumenmotive und florale Inspirationen nehme ich als eine der herausragend wichtigen Modeerscheinungen in dieser Saison Herbst Winter 2019 wahr. Bei einem derart starken Trend drängt sich mir die Frage auf, weshalb gerade jetzt so viele und auch qualitativ so gute florale Motive in der internationalen Designszene zu finden sind.

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Givenchy AW 2019

Lassen wir Konnotationen eines Bedürfnisses nach Natur und einer sauberen Umwelt, oder nach Freizeit und Entspannung wie auf einem Hawaiihemd links liegen.

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Dries van Noten AW 2019

Spannend erscheint mir der Blick zurück in die Historie der Malerei, genau in die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Aktuelle Blumenmotive aus vielen Designerkollektion von Dries van Noten, über Off_White bis hin zu Givenchy scheinen mir von ihrer Stilistik, aber auch von ihrer Emotion her betrachtet, eine gewisse ästhetische Verwandtschaft mit Motiven der niederländischen Malerei zu haben.

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Dries van Noten AW 2019

Dienen die Motive als Feigenblatt für eine gewisse Freude am Luxus und am Prunk, wie in der niederländischen Malerei?

Betrachten wir dazu Ambrosius Bosschaert, einen der herausragenden Blumenstillleben-Maler seiner Zeit.

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Ambrosius Bosschaert

Blumenarrangements vereinen mehrere Aspekte, die in abgewandelter Form auch für die anderen Stilllebengattungen gelten. Von Bedeutung ist beispielsweise, welche Blumen in welcher Kombination angeordnet sind. Eine der Kernbotschaften ist die Frage, ob die abgebildeten Blumen überhaupt zur selben Zeit in Blüte stehen können. Wenn ja, deuten sie auf die Allegorie einer bestimmten Jahreszeit. Wenn nein, deuten sie auf einen utopischen Zustand der Welt, womit gemeinhin das Paradies gemeint ist. Exotische Blumen und Früchte deuten entweder auf Reichtum und Luxus im Sinne von Raritäten,  oder auf weitreichende Handelsbeziehungen in ferne Länder, im Sinne einer globalisierten Welt.

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Off White AW 2019

Erzählen uns also florale Motive aus aktuellen Kollektionen von einer Utopie unserer Gesellschaft? Lassen sie uns ein Paradies für uns Menschen erahnen? Oder dienen die Motive im Sinne eines Statussymbols der Zurschaustellung von Reichtum?

Da Mode im unscharfen Bereich agiert, bleibt es uns überlassen, ob wir unseren Luxus nach außen stellen wollen, oder auf die Utopie einer paradiesischen Gesellschaft anspielen wollen.

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English Version

Floral motifs and floral inspirations I perceive as one of the outstandingly important trends this season Fall Winter 2019 true. With such a strong trend the question arises, why so many and also qualitatively good floral motifs can be found in the international design scene.

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Let’s leave aside connotations of a need for eco and nature, or for leisure and relaxation as on a Hawaiian shirt.

It seems to me exciting to go back to the history of painting, to the Dutch painting of the 17th century. Current floral motifs from many designer collections by Dries van Noten, from Off_White to Givenchy seem to me to have a certain aesthetic similarity to Dutch painting as far as stylistics and emotion are concerned.

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Do the motifs serve as a fig leaf for a certain pleasure in luxury and splendor, as in Dutch painting?

Consider Ambrosius Bosschaert, one of the most outstanding flower still life painters of his time.

Floral arrangements combine several aspects that apply in a modified form to the other types of still lifes. Of importance, for example, which flowers are arranged in which combination. One of the key messages is the question of whether the pictured flowers can bloom at all at the same time. If so, they point to the allegory of a particular season. If not, they point to a state of the world, which is commonly called paradise. Exotic flowers and fruits indicate either wealth and luxury in the sense of rarities, or far-reaching trade relations with distant countries, in the sense of a globalized world.

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So do floral motifs from current collections tell us about a utopia of our society? Let us guess a paradise for us humans? Or are the motifs in the sense of a status symbol of the display of wealth?

As fashion operates in the blurred area, it is up to us whether we want to put our love for luxury on the outside, or to allude to the utopia of a paradise society.

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ABK Stuttgart 2019

The Next Generation_ Images of Manhood_

_ English Version Below_

Das zweite Jahrzehnt der Nuller Jahre ist im Begriff zu Ende zu gehen. Das ist immer wieder der Zeitpunkt sich mit den Dingen zu beschäftigen, die dieses Jahrzehnt aus modischer und stilistischer Sichtweise ausgemacht haben, aber auch einen Blick in die Kristallkugel zu werfen und Prognosen zu wagen.

Welche Kollektionen und Designer haben dieses Jahrzehnt geprägt? War Streetstyle mit seiner demokratischen Wirkung der wichtigste Stil? Lebten wir in einem Jahrzehnt der Leggings? Zeichnen sich neue Bilder und Inspirationen ab?

Beschäftigen wir uns mit Männermode. Gerade ist der Reigen der Mens Wear Modenschauen zu Ende gegangen. Nach New York, London, der Pitti Uomo in Florenz, Mailand und zum Schluss Paris, können wir als Betrachter des Modegeschehens unsere Eindrücke resümieren und vielleicht sogar erste Prognosen für das kommende Jahrzehnt wagen.

Was als erstes auffällt ist, dass ein kompletter demographischer Wandel eingetreten ist. Nicht nur an den kreativen Spitzen der einflussreichsten Designer- Labels, auch im anwesenden Publikum und der Crowd der Fashion- Victims vor den Modenschau- Locations. All dies zusammen genommen ist ein hervorragender Indikator wofür Mode heute steht und für wen die Kleider entworfen werden. Noch nie konnte man so viele Sportler, Rapper und Künstler im Publikum sehen. Der Aufstieg einer sehr progressiv eingestellten männlichen Jugend überall auf der Welt ist eindeutig sichtbar und auch wahrnehmbar.

Dieser sich immer deutlicher abzeichnende Mix aus Progressivität und positiver Weltoffenheit bei den Modemachern und Konsumenten öffnet das Feld für Experimente und den Ausdruck neuer Emotionen mit den Mitteln der Mode. Was bedeutet Mann- sein heute? Die Vorbilder für Inspirationen sind mit Bestimmtheit nicht mehr der Banker oder der Rechtsanwalt, aber auch nicht mehr der aggressive Straßenkämpfer. Wir sehen keine Bilder, die mit toxischer patriarchalischer Männlichkeit verbunden sind. Inspirationen finden sich viel mehr bei Liebenden und Romantikern, bei sensiblem Verantwortungsbewusstsein, und in einem hocheleganten Umgang mit Eskapismus in jedweder Form.

Wir nehmen eine neue Freiheit der Selbstfindung und Selbsterfindung wahr. Gleichzeitig können wir uns unseres individuellen Ausdrucks entsprechend darstellen. Modisch bislang undurchlässig scheinende Barrieren werden durchlässig und laden ein,  neue Identitäten von Männlichkeit zu leben. Dieser Umstand spricht von einer immer durchlässig werdenden Gesellschaft, die Toleranz und Akzeptanz lebt und dadurch ein Zeichen gegen jedweden Totalitarismus und ausgrenzenden Faschismus setzt.

Louis Vuitton

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Louis Vuitton Spring Summer 2020

Virgil Abloh erschaff für Louis Vuitton eine sanfte, ungekünstelte Kollektion. Er verwendet einfache Formen, wie weite fließende Hosen, Pastelle, Blumen und Couture-Techniken, die über den Laufsteg vorbeiziehen. Die Idee der wilden Blumen steht für Diversität und Vielfalt. Er hatte einen Floristen mitgebracht, um ein Jutegeschirr und die inneren Ränder der Strohhüte mit frischen Blumen zu dekorieren. Es war weniger ein naiver, romantischer Narrativ, als vielmehr ein Bindeglied zwischen populärem Kunsthandwerk und der Arbeit der Fachkräfte, die in den Luxushäusern arbeiten.

Jaquemus

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Jaquemus Spring Summer 2020

Provenzalischer Pop! In den letzten Wochen ging es in vielen Gesprächen um die Flucht vor zukunftspessimistischen Ängsten, die Rückkehr in die Kindheit und die Sehnsucht nach jugendlichem Spaß. Jacquemus muss nichts vom den theoretisieren oder thematisieren. Seine Mode drückt echte Jugend, Sexiness, Spaß und Optimismus aus. Das Defilee zeigt den Charme, die Begehrlichkeit und die Kraft jugendlicher „Frenchness“. Die Kollektion hat stilistischen Anspruch und ist gleichzeitig so leicht wie ein sommerlicher Cocktail.

Celine

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Celine Spring Summer 2020

Die Rückkehr zu Kindheitsträumen war in dieser Saison ein wiederkehrendes Thema in den Herrenkollektionen. Hedi Slimane nahm den häufig mystifizierten Kindheitstraum einer Rockstar- Aristokratie mit hochhackigen, knackigen Bootcut-Hosen und -Jeans, winzigen Bomberjacken und glamourösen Anzügen auf.
Wie immer macht Slimane hier keinerlei Zugeständnisse in der Auswahl seiner Zitate. Es gab keine Abweichung von seiner seit langem etablierten Methode der stilistischen Inspiration. Dieser Mangel an Variationen könnte ein Schutz vor der Vielfältigkeit der heutigen Generation sein.
Die Kollektion zeigt den originären Hippie- Moment, als weiße Mittelschichtskinder nach Marokko zu reisen begannen, bäuerliche Strohkörbe aufsammelten und in Nordafrika herumhingen – der prächtige goldbestickte Burnus zum Finale wurde in vielen anderen Kollektionen dieser Saison auch gezeigt. Leider ließ die gewohnheitsmäßige Enge seines Fokus die ganzheitlich integrative Art, wie Kinder die Welt heute sehen, vermissen.

Loewe

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Loewe Spring Summer 2020

Jonathan Andersons Loewe Show zeichnete ein wunderschönes Bild der gesellschaftlichen Sehnsucht nach spiritueller Flucht in einen „kindlichen Traumzustand“. Weit weg von den harten Realitäten des durcheinander gebrachten zeitgenössischen  Lebens. Anderson arbeitete mit viel Symbolik, die er zu einer ganz eigenen Art von Geschichte versponnen hat. Er erschuf einen Ort, an dem sich alte Hippie-Werte sich auf Eklektizismus und Kunsthandwerk einlassen. Dieses Gefühl war im Raum spürbar. Das vollständige Bild von überlagerten Texturen, Streifen und Farben und insbesondere der Anblick der Materialien, aus dem die Kaftane gefertigt wurden mit passenden Hosen. Ein Art alternativer Anzug.
Die stilistische Richtung dieser Kollektion hat die Leute umgehauen.

Dior

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Dior Spring Summer 2020

Kim Jones ist als Chefdesigner für Dior Men der festen Überzeugung, dass die Männer des 21. Jahrhunderts die starre Bipolarität der Geschlechterkonstrukte, an die sich ihre Väter und Großväter gehalten noch hatten, als Vergangenheit ansehen. Er sieht Millennials und Gen-Z-Kunden in Los Angeles, New York, Shanghai und Seoul, die bereit sind, Overalls oder Organza-Bomber und neue Definitionen von Anzügen zu tragen.

Er weiß auch, dass diese jungen Männer die klassische Vorlage des Maßanzugs mit vorurteilsfreien Augen sehen. Jones‘ Einsicht ist, dass die Herrenmode bei Dior voranschreiten kann, indem sie auf die Eleganz der Vergangenheit zurückgreift und sich über die Schönheit der Fundamente wundert. Eine gute Möglichkeit, eine Zukunft zu konstruieren.

Dries van Noten

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Dries van Noten Spring Summer 2020

Sexy Jungs, üppig und voll, erblühend und tierisch. Einige dieser wild geremixten maskulinen Archetypen waren verdammt heiß. Es geht um „Archi-Fluidität“ . Es handelt sich um eine Fluidität von Archetypen von Männertypen und ihren Kleidungsstücken. Es sind all die typischen Elemente, die wir aus der Herrengarderobe kennen, Jeans, Hosen, Anzüge von Geschäftsleuten, Soldaten-Outfits. All diese verschiedenen Stielemente, die hier auf sehr unkonventionelle Weise gemischt sind und sehr viel aus 80er-Jahren-Filmen wie Fassbinders „Querelle“ zitieren.

Die Schulter betonenden, stark taillierten Anzüge eine absolut überzeugende Interpretation der Herrenschneiderei, waren beispielhaft für eine Kollektion, die das vermeintlich Weibliche in die Herrenmode einbezog und gleichzeitig den Sinn einer 2-D-Gender-Dialektik ablehnte. Sowohl männlich als auch weiblich und gleichzeitig auch nicht, dies war eine wundervolle Kollektion für eine gehobene Opulenz freiheitlicher Überzeugung.

Prada

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Prada Spring Summer 2020

Diese Kollektion könnte als ein zentraler Moment für Prada gesehen werden. Lange Zeit wurde bei den Shows für Herren mehr oder weniger klassischer Männerbild mit sportiven Akzenten propagiert. Seit Mrs. Prada mit poppig bedruckten „campy“ Shirts kommerziellen Erfolg hatte, hat sie es gewagt, weit über ihre üblichen Kollektionsaussagen hinaus zu gehen.

Short- Shorts mit Reißverschlüssen an der Seitennaht und eng umgeschnallte Blazer kombiniert mit losen Tanks . Es ist ein wahrer Genuss zu sehen, wie sie Proportionen und Aussagen in der Herrenmode mit der gleichen Schärfe erforscht, die sie für die Damendefilees anwendet. Die Kollektion wurde als optimistisch beschrieben. Wir können das dahin gehend interpretieren, dass Hoffnung ein Gegenmittel sein kann, um der Dunkelheit unserer Tage ein Gewicht entgegen. De facto handelt es sich um eine Fortsetzung der Themen, die auf dem letzten Damendefilee in New York vorgestellt wurden, aber als sie auf männlichen Models präsentiert wurde, fand etwas eigentümliches statt. Die Mädchenhaftigkeit und Süße dieser Paillettenschals und bestickten Hemden wurde durch eine fast erotische Reinheit ersetzt. Twill, Tweed, Hemd, Sportkleidung, Khaki, aber überdimensioniert oder in ihrer Proportion neu erfunden, um beispielsweise ein nacktes Schlüsselbein zu zeigen.. Zusammen umfassten die Looks alle Musts einer traditionellen Männergarderobe, aber neu interpretiert und in der Sinnhaftigkeit umgedreht mit dem freien Geist der Jugend.

Fendi

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Fendi Spring Summer 2020

In einer Zeit, in der so viel von dem, was uns begegnet, derart virtuell und synthetisch ist, wird das Gefühl und der Geist, sich jetzt mit der Natur zu verbinden, stärker ist als je zuvor. Genau dieser Spirit weht durch die Kollektion von Fendi.

Die Garten- Looks waren manchmal zu wörtlich genommen: olivgrüne Oberbekleidung mit abnehmbaren Taschen und einem tollen Kurzarm-Overall, begleitet von Schnittkörben, Gießkannen und Gartenhandschuhen mit Organza-Rücken. Es gab eine Utility- Vest in Kombination mit einer Werkzeugtasche aus Leder mit mehreren Fächern. Einige der Reisehüte mit breiter Krempe enthielten von Imkern beeinflusste Netzschleier. Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit sind Themen, die in unserer Zeit modisch formuliert werden müssen. Die ganze Kollektion scheint super- soft gearbeitet, eine weiche Schneiderkunst. Die Hosen haben einen geteiltem Saum, die Krawatten zeigen Blumendrucke, Badebekleidung, kombiniert mit und weich gewaschenem Workman’s Denim manchmal mit Lederflecken und Blumendruck- Hemden mit „campy“ Kragen aus Seide oder Organza. All diese Aspekte sind bei Fendi ein Teil eines Gesamtkonzeptes, dass einen Gegenpol zur virtuellen Welt bietet.

JW Anderson

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JW Anderson Spring Summer

Menswear hat eine derart beschleunigte Phase des Wandels und des Wachstums durchlaufen, dass es schwer fällt, sich daran zu erinnern, wann neu geprägte Begriffe wie „Gender- Fluid“, „Gender- Neutral“ und „Gender- Non- Binary“ zum selbstverständlichen Repertoire ind der Modesprache geworden sind. Ein Teil des Verdienstes hierfür, dass es heutzutage eben keine Sensation mehr ist, Kleidung zu entwerfen, die für alle Geschlechter funktioniert, geht an Jonathan Anderson. Das zeigte er in dieser Show, die das Etikett Herrenmode trug, aber auch das Damenmoden Resort Drop zeigte. Aber Shapesharing ist für ihn nichts Neues.

Anderson war anscheinend der erste seiner Generation, der geschlechtsspezifische Grenzen überschritt. 2012 schickte er Jungen in gekräuselten Neopren-Shorts und Bustiers über den Laufsteg. Seitdem ist in der Londoner Männermode eine sehr kritisch hinterfragende, super kreative Queer-Kultur gewachsen. Ein Zeichen für Fortschritte in unserer Gesellschaft ist, dass das Interesse an der Diskussion über die unverwechselbare Qualität der Kleidung, die jeder Designer zu bieten hat, gestiegen ist, anstatt darüber, wer sie trägt. Dies war bei den jüngsten Londoner Männermodenwoche deutlich wahrzunehmen.

Andersons Talent ist immer relevanter und wichtiger für zeitgenössisches Modedesign geworden. Dies ist der Schlüssel zum Erfolg, den er dem LVMH-eigenen Label Loewe gebracht hat, wo er Creative Director ist.

Saint Laurent

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Saint Laurent Spring Summer 2020

Die Kollektion steht mit alten YSL-Legenden in Verbindung, aber auch mit einem untrüglichen Gespür dafür, was ein junger Mann heute eigentlich tragen möchte.

Der wichtigste Ausgangspunkt für die Kollektion war Marrakesch in den 70er Jahren, das im Los Angeles des 21. Jahrhunderts neu interpretiert wurde. Das ist zwar ein riesiger geografischer Sprung, aber nicht unvorstellbar. Beide Orte sprechen für eine Sehnsucht nach einer gewissen unkonventionellen, freigeistigen, fast mystischen Flucht.

Die andere Hauptreferenz für die Kollektion war Mick Jagger, um die Rolling Stones-Tour von 1975, bei der sich der Leadsänger auf der Bühne in allen möglichen glänzenden und glitzernden Details schütteln durfte. Vaccarello versteht es, wie Jagger, dass ein Mann niemals männlicher aussieht als in Satin und Glanz. So nutzte er die Gelegenheit, um die Androgynie des Glam- Rock der 70er Jahre mit einer zu verknüpfen, die sich heute widerspiegelt.

Ein Teil der Gender- Fluidität trat in weniger erwarteten Formen auf. Die Shorts, die von Anfang an ein Hauptbestandteil der Damenkollektionen waren, wurden erstmals von Männern getragen und unterstreichen eine weichere, lockere und sinnliche Herangehensweise.

_ English Version_

The second decade of the Two- thousands is about to end. This is always the time to deal with the items that are characteristic for this decade from a fashionable and stylistic point of view. Also we take a look in the crystal ball and to make predictions.

Which collections and designers have are characteristic for this decade? Was street style the most important style with its democratic effect? Did we live in a decade of leggings? Are new images and inspirations drawing out?

Let’s talk about menswear. Just the round of the Men’s Wear fashion shows has come to an end. After New York, London, the Pitti Uomo in Florence, Milan and finally Paris, we as viewers of the fashion scene can summarize our impressions and perhaps even venture first forecasts for the coming decade.

What stands out first is that a complete demographic change has occurred. Not only at the creative tips of the most influential designer labels, but also in the front row audience and the crowd of fashion victims in front of the fashion show venues. All this together is an excellent indicator of what fashion stands for today and who the clothes are designed for. Never before have you seen so many athletes, rappers and artists in the audience. The rise of a very progressive male youth all over the world is clearly visible and perceptible.

This increasingly apparent mix of progressiveness and positive cosmopolitanism among fashion designers and consumers opens the field for experimentation and the expression of new emotions with the means of fashion. What does man-being mean today exactly? The role- models for artistic inspiration are definitely no longer the banker or the lawyer, but also no longer the aggressive street fighter. We do not see images associated with toxic patriarchal masculinity. Inspirations can be found much more in lovers and romantics, in sensitive sense of responsibility, and in a highly elegant way of dealing with escapism in any form.

We can perceive a new freedom of self-discovery and we are also able to express ourselves according to our individual expression. Fashionably hitherto seemingly impermeable barriers become permeable and invite a new identities of masculinity to life. This circumstance speaks of an ever more permeable society that lives up to tolerance and acceptance, thereby setting a signal against all totalitarianism and marginalizing fascism.

Louis Vuitton

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Louis Vuitton Spring Summer 2020

Virgil Abloh creates a soft, unaffected collection for Louis Vuitton. He uses simple forms, such as flowing trousers, pastels, flowers and couture techniques, that pass over the catwalk. The idea of wild flowers stands for diversity. He had brought a florist to decorate a jute harness and the inner edges of the straw hats with fresh flowers. It was not so much a naive, romantic narrative as it was more a link between popular arts and crafts and the working skills of the craftsmen working in luxury homes.

Jaquemus

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Jaquemus Spring Summer 2020

Provencal Pop! In recent weeks, many discussions have focused on dystopian fears of the future, the return to childhood and the yearning for youthful fun. Jacquemus does not need to theorize or theme around anything. His fashion expresses genuine youth, sexiness, fun and optimism. The Defilee shows the charm, the covetousness and the power of youthful „Frenchness“. The collection has a stylistic aspiration and at the same time it is as light as a summery cocktail.

Celine

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Celine Spring Summer 2020

The return to childhood dreams was a recurring theme in the men’s collections this season. Hedi Slimane picked up on the oft-mystified childhood dream of a rock star aristocracy of high-heeled, crisp bootcut pants and jeans, tiny bomber jackets and glamorous suits.
As always, Slimane does not make any concessions in the selection of his quotes here. There was no deviation from his long-established method of stylistic inspiration. This lack of variation could be a protection against the diversity of today’s generation.
The collection shows the prototypical hippie moment when white children started traveling, picking up peasant straw baskets and hanging around in North Africa – the magnificent gold-embroidered burnus for the finals was also featured in many other collections this season. Unfortunately, the habitual narrowness of his focus lacks the integrative way children see the world today.

Loewe

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Loewe Spring Summer 2020

Jonathan Anderson’s Loewe showed a beautiful picture of the social yearning for spiritual escape into a „childlike dream state“. Far from the harsh realities of confused contemporary life. Anderson worked with much symbolism, which he has spun into a very own kind of story. He created a place where old hippie values engage in eclecticism and crafts. This feeling was in the room. The full image of superimposed textures, stripes and colors and in particular the sight of the materials from which the caftans were made with matching pants. A kind of alternative suit.
The stylistic direction of this collection blew people away.

Dior

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Dior Spring Summer 2020

Kim Jones, the chief designer for Dior Men, firmly believes that the men of the 21st century consider the rigid bipolarity of the gender constructs that their fathers and grandfathers still hold to be a past. He sees Millennials and Gen-Z customers in Los Angeles, New York, Shanghai and Seoul ready to wear overalls or organza bombers and new definitions of suits.

He also knows that these young men see the classic template of the tailored suit with unbiased eyes. Jones‘ insight is that Dior’s men’s fashion can move forward, using the elegance of the past and wondering at the beauty of the foundations. A good way to construct a future

Dries van Noten

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Dries van Noten Spring Summer

Sexy guys, luscious and full, blossoming and animal. Some of these wildly remixed masculine archetypes were damn hot. It’s about „Archi-fluidity“. It is a fluidity of archetypes of male types and their garments. It’s all the typical items we know from the men’s wardrobe, jeans, pants, business suits, soldier outfits. All these different styles, which are mixed here in a very unconventional way and quote a lot from 80s films like Fassbinder’s „Querelle“.

The shoulder-emphasizing, strongly waisted suits – an absolutely convincing interpretation of the men’s tailoring – were exemplary for a collection that included the alleged feminine in menswear and at the same time rejected the meaning of a 2-D gender dialectic. Both male and female and not at the same time, this was a wonderful collection for an upscale opulence of liberal conviction.

Prada

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Prada Spring Summer 2020

This collection could be seen as a key moment for Prada. For a long time, more or less classic male images with some sporty accents were propagated at men’s shows. Ever since Mrs. Prada’s commercial success with pop-style „campy“ shirts, she has dared to go far beyond her usual collection statements.

Short shorts with zippers on the side seam and tightly strapped blazers combined with loose tanks. It is a real pleasure to see her exploring proportions and statements in menswear with the same sharpness she uses for the ladies‘ styles. The collection was described as optimistic. We can interpret this as meaning that hope can be an antidote to the darkness of these days of ours. In fact, the collection is a continuation of the themes presented at the last women’s Resort show in New York, but when presented on male models, something peculiar happened. The girlishness and sweetness of these sequined scarves and embroidered shirts has been replaced by an almost erotic purity. Twill, tweed, shirt, sportswear, khaki, but over sized or reinvented in their proportions to show, for example, a bare collarbone. Together, the looks included all the musts of a traditional men’s wardrobe, but reinterpreted and reversed in meaning with the free spirit the youth.

Fendi

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Fendi Spring Summer 2020

At a time when so much of what we encounter is virtual and synthetic, the feeling and spirit of connecting with nature now is stronger than ever. It is exactly this spirit that flows through the Fendi collection.

The garden looks were sometimes taken too literally: olive outerwear with removable pockets and great short-sleeved jumpsuits, accompanied by cut baskets, watering cans, and organza-backed gardening gloves. There was a utility vest combined with a multi-compartment leather tool bag. Some of the wide-brim travel hats included beekeeper-influenced veils. Bonding with nature and sustainability are topics that have to be formulated fashionable in our time. The whole collection seems to be super-soft, a soft tailoring. The trousers have a split hem, the ties feature floral prints, swimwear combined with soft-washed Workman’s denim, sometimes with leather spots and floral print shirts with „campy“ silk or organza collars. All of these aspects are part of Fendi’s overall concept, which offers a counterpoint to the virtual world.

JW Anderson

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JW Anderson Spring Summer 2020

Menswear has passed through such an accelerated phase of change and growth that it is hard to remember when re-branded terms such as „gender-fluid“, „gender-neutral“ and „gender-non-binary“ became the usual fashion currency. Part of the credit for not seeing a sensation nowadays in seeing clothes that work for all genders goes to Jonathan Anderson. This he showed up his show, which was referred to men’s fashion and also included his women’s fashion Resort Drop. But shapesharing is nothing new to him.

Anderson was apparently the first of his generation to cross gender boundaries when he wore boys in ruffled neoprene shorts and bustiers in 2012. Since then, London’s menswear has grown into a whole questioning, creative queer culture. A sign of progress is that interest in discussing the distinctive quality of clothing that every designer has to offer has increased, rather than who wears it.
Anderson’s talent for improving the craft has become increasingly relevant. This is the key to the success he has brought to LVMH’s own label, Loewe, where he is Creative Director.

Saint Laurent

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Saint Laurent Spring Summer 2020

The collection is linked to old YSL legends, but also with an unerring sense of what a young man actually wants to wear today.

The most important starting point for the collection was Marrakesh in the 1970 ties, which was reinterpreted in the Los Angeles of the 21st century. This is a huge geographical leap, but not unimaginable. Both places speak for a longing for a certain unconventional, free-spirited, almost mystical escape.

The other main reference for the collection was Mick Jagger, for the Rolling Stones tour of 1975, when the lead singer was allowed to shake around himself onstage in all kinds of shiny and glittering details. Vaccarello understands, like Jagger, that a man never looks more masculine than he does in satin and glamour. So he used the opportunity to link the androgyny of Glam Rock of the 70s with one that is reflected today.

Part of gender fluidity occurred in less-anticipated forms. The shorts, which were a staple of women’s collections from the start, were first worn by men, underlining a softer, more relaxed and sensual approach.

Think Tank_ Streetwear_ What will follow?_ Style carries Meaning_

english version below_

Ein neuer Begriff macht in der Modewelt die Runde. Der Bourgeois Style scheint sich zu seiner Höchstform warm zu laufen. Modejournalisten, Modeblogger, Trendsetter und Fashionvictims verwenden ihn vermehrt, um das Ende aller Streetwear inspirierten Kollektionen herauf zu beschwören. Der Begriff Bourgeois Style umschreibt eine Rückkehr hin zu einem eleganteren, elaboriert ausgefeilten und vornehmer wirkenden Modestil für die Herbst Wintersaison dieses Jahres.

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Balenciaga_2019

Dabei beschreibt dieser beginnende Hype nichts weiteres als ein sehr bekanntes Prinzip in der Mode. Das Prinzip von Bewegung und Gegenbewegung. Der Zeitpunkt für eine beginnende Gegenbewegung ist genau dann, wenn ein Modestil große Gruppen der modisch interessierten Bevölkerung eingenommen hat und sich die modische Avantgarde zu langweilen beginnt. Streetwear ist mit Sicherheit während der letzten Jahre stilbestimmend. Modeerscheinungen wie die Jogginghose, die Bomberjacke, die allgegenwärtige Sports- und Utilitywear und alle Military- und Camouflageinspirationen haben in diesem modischen Milieu ihren Ausgangspunkt. Es wird also Zeit, die nach Distinktionsmerkmalen hungernde Avantgarde mit neuen Stilbildern zu füttern. Dabei ist es fast kalkulierbar, aus welchen Stilwelten ein modischer Nachfolger generiert werden kann. Es stellt sich die Frage nach dem möglichst großen stilistischen Gegenteil zu Streetwear.

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Off White_2019

Die stilistischen Wurzeln von Streetwear liegen in einem Feld von Rebellion, Protest und Subkultur, aber auch von profanen inspirierenden Fundstücken aus der Welt der Straße. Per se ist Streetwear ein Gradmesser für die Demokratisierung einer Gesellschaft. Kleiderstile entstehen eigenschöpferisch, ohne stilistische Vorbilder aus Protest und zur Identifikation mit der eigenen Gruppe. Es entstehen vollkommen neue Arten sich zu kleiden, die in erster Linie die Andersartigkeit von der bürgerlichen Welt verdeutlichen sollten. Gerade diese gestalterische Kraft des modischen Ausdrucks in der Andersartigkeit und der Verschiedenheit zum bürgerlichen Kleidersystem, machte Streetwear aller Couleur zur begehrlichen Ware für die bürgerliche Welt, insbesondere für die mittleren Schichten unserer westlichen Gesellschaft.
Seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Straße ein selbstverständlich gewordener Ort von modischer Inspiration für die bürgerliche Welt und deren Modehersteller geworden. Überspitzt könnte man von einer Ausbeutung von Ideen sprechen. Die Formulierung eines modischen Dialogs ist mir in diesem Zusammenhang viel lieber.

 

Ein modischer Dialog entsteht, wenn ein Modedesigner eines etablierten Luxusmodehauses Kleidungsstile von der Straße für seine Klientel ohne die stilistische Wurzel zu negieren, wahrnehmbar interpretiert. Dieser Akt wirkt inklusiv, weil er die modische Inspiration als Vorlage ernst nimmt und dadurch das modische System durchlässig macht. Diese Durchlässigkeit kann man durchaus berechtigt als demokratisch beschreiben. Streetwear zu tragen wird als unprätentiös und als erfrischend gesehen. Streetwear ist Teil einer demokratisierenden Modeevolution. Aber wenn die Träger von Streetwear feststellen, sie sehen aus wie Jedermann auf der Straße, entsteht wiederum schnell Langeweile und die Sinne sind bereit, sich für das Neue zu öffnen.

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Louis Vuitton_2019

Mode ist immer Kommunikation und reagiert in ihrer Erscheinung auf politische und soziokulturelle Strömungen. Kleidung war für lange Zeit ein wichtiger öffentlich wahrnehmbarer Gradmesser für Wohlstand und gesellschaftlichen Status. In der Moderne kommt der Gedanke der physischen Bequemlichkeit von Kleidung hinzu. Diese beiden Ebenen, einerseits der Aspekt des Wohlfühlens und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit beschreiben die wichtigsten Triebfedern für Mode in der Neuzeit.

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Burberry_2019

Aktuelle Interpretationen des bürgerlichen Kleiderprinzips, Bourgeoisie Style genannt, zeigen sich, ob streng oder eher auffallend, immer als Bewahrer konservativer Leitbilder, die die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Schichten und die klassische Verteilung von Geschlechterrollen, eindeutig aufzeigen. Das bürgerliche Kleiderprinzip hatte in der Modegeschichte seine Höhen und Tiefen. In der Moderne gab es zwei deutlich wahrnehmbare Höhepunkte dieses Kleiderprinzips. Einer fand in den fünfziger Jahren statt. Modische Leitbilder waren zu dieser Zeit rückschrittliche feminine Leitbilder, wie Grace Kelly, die in ihrer modischen Erscheinung wie eine ältere respektierte Dame wirkte, und übertrieben maskuline Leitbilder, wie ein Cary Grant. Der zweite Höhepunkt fand in achtziger Jahren statt. Zu dieser waren Yuppies in ihren übernatürlichen kastigen Silhouetten der modische Rahmen für ein gesellschaftliches Szenario eines uneingeschränkten Kapitalismus einer Margaret Thatcher und eines Ronald Reagan.

 

Interessant zu betrachten ist die Tatsache, dass beide Höhepunkte eines bürgerlichen Modeleitbildes in Zeiten radikaler gesellschaftlicher Bedrohungen stattfanden. In den fünfziger Jahren war der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken gerade zu Ende gegangen, während die achtziger Jahre unter den Nachwirkungen der Ölkrise und der daraus folgenden Wirtschaftskrisen litten. Beide Jahrzehnte stehen für massive gesellschaftliche Umbrüche. Ganze Nationen wurden neu strukturiert, oder sie entstanden auf der Landkarte, Subkulturen hinterfragten gängige gesellschaftliche Strukturen und Denkmuster, die Mobilität der Gesellschaft wuchs rasant an und Frauen stellten ihre sogenannten natürliche angestammten Rollenbilder in Frage.

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Herrenmode aus dem Industriekapitalimus_ca.1880

Zieht man diese Tatsachen in die Betrachtung des bürgerlichen Modebildes ein, so geht es eben nicht nur um die Sehnsucht nach Schönheit als Gegengewicht zu einer sonst hässlichen Welt. Genauso berechtigt ist die Sichtweise nach dem Streben nach Ordnung in einer aus den Fugen geratenen Welt. Im Zentrum diese Modebildes steht immer die Trennung und Bewahrung althergebrachter sozialer Schichten im Sinne der Nachfolge der Bourgeoisie der adeligen Standesgesellschaft. Die Bourgeoisie zeigt sich als eine Erfindung des westlichen Kulturkreises, sie ist für gewöhnlich Weiß und steht für die Undurchlässigkeit von Klassenbarrieren. Die Bourgeoisie pflegt eine Kultur des Ausschlusses und gleichzeitig stülpt sie deren Haltung als Allgemeingültigkeit allen über. Historisch dienen deren Kodes die Positionen von Mann und Frau als eindeutig zu beschreiben, gleiches gilt für die Einteilung der Gesellschaft in höhere und niedrigere Klassen und eine europäisch geprägte westliche Kultur über alle anderen Kulturen zu stellen.

Betrachten wir das Heute und die sich wandelnden Modeleitbilder, so sehen wir bürgerlich geprägte Modeleitbilder an allen Orten.

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Burberry_2019

Riccardo Tiscis letzte Kollektionen für Burberry wurden stilistisch von einer modernistisch und gleichzeitig praktisch wirkenden Triebfeder angetrieben, die ihren Schwerpunkt auf sehr gepflegt wirkende, auf hohen Absätzen dahin spazierende Models in klassischen Twin Sets mit knielangen Röcken in Oberklassen- Beige gehalten, legte.

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Celine_2019

Hedi Slimane präsentierte in seiner ersten Kollektion für Celine eine Pariser „Rive Gauche“ Haltung, die sich in Culotte, mäßig langen Röcken, geknoteten Seidenschals ausdrückt. Die Herren bestreiten des Defilee ohne Turnschuhe.

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Balenciage_2019

Demna Gvasalia hat erwachsen wirkende nach den Regeln einer High Tech Schneiderkunst gefertigte Kleidungsstücke über den Laufsteg geschickt, während Kim Jones für Dior den Utility- Aspekt des Hauses zu Gunsten eines Haute Couture- Anspruchs, abgemildert hat.

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Dior_2019

Um zu verstehen, wie überraschend dieser Wechsel in den Kollektionsaussagen ist, müssen wir uns an den stilistischen Ursprung dieser Designer erinnern. Alle vier entstammten aus der rebellischen modischen Spitze des Designspektrums. Jeder einzelne von den erwähnten Designer hat seine stilistischen Wurzeln in den Jugendkulturen, von den Mods, über die Punks, New Wave und Gothic, bis hin zu den Skateboardern. Jetzt die einst aufständigen Punks satt geworden und setzen sich in den Vorstädten zur Ruhe?

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Celine_2019

Modejournalisten begrüßten diesen Wechsel der Mode als Ankündigung eines Nachfolgers von Streetwear. Dabei vergessen die Journalisten eine zentrale Tatsache. Es ist unmöglich einen Modestil, der sich eines sichtbar formulierten sozialen Kontextes bedient, wieder zu beleben ohne gleichzeitig Assoziationen und Konnotationen hervorzurufen. Ein Modestil trägt immer eine Bedeutung in sich. Die Wiederbelebung des bürgerlichen Kleiderstiles entbindet niemanden von der Verantwortung der Bedeutung in der Kleidersprache. Früher rebellische Designer, wie Hedi Slimane oder Riccardo Tisci, haben als Designprofis natürlich sehr sensible Antennen für die Bedürfnisse ihrer Käufer, die zumeist aus den oberen gesellschaftlichen Schichten stammen. Aber deren Kollektionen verkörpern, vielleicht ermutigen sie sogar zu einer hierarchisch geprägten Gesellschaftsordnung. Und dies aus gutem Grund.

Die Motivation des Bedürfnisses sich herauszuputzen, im Gegensatz zur informellen Stilaussage von Streetwear, erscheint nicht allzu überraschend, wenn man die aktuelle Lage der Welt in Augenschein nimmt. Die Welt steht zur Zeit vor einem enormen Zusammenbruch gesellschaftlicher Strukturen. Die sozialen Medien, noch vor zehn Jahren als demokratische Möglichkeit den sonst nicht Gehörten eine Stimme zu verleihen, gefeiert wurden, entwickeln sich zu einem großen Problem für die Eliten, die nicht nur den direkten Einfluss ihrer Macht verloren haben, sondern jetzt auch mit unkalkulierbaren Risiken umgehen müssen. Sei es Trump, der Brexit, die Gelbwesten und der gesamte Unmut der gesellschaftlich und wirtschaftlich Abgehängten, alle rechts populistischen und sonstigen anti elitären Bewegungen, haben ihren Ursprung auf Facebook, Twitter, oder Instagram und der Kultur des schnellen „Likes“.

Die Sprache der Mode kann lauter als Worte sein. Die Mode ist derzeit nur eines der Schlachtfelder eines ästhetischen und politischen Krieges. Alle beteiligten Parteien arbeiten daran sich zu unterscheiden und benutzt jedes Werkzeug das „IN“ und das „OUT“ der Gesellschaft neu zu bestimmen.

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Vetements_2019

_english version_

A new term makes its rounds in the fashion world. The bourgeois style seems to warm up to its peak. Fashion journalists, fashion bloggers, trend-setters, and fashion thinkers are increasingly using it to summon up the culmination of streetwear-inspired collections. The term bourgeois style describes a return to a more elegant, elaborate and sophisticated style for the fall winter season of this year.

Yet this incipient hype does not describe anything more than a well-known principle in fashion. The principle of movement and countermovement. The time for a beginning countermovement is precisely when a fashion style has taken large groups of the fashionable interested people and the fashionable avant-garde begins to bore. Streetwear is certainly defining fashion and style during the last years. Fashion items such as the sweatpants, the bomber jacket, the ubiquitous sports and utility wear and all military and camouflage inspirations have their starting point in this fashionable milieu. So it’s time to feed the always hungry avant-garde with new codes of distinctions and new style images. It is almost calculable from which style worlds a fashionable successor can be generated. It raises the question of the greatest possible stylistic opposite to streetwear.

The stylistic roots of streetwear lie in a field of rebellion, protest and subculture, but also of profane inspiring finds from the world of the street. Per se, streetwear is an indicator for the democratization of a society. Clothing styles are created inside the subcultures, without stylistic role models. Mainly streetwear is made for protest and for identification with one’s own group. There are completely new ways of dressing, which should primarily illustrate the difference between the bourgeois world. It was precisely this creative power of fashion expression in the difference to the bourgeois dress system that made streetwear a desirable product for the bourgeois world, especially for the middle class of our western society.

Since the 1980s, the street has become a place of fashion inspiration for the bourgeois world and its fashion manufacturers. One could speak of an exploitation of ideas. The formulation of a fashionable dialogue is much preferable to me in this context.

A fashionable dialogue arises when a fashion designer of an established luxury fashion house perceptibly interprets clothing styles from the street for his clientele without negating the stylistic root. This act is inclusive because it takes the fashion inspiration seriously as a template and thereby makes the fashionable system accessible. This permeability can be legitimately described as democratic. Wearing streetwear is seen as unpretentious and fresh. Streetwear is part of a democratizing fashion evolution. But when wearers of streetwear notice they look like everyone else on the street, boredom quickly ensues and the senses are ready to open up to the new.

Fashion is always communication and reacts in its appearance to political and socio-cultural currents. Clothing has long been an important public indicator of wealth and social status. In modernity, the idea of ​​physical comfort of clothing is added. These two levels, on the one hand the aspect of well-being and the perception in the public, describe the most important driving forces for fashion in the modern times.

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Vetements_2019

Current interpretations of the bourgeois clothing principle, called bourgeoisie style, show up, whether strictly or rather conspicuously, always as preservers of conservative models, which clearly show the affiliation to certain social class and the classical distribution of gender roles. The bourgeois clothing principle had its ups and downs in fashion history. In modern times, there were two clearly perceptible highlights of this dress principle. One took place in the fifties. Fashionable models at that time were regressive feminine models, such as Grace Kelly, who looked in her fashionable appearance like an elderly respected lady, and masculine models, such as a Cary Grant. The second highlight took place in the eighties. To this, yuppies in their supernatural boxy silhouettes were the fashionable setting for a social scenario of unrestricted capitalism of a Margaret Thatcher and a Ronald Reagan.

Interesting to note is the fact that both highlights of a bourgeois model portrait took place in times of radical social threats. In the fifties World War II was with all his horrors have just come to an end, while the eighties suffered from the aftermath of the oil crisis and the consequent of economic crises. Both decades stand for massive social upheavals. Whole nations were restructured or emerged on the map, subcultures questioned common social structures and patterns of thought, the mobility of society grew rapidly and women questioned their so-called natural role models.

If one integrates these facts in the contemplation of the bourgeois fashion system, then it is not just about the yearning for beauty as a counterbalance to an otherwise ugly world. Just as justified is the view of the pursuit of order in a world gone out of joint. At the center of this fashion image is always the separation and preservation of traditional social classes in the sense of the succession of the bourgeoisie of aristocratic civil society. The bourgeoisie appears to be an invention of Western culture, usually white and indicative of the impermeability of class barriers. The bourgeoisie cultivates a culture of exclusion, and at the same time it overrides their attitude as universality to all. Historically, their codes serve to describe the positions of men and women as unambiguous, and the same applies to the division of society into higher and lower classes and to place a European-influenced Western culture above all other cultures.

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Balenciaga_2019

If we look at today and the changing fashion models, we see bourgeois fashion icons in all places.

Riccardo Tisci’s latest collections for Burberry were stylistically propelled by a modernist and at the same time practical driving force, which put their focus on well-groomed, high-heeled models in classic twin sets with knee-length skirts in upper-class beige.

In his first collection for Celine, Hedi Slimane presented a Parisian „Rive Gauche“ attitude, which is expressed in culotte, moderately long skirts, knotted silk scarves. The men contest the defile without sneakers.

Demna Gvasalia has sent adult looking high tech tailoring garments down the catwalk, while Kim Jones has softened Dior’s utility aspect in favor of haute couture aspirations.

To understand how surprising this change in the collection statements is, we need to remember the stylistic origins of these designers. All four came from the rebellious fashion tip of the design spectrum. Every single one of the designers mentioned has its stylistic roots in youth cultures, from Mods to Punks, New Wave and Goth, to Skaters. Now the once revolting Punks have become staisfied and settle down in the suburbs?

Fashion journalists welcomed this change of fashion as an announcement of a successor to streetwear. The journalists forget a central fact. It is impossible to revive a fashion style that uses a visibly formulated social context without creating associations and connotations at the same time. Every fashion style always carries meaning. The revival of bourgeois dress style does not absolve anyone of the responsibility of meaning in dress code. Formerly rebellious designers such as Hedi Slimane or Riccardo Tisci, as design professionals, naturally have very sensitive antennas for the needs of their buyers, most of whom come from the upper social classes. But their collections embody, perhaps even encourage, a hierarchical social order. And for a good reason.

The motivation of needing to dress up, in contrast to the informal style statement of streetwear, does not come as a surprise when looking at the current state of the world. The world is currently facing an enormous collapse of social structures. The social media, ten years ago as a democratic opportunity to give voice to those not previously heard, are becoming a major problem for the elites, who have not only lost the direct influence of their power, but now also with incalculable risks have to deal with. Be it Trump, the Brexit, the Yellow Vests, and all the dissatisfaction of socially and economically dependent, all right-wing populist and other anti-elitist movements, have their origins on Facebook, Twitter, or Instagram and the culture of quick „Likes“.

The language of fashion can be louder than words. Fashion is currently just one of the battlefields of an aesthetic and political war. All parties involved work to distinguish themselves and use each tool to redefine the „IN“ and the „OUT“ of society.

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_new york fashion week_new fashion inspirations emerging_zippy, opulent, overwhelming fashion extravagenza appearing_streetstyle inspirations decrease_it`s all about the principle of movement and counter-movement_

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_Claire Waight Keller approches for Givenchy Couture the most modern approach to the collection_to create a modern attitude street wear influences are mixed perfectly with the heritage of the house Givenchy_

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_in my perception John Galliano shows for Maison Margial  the way to camouflage oneself in the decomposition of unstoppable consumption and the tsunami of visual information crashing down on all of us_

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_lavishly sumptous flower inspiratios at Maison Valentino_Couture in a very clssical way_still beautiful_

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