THE DUDE_ Inspiration in Times of Corvid 19

„THE DUDE“! Meine Stilinspiration aus dem sehr genialen Film der Coenbrüder,  „The Big Lebowski“, für die Wochen des Social Distancing!

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Videostill taken from „The Big Lebowski“

Der Dresscode lautet Lower Casual! Ob Sweat- Shirt und Jogging Pant, im Bademantel, Shorts und T- Shirt… Die Lässigkeit ist eingekehrt im Hause, welches in Zeiten des Shutdowns modisch irgendwie auf den Wegfall sämtlicher Repräsentationspflichten reagieren muss. „Take Things Easy“! Ein Leben ohne direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch. Maximal findet Kommunikation in Form von Video- Konferenzen, von Shopping Highlights in Lebensmittelgeschäften und Baumärkten, oder mit den nachbarlichen Gesprächen von Garten zu Garten statt.

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Private Book Collection

Weshalb brauchen wir in diesen Zeiten Mode? Die grundsätzlichen Parameter für die Existenz von modischem Ausdruck brechen weg! Die großen Begrifflichkeiten von Mode, die sich aus der Repräsentation von Kleidern, egal für welche Szene, vom Business- Man bis hin zur Darstellung aller möglichen Bewusstseinszustände und Antihaltungen ableiten, fallen weg. Auch die Kleiderkommunikation, die Piazza, die Räume, in denen Mode präsentiert und ausgehandelt werden kann, brechen bis auf „The Holy Instagram“ weg.

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Private Record Collection

Was Bleibt uns? Wir sind stark auf uns selbst zurückgeworfen und können modisch mehr oder weniger aus unserem eigenen Selbst schöpfen. Dies kann unter der Prämisse eines gewissen Wohlfühlcharakters und einer „Easyness“ geschehen, das uns ein Stilbild, welches im „Lower Casual“ zu suchen ist, bietet. Wenn wir in einer Videokonferenz repräsentieren müssen, dann reicht die modische Fläche ab der Taille aufwärts völlig aus. Darunter die Badehose, um das Thema, das sich aus der anarchischen Emotion eines „Take It Easy Feelings“ ableitet, nicht ganz verlieren.

Lasst uns den modischen Ausdruck für diese Zeit der Muße finden. Ein Ausdruck, der es uns ermöglicht das Blau des Himmels in seiner Schönheit zu sehen und der die Tätigkeiten, die wir aus unserem Selbst schöpfen können auf eine Art und Weise unterstützt, die ein Entspanntsein im Sinne einer anarchischen Lockerheit zulässt.

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Sky in Corona Blue taken from the Garden

„THE DUDE“! My style inspiration from the very ingenious film by the Coen brothers, „The Big Lebowski“, for the weeks of social distancing!

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The dress code is Lower Casual! Sweat shirt and jogging pant, a bathrobe, shorts and t-shirt … casualness has returned to the house, which in times of the shutdown has to react fashionably to the absence of all representation duties. „Take Things Easy“! A life without direct human-to-human communication. Communication takes the maximum form in the form of video conferences, shopping highlights in grocery stores and hardware stores, or with neighborly conversations from garden to garden.

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Private Book Collection

Why do we need fashion in these times? The basic parameters for the existence of fashionable expression break away! The large terms of fashion, which derive from the representation of clothes, regardless of the scene, from the business man to the representation of all possible states of minds and also anti-attitudes, are no longer applicable. Clothing communication, the „Piazza“, the places where fashion can be presented and negotiated break apart, except, of course „The Holy Instagram“.

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Record Player_ Corona Mixes

What are we left with? We are strongly thrown back on ourselves and can fashion more or less from our own selves. This can be done under the premise of a certain feel-good character and an „easyness“, which offers us a style that is to be found in the „lower casual“. If we have to represent in a video conference, then the fashionable area from the waist up is completely sufficient. Among them are swimming trunks so that the topic, which derives from the anarchic emotion of a „Take It Easy Feeling“, is not entirely lost.
Let us find the fashionable expression for this time of leisure. An expression that enables us to see the blue of the sky in its beauty and that supports the activities that we can draw from ourselves in a way that allows relaxation in the sense of anarchic relaxation.

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Sky in Corona Blue taken from the Garden

Street meets Sophistcation

_English Version below

Kayne West tritt mit dem international bedeutenden Kunstkurator Hans Ulrich Obrist in Dialog. Drake arbeitet mit Obrist zusammen, um seine Kunstsammlung auf höchstem Niveau weiter auszubauen. Virgil Abloh kollaboriert mit dem Zürcher Künstler Pascal Moehlmann, der in der Manier der alten Meister Zitate der Popkultur mit Motiven des Vanitas- Stilllebens verbindet.

Pascal Moehlmann_ Dance with Me

Sowohl Kayne West und Drake, als auch Virgil Abloh stehen in direktem Zusammenhang mit der stilistischen Einbringung von Einflüssen der Strasse auf die Mode.

Das perfekte Handwerk der Haute Couture und das der akademischen Malerei mischen sich mit der Rauheit und der kreativen ungestümen Respektlosigkeit der Strasse. Es vermischen sich Kreativität, technische Perfektion und respektlose Neudefinitionen von Stil und Handwerk.

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Eine neue Generation von Designern respektiert keinerlei anachronistische gesellschaftliche Grenzen. Traditionen aus der Geschichte der Haute Couture und des Schneiderhandwerks werden komplett neu gedacht. Geschlechterzuordnungen und Machtpositionen, die sich durch Kleidung ausdrücken, werden neu gedacht. Modetheorie und Stilzitate wurden aus den Kleidertraditionen geerbt, dann aber vergessen und daraus etwas komplett Neues geschaffen. Das Gefühl der Eleganz wird neu definiert und alle Barrieren von Klassen und Kategorien aufgelöst.

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_ English Version_

Kayne West enters into dialogue with the internationally important art curator Hans Ulrich Obrist. Drake works with Obrist to further expand his art collection at the highest level. Virgil Abloh collaborates with the Zurich artist Pascal Moehlmann, who, in the manner of the old masters, combines quotes from pop culture with motifs from the Vanitas still life.

Pascal Moehlmann_ Vanitas Stilllife
Both Kayne West and Virgil Abloh are directly related to the stylistic incorporation of street influences on fashion.
The perfect craft of haute couture and that of academic painting mix with the roughness and creative impetuous disrespect of the street. Creativity, technical perfection and disrespectful redefinitions of style and craftsmanship mix.
A new generation of designers does not respect any anachronistic social boundaries. Traditions from the history of haute couture and tailoring are completely rethought. Gender assignments and positions of power expressed through clothing are being rethought. Fashion theory and style quotes were inherited from clothing traditions, but then forgotten and something completely new was created. The feeling of elegance is redefined and all barriers of classes and categories are removed.

Off White Mens 2020_ Videostill

 

 

_ Flashlight_ CAMOUFLAGE

_ the classic_ Woodland Camouflage Pattern_

_ the Trompe-l’œil Camouflage Pattern_

_ the Urban Graffiti Camouflage Pattern_

_ the Artsy Digital Media Overload Camouflage Pattern_

Think Tank_ Streetwear_ What will follow?_ Style carries Meaning_

english version below_

Ein neuer Begriff macht in der Modewelt die Runde. Der Bourgeois Style scheint sich zu seiner Höchstform warm zu laufen. Modejournalisten, Modeblogger, Trendsetter und Fashionvictims verwenden ihn vermehrt, um das Ende aller Streetwear inspirierten Kollektionen herauf zu beschwören. Der Begriff Bourgeois Style umschreibt eine Rückkehr hin zu einem eleganteren, elaboriert ausgefeilten und vornehmer wirkenden Modestil für die Herbst Wintersaison dieses Jahres.

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Balenciaga_2019

Dabei beschreibt dieser beginnende Hype nichts weiteres als ein sehr bekanntes Prinzip in der Mode. Das Prinzip von Bewegung und Gegenbewegung. Der Zeitpunkt für eine beginnende Gegenbewegung ist genau dann, wenn ein Modestil große Gruppen der modisch interessierten Bevölkerung eingenommen hat und sich die modische Avantgarde zu langweilen beginnt. Streetwear ist mit Sicherheit während der letzten Jahre stilbestimmend. Modeerscheinungen wie die Jogginghose, die Bomberjacke, die allgegenwärtige Sports- und Utilitywear und alle Military- und Camouflageinspirationen haben in diesem modischen Milieu ihren Ausgangspunkt. Es wird also Zeit, die nach Distinktionsmerkmalen hungernde Avantgarde mit neuen Stilbildern zu füttern. Dabei ist es fast kalkulierbar, aus welchen Stilwelten ein modischer Nachfolger generiert werden kann. Es stellt sich die Frage nach dem möglichst großen stilistischen Gegenteil zu Streetwear.

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Off White_2019

Die stilistischen Wurzeln von Streetwear liegen in einem Feld von Rebellion, Protest und Subkultur, aber auch von profanen inspirierenden Fundstücken aus der Welt der Straße. Per se ist Streetwear ein Gradmesser für die Demokratisierung einer Gesellschaft. Kleiderstile entstehen eigenschöpferisch, ohne stilistische Vorbilder aus Protest und zur Identifikation mit der eigenen Gruppe. Es entstehen vollkommen neue Arten sich zu kleiden, die in erster Linie die Andersartigkeit von der bürgerlichen Welt verdeutlichen sollten. Gerade diese gestalterische Kraft des modischen Ausdrucks in der Andersartigkeit und der Verschiedenheit zum bürgerlichen Kleidersystem, machte Streetwear aller Couleur zur begehrlichen Ware für die bürgerliche Welt, insbesondere für die mittleren Schichten unserer westlichen Gesellschaft.
Seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Straße ein selbstverständlich gewordener Ort von modischer Inspiration für die bürgerliche Welt und deren Modehersteller geworden. Überspitzt könnte man von einer Ausbeutung von Ideen sprechen. Die Formulierung eines modischen Dialogs ist mir in diesem Zusammenhang viel lieber.

 

Ein modischer Dialog entsteht, wenn ein Modedesigner eines etablierten Luxusmodehauses Kleidungsstile von der Straße für seine Klientel ohne die stilistische Wurzel zu negieren, wahrnehmbar interpretiert. Dieser Akt wirkt inklusiv, weil er die modische Inspiration als Vorlage ernst nimmt und dadurch das modische System durchlässig macht. Diese Durchlässigkeit kann man durchaus berechtigt als demokratisch beschreiben. Streetwear zu tragen wird als unprätentiös und als erfrischend gesehen. Streetwear ist Teil einer demokratisierenden Modeevolution. Aber wenn die Träger von Streetwear feststellen, sie sehen aus wie Jedermann auf der Straße, entsteht wiederum schnell Langeweile und die Sinne sind bereit, sich für das Neue zu öffnen.

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Louis Vuitton_2019

Mode ist immer Kommunikation und reagiert in ihrer Erscheinung auf politische und soziokulturelle Strömungen. Kleidung war für lange Zeit ein wichtiger öffentlich wahrnehmbarer Gradmesser für Wohlstand und gesellschaftlichen Status. In der Moderne kommt der Gedanke der physischen Bequemlichkeit von Kleidung hinzu. Diese beiden Ebenen, einerseits der Aspekt des Wohlfühlens und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit beschreiben die wichtigsten Triebfedern für Mode in der Neuzeit.

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Burberry_2019

Aktuelle Interpretationen des bürgerlichen Kleiderprinzips, Bourgeoisie Style genannt, zeigen sich, ob streng oder eher auffallend, immer als Bewahrer konservativer Leitbilder, die die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Schichten und die klassische Verteilung von Geschlechterrollen, eindeutig aufzeigen. Das bürgerliche Kleiderprinzip hatte in der Modegeschichte seine Höhen und Tiefen. In der Moderne gab es zwei deutlich wahrnehmbare Höhepunkte dieses Kleiderprinzips. Einer fand in den fünfziger Jahren statt. Modische Leitbilder waren zu dieser Zeit rückschrittliche feminine Leitbilder, wie Grace Kelly, die in ihrer modischen Erscheinung wie eine ältere respektierte Dame wirkte, und übertrieben maskuline Leitbilder, wie ein Cary Grant. Der zweite Höhepunkt fand in achtziger Jahren statt. Zu dieser waren Yuppies in ihren übernatürlichen kastigen Silhouetten der modische Rahmen für ein gesellschaftliches Szenario eines uneingeschränkten Kapitalismus einer Margaret Thatcher und eines Ronald Reagan.

 

Interessant zu betrachten ist die Tatsache, dass beide Höhepunkte eines bürgerlichen Modeleitbildes in Zeiten radikaler gesellschaftlicher Bedrohungen stattfanden. In den fünfziger Jahren war der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken gerade zu Ende gegangen, während die achtziger Jahre unter den Nachwirkungen der Ölkrise und der daraus folgenden Wirtschaftskrisen litten. Beide Jahrzehnte stehen für massive gesellschaftliche Umbrüche. Ganze Nationen wurden neu strukturiert, oder sie entstanden auf der Landkarte, Subkulturen hinterfragten gängige gesellschaftliche Strukturen und Denkmuster, die Mobilität der Gesellschaft wuchs rasant an und Frauen stellten ihre sogenannten natürliche angestammten Rollenbilder in Frage.

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Herrenmode aus dem Industriekapitalimus_ca.1880

Zieht man diese Tatsachen in die Betrachtung des bürgerlichen Modebildes ein, so geht es eben nicht nur um die Sehnsucht nach Schönheit als Gegengewicht zu einer sonst hässlichen Welt. Genauso berechtigt ist die Sichtweise nach dem Streben nach Ordnung in einer aus den Fugen geratenen Welt. Im Zentrum diese Modebildes steht immer die Trennung und Bewahrung althergebrachter sozialer Schichten im Sinne der Nachfolge der Bourgeoisie der adeligen Standesgesellschaft. Die Bourgeoisie zeigt sich als eine Erfindung des westlichen Kulturkreises, sie ist für gewöhnlich Weiß und steht für die Undurchlässigkeit von Klassenbarrieren. Die Bourgeoisie pflegt eine Kultur des Ausschlusses und gleichzeitig stülpt sie deren Haltung als Allgemeingültigkeit allen über. Historisch dienen deren Kodes die Positionen von Mann und Frau als eindeutig zu beschreiben, gleiches gilt für die Einteilung der Gesellschaft in höhere und niedrigere Klassen und eine europäisch geprägte westliche Kultur über alle anderen Kulturen zu stellen.

Betrachten wir das Heute und die sich wandelnden Modeleitbilder, so sehen wir bürgerlich geprägte Modeleitbilder an allen Orten.

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Burberry_2019

Riccardo Tiscis letzte Kollektionen für Burberry wurden stilistisch von einer modernistisch und gleichzeitig praktisch wirkenden Triebfeder angetrieben, die ihren Schwerpunkt auf sehr gepflegt wirkende, auf hohen Absätzen dahin spazierende Models in klassischen Twin Sets mit knielangen Röcken in Oberklassen- Beige gehalten, legte.

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Celine_2019

Hedi Slimane präsentierte in seiner ersten Kollektion für Celine eine Pariser „Rive Gauche“ Haltung, die sich in Culotte, mäßig langen Röcken, geknoteten Seidenschals ausdrückt. Die Herren bestreiten des Defilee ohne Turnschuhe.

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Balenciage_2019

Demna Gvasalia hat erwachsen wirkende nach den Regeln einer High Tech Schneiderkunst gefertigte Kleidungsstücke über den Laufsteg geschickt, während Kim Jones für Dior den Utility- Aspekt des Hauses zu Gunsten eines Haute Couture- Anspruchs, abgemildert hat.

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Dior_2019

Um zu verstehen, wie überraschend dieser Wechsel in den Kollektionsaussagen ist, müssen wir uns an den stilistischen Ursprung dieser Designer erinnern. Alle vier entstammten aus der rebellischen modischen Spitze des Designspektrums. Jeder einzelne von den erwähnten Designer hat seine stilistischen Wurzeln in den Jugendkulturen, von den Mods, über die Punks, New Wave und Gothic, bis hin zu den Skateboardern. Jetzt die einst aufständigen Punks satt geworden und setzen sich in den Vorstädten zur Ruhe?

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Celine_2019

Modejournalisten begrüßten diesen Wechsel der Mode als Ankündigung eines Nachfolgers von Streetwear. Dabei vergessen die Journalisten eine zentrale Tatsache. Es ist unmöglich einen Modestil, der sich eines sichtbar formulierten sozialen Kontextes bedient, wieder zu beleben ohne gleichzeitig Assoziationen und Konnotationen hervorzurufen. Ein Modestil trägt immer eine Bedeutung in sich. Die Wiederbelebung des bürgerlichen Kleiderstiles entbindet niemanden von der Verantwortung der Bedeutung in der Kleidersprache. Früher rebellische Designer, wie Hedi Slimane oder Riccardo Tisci, haben als Designprofis natürlich sehr sensible Antennen für die Bedürfnisse ihrer Käufer, die zumeist aus den oberen gesellschaftlichen Schichten stammen. Aber deren Kollektionen verkörpern, vielleicht ermutigen sie sogar zu einer hierarchisch geprägten Gesellschaftsordnung. Und dies aus gutem Grund.

Die Motivation des Bedürfnisses sich herauszuputzen, im Gegensatz zur informellen Stilaussage von Streetwear, erscheint nicht allzu überraschend, wenn man die aktuelle Lage der Welt in Augenschein nimmt. Die Welt steht zur Zeit vor einem enormen Zusammenbruch gesellschaftlicher Strukturen. Die sozialen Medien, noch vor zehn Jahren als demokratische Möglichkeit den sonst nicht Gehörten eine Stimme zu verleihen, gefeiert wurden, entwickeln sich zu einem großen Problem für die Eliten, die nicht nur den direkten Einfluss ihrer Macht verloren haben, sondern jetzt auch mit unkalkulierbaren Risiken umgehen müssen. Sei es Trump, der Brexit, die Gelbwesten und der gesamte Unmut der gesellschaftlich und wirtschaftlich Abgehängten, alle rechts populistischen und sonstigen anti elitären Bewegungen, haben ihren Ursprung auf Facebook, Twitter, oder Instagram und der Kultur des schnellen „Likes“.

Die Sprache der Mode kann lauter als Worte sein. Die Mode ist derzeit nur eines der Schlachtfelder eines ästhetischen und politischen Krieges. Alle beteiligten Parteien arbeiten daran sich zu unterscheiden und benutzt jedes Werkzeug das „IN“ und das „OUT“ der Gesellschaft neu zu bestimmen.

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Vetements_2019

_english version_

A new term makes its rounds in the fashion world. The bourgeois style seems to warm up to its peak. Fashion journalists, fashion bloggers, trend-setters, and fashion thinkers are increasingly using it to summon up the culmination of streetwear-inspired collections. The term bourgeois style describes a return to a more elegant, elaborate and sophisticated style for the fall winter season of this year.

Yet this incipient hype does not describe anything more than a well-known principle in fashion. The principle of movement and countermovement. The time for a beginning countermovement is precisely when a fashion style has taken large groups of the fashionable interested people and the fashionable avant-garde begins to bore. Streetwear is certainly defining fashion and style during the last years. Fashion items such as the sweatpants, the bomber jacket, the ubiquitous sports and utility wear and all military and camouflage inspirations have their starting point in this fashionable milieu. So it’s time to feed the always hungry avant-garde with new codes of distinctions and new style images. It is almost calculable from which style worlds a fashionable successor can be generated. It raises the question of the greatest possible stylistic opposite to streetwear.

The stylistic roots of streetwear lie in a field of rebellion, protest and subculture, but also of profane inspiring finds from the world of the street. Per se, streetwear is an indicator for the democratization of a society. Clothing styles are created inside the subcultures, without stylistic role models. Mainly streetwear is made for protest and for identification with one’s own group. There are completely new ways of dressing, which should primarily illustrate the difference between the bourgeois world. It was precisely this creative power of fashion expression in the difference to the bourgeois dress system that made streetwear a desirable product for the bourgeois world, especially for the middle class of our western society.

Since the 1980s, the street has become a place of fashion inspiration for the bourgeois world and its fashion manufacturers. One could speak of an exploitation of ideas. The formulation of a fashionable dialogue is much preferable to me in this context.

A fashionable dialogue arises when a fashion designer of an established luxury fashion house perceptibly interprets clothing styles from the street for his clientele without negating the stylistic root. This act is inclusive because it takes the fashion inspiration seriously as a template and thereby makes the fashionable system accessible. This permeability can be legitimately described as democratic. Wearing streetwear is seen as unpretentious and fresh. Streetwear is part of a democratizing fashion evolution. But when wearers of streetwear notice they look like everyone else on the street, boredom quickly ensues and the senses are ready to open up to the new.

Fashion is always communication and reacts in its appearance to political and socio-cultural currents. Clothing has long been an important public indicator of wealth and social status. In modernity, the idea of ​​physical comfort of clothing is added. These two levels, on the one hand the aspect of well-being and the perception in the public, describe the most important driving forces for fashion in the modern times.

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Vetements_2019

Current interpretations of the bourgeois clothing principle, called bourgeoisie style, show up, whether strictly or rather conspicuously, always as preservers of conservative models, which clearly show the affiliation to certain social class and the classical distribution of gender roles. The bourgeois clothing principle had its ups and downs in fashion history. In modern times, there were two clearly perceptible highlights of this dress principle. One took place in the fifties. Fashionable models at that time were regressive feminine models, such as Grace Kelly, who looked in her fashionable appearance like an elderly respected lady, and masculine models, such as a Cary Grant. The second highlight took place in the eighties. To this, yuppies in their supernatural boxy silhouettes were the fashionable setting for a social scenario of unrestricted capitalism of a Margaret Thatcher and a Ronald Reagan.

Interesting to note is the fact that both highlights of a bourgeois model portrait took place in times of radical social threats. In the fifties World War II was with all his horrors have just come to an end, while the eighties suffered from the aftermath of the oil crisis and the consequent of economic crises. Both decades stand for massive social upheavals. Whole nations were restructured or emerged on the map, subcultures questioned common social structures and patterns of thought, the mobility of society grew rapidly and women questioned their so-called natural role models.

If one integrates these facts in the contemplation of the bourgeois fashion system, then it is not just about the yearning for beauty as a counterbalance to an otherwise ugly world. Just as justified is the view of the pursuit of order in a world gone out of joint. At the center of this fashion image is always the separation and preservation of traditional social classes in the sense of the succession of the bourgeoisie of aristocratic civil society. The bourgeoisie appears to be an invention of Western culture, usually white and indicative of the impermeability of class barriers. The bourgeoisie cultivates a culture of exclusion, and at the same time it overrides their attitude as universality to all. Historically, their codes serve to describe the positions of men and women as unambiguous, and the same applies to the division of society into higher and lower classes and to place a European-influenced Western culture above all other cultures.

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Balenciaga_2019

If we look at today and the changing fashion models, we see bourgeois fashion icons in all places.

Riccardo Tisci’s latest collections for Burberry were stylistically propelled by a modernist and at the same time practical driving force, which put their focus on well-groomed, high-heeled models in classic twin sets with knee-length skirts in upper-class beige.

In his first collection for Celine, Hedi Slimane presented a Parisian „Rive Gauche“ attitude, which is expressed in culotte, moderately long skirts, knotted silk scarves. The men contest the defile without sneakers.

Demna Gvasalia has sent adult looking high tech tailoring garments down the catwalk, while Kim Jones has softened Dior’s utility aspect in favor of haute couture aspirations.

To understand how surprising this change in the collection statements is, we need to remember the stylistic origins of these designers. All four came from the rebellious fashion tip of the design spectrum. Every single one of the designers mentioned has its stylistic roots in youth cultures, from Mods to Punks, New Wave and Goth, to Skaters. Now the once revolting Punks have become staisfied and settle down in the suburbs?

Fashion journalists welcomed this change of fashion as an announcement of a successor to streetwear. The journalists forget a central fact. It is impossible to revive a fashion style that uses a visibly formulated social context without creating associations and connotations at the same time. Every fashion style always carries meaning. The revival of bourgeois dress style does not absolve anyone of the responsibility of meaning in dress code. Formerly rebellious designers such as Hedi Slimane or Riccardo Tisci, as design professionals, naturally have very sensitive antennas for the needs of their buyers, most of whom come from the upper social classes. But their collections embody, perhaps even encourage, a hierarchical social order. And for a good reason.

The motivation of needing to dress up, in contrast to the informal style statement of streetwear, does not come as a surprise when looking at the current state of the world. The world is currently facing an enormous collapse of social structures. The social media, ten years ago as a democratic opportunity to give voice to those not previously heard, are becoming a major problem for the elites, who have not only lost the direct influence of their power, but now also with incalculable risks have to deal with. Be it Trump, the Brexit, the Yellow Vests, and all the dissatisfaction of socially and economically dependent, all right-wing populist and other anti-elitist movements, have their origins on Facebook, Twitter, or Instagram and the culture of quick „Likes“.

The language of fashion can be louder than words. Fashion is currently just one of the battlefields of an aesthetic and political war. All parties involved work to distinguish themselves and use each tool to redefine the „IN“ and the „OUT“ of society.

_Fashion Evolution_ Irritation, Protest and Provocation_

_English Version Below_

Persönliche Haltung ist alles. Sei es ruhig und lautlos, resolut und lebhaft, oder provokativ und laut schreiend. In unseren Tagen ist es umso mehr wichtig für unsere  Belange als Menschen zu kämpfen.

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Rick Owens

Wir kämpfen mit Leidenschaft für Inklusion, Diversifikation, Fairness und Empathie. Wir sorgen uns um den Planeten und gleichzeitig um uns als Menschen. Design muss es wagen, sich mit Protest und menschlichen Belangen auseinanderzusetzen. Diese Einstellungen verkörpernde Inspirationen werden ein Katalysator für neue Design Konzepte und Kleiderentwürfe.

Dieser Aufruf in Aktion zu treten kann nicht übersehen werden. Ausdrucksformen des Protest finden ihren Ausdruck mit den Mitteln des Design, der Kunst und der Mode. Unser Gefühl ist beherrscht von Anarchie und Protest und auf eine künstlerische Art inspiriert von Künstlern und Designern, die den Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel und sozialer Unruhe zum Ausdruck bringen.

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Gucci

Die Forderungen nach Aktion reichen von feministischer Gleichstellung, Me Too#, bis hin zur femininen Selbstbestimmtheit über den Körper und Lebensentwurf, Genderdiskursen und der Diversifikation der Menschheit. Soziale Themen, wie Forderungen nach Nachhaltigkeit, grünem Denken und der Diskussion der rücksichtslosen Gewinnmaximierung börsenorientierter Unternehmen und der Frage nach dem sozialen Zusammenhalt und Solidarität unserer westlichen Gesellschaft lassen keine Sparte kreativen Ausdrucks unberührt.

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Balenciaga
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Balenciaga

Dieser Ausdruck formuliert sich auf eine kühne Art mutig, provokativ und voll von lebendiger Energie. Gleichzeitig haben wir keine Angst unsere Überzeugungen und Statements luxuriös üppig und mit surreal lebendiger Kraft zu unterlegen. Dabei lehnen wir geschlechterspezifische Stereotypen ab. Wir überschreiten althergebrachte Regeln in allen kreativen Disziplinen.

In unserer Geschlechterkonstruktionen neu definierenden Gesellschaft heißen wir störende Auseinandersetzungen und Statements willkommen. Wir stellen Kleiderordnungen in Frage und werfen schrill anmutende Kleidertypen mit sexuellen Konnationen zusammen. Wir mischen stilistische und gesellschaftliche Kodierungen dem Zufallsprinzip folgend zusammen.

Durch diese lebendigen Strategien versprechen wir uns die Auffrischung eines an Ideenlosigkeit darbenden sozialen Mainstreams und Establishments.

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Vetements
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Vetements

_english version_

Personal attitude is everything. Be it quiet and silent, resolute and lively, or provocative and loud screaming. In these days of ours, it is so important to fight for our human concerns.

We fight with passion for inclusion, diversification, fairness and empathy. We care about the planet and at the same time for ourselves as humans. Design must dare to deal with protest and human concerns. These inspirations become a catalyst for new design concepts and fashion designs.

This call to action can not be overlooked. This kind of protest finds the expression in the means of design, art and fashion. Our emotions are dominated by anarchy and protest and in an artistic way inspired by artists and designers who express the desire for social change and social unrest.

The demands for action range from feminist equality, Me Too#, to feminine self-determination about the body and life, gender discourse and the diversification of humanity. Social issues, such as demands for sustainability, green thinking and the discussion of reckless profit maximization of exchange-oriented companies and the question of the social cohesion and solidarity of our western society, do not leave any section of creative expression untouched.

This expression is courageously, provocatively and full of living energy in a bold way. At the same time, we are not afraid to submit our beliefs and statements luxuriously lush and with surreal vitality. We reject gender stereotypes. We exceed traditional rules in all creative disciplines.

In our gender newly defining society we welcome disturbing arguments and statements. We question dress codes and throw up strident dress types with sexual connotations. We mix stylistic and social codifications according to the random principle.

Through these vivid strategies, we promise to refresh a social mainstream and establishment that stifles the lack of ideas.

_ Fashion Evolution_ Megatrends_ Influences on Fashion_

_english version below_

Die Mode unterliegt in diesen Tagen einem enormen Wandel. Gesellschaftliche Entwicklungen, Tendenzen und Trends werden mehr denn je von der Mode aufgenommen und in ihre eigene Sprache übersetzt. Ich möchte meine Leser in den nächsten Wochen in dieses Spannungsfeld von Mode und gesellschaftlicher Entwicklung mitnehmen.

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Jil Sander_transformation of luxury

In meinen Augen breitet sich dieses Spannungsfeld über die Infragestellung klassischer Definitionen des Luxus, hin zu Irritation, Provokation und Protest, weiter in ein ökologisches Bewusstsein und endet bei dem Blick auf die Weiterentwicklung von uns als Individuum.

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Vetements_irritation and protest
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Helmut Lang_sustainibility
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Tomo Koizumi_self care and wellbeing

Zu all diesen Themen und Megatrends werde ich jeweils einen oder mehrere Blogs verfassen. Ich lade herzlich ein meinen Gedanken zu folgen.

_english version_

Fashion is undergoing a tremendous change these days. Social developments, tendencies and trends are more than ever absorbed by fashion and translated into their own language. In the coming weeks, I would like to take my readers to this area of tension between fashion and social development.

In my opinion, this field of tension spreads over the questioning of classical definitions of luxury, towards irritation, provocation and protest, into an ecological consciousness and ends with the view of the further development of us as an individual.

For each of these topics and megatrends I will write one or more blogs. I invite you to follow my thoughts.

 

 

_men`s wear_non academic proprtions_

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_german text below_

_streetstyle_using streetstyle inspirations is essentially about not accepting boundaries_litarally streetstyle means not being inside the building_it is the opposite_it means to stand outside the building, the institutions, the academical way of thinking, outside the regulated enviroment_

_this position gives the designer the freedom not to follow the regulations of fashion traditions or the fashion industry aswell as the market and so being able rethinking common processes and creating new ideas_the situation reminds me on a very similar circumstance, as in the impressionstic period of art, artists physically left their acadamenic buildings to go outside and follow a completely new way of painting_this rebellious step did all categories of ar,t from fine art to sculpturing_they ignored the rules of how a painting ought to be done in a academic way_

_streetstyle ignores the rules of tailored craftsmenship and distribution of garments_on this base the process of creating garments can be thought in anew way_proportions and process of workmanship can be realized and invented in a new way_

_by getting inspirations from types of garments that stand outside of the regulations of the bourgeoise system, this allows a stylistic dialogue with the persons that are exluded of this system_

_Demna Gavasalia says about nowadays fashion system that it is about inclusion, exclusion is a thought of yesterdays_this circumstance allows design a new stylistic dialogue, leaving regulated structures of thinking while going outside on the streets_

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vetements_fashion show_AW19

_streetstyle_im Prinzip geht es darum, keine Grenzen zu akzeptieren_daran müssen wir uns bei der Betrachtung von streetstyle immer erinnern_es geht nicht darum ein Hoodie und eine MA-1 zu tragen_wörtlich bedeutet streetstyle, nicht im Gebäude zu sein_streetstyle beschreibt das Gegenteil_das bedeutet, außerhalb des Gebäudes zu stehen, der Institutionen, der akademischen Denkweise, außerhalb einer regulierten Umgebung_

_diese Position gibt dem Designer einerseits die Freiheit die Zwänge von Kleidertraditionen und modischer Uniformität zu verlassen und andererseits Prozesse der Modeindustrie und der Vermarktung von Mode neu zu definieren und so neue Ideen zu schaffen_die Situation erinnert mich an einen sehr ähnlichen Umstand, denn im Impressionsmus Kunst verließen Künstler ihre akadamenischen Gebäude physisch, um nach draußen zu gehen, um in einer völlig neuen Art zu malen_das betraf alle Sparten der Kunst, von der bildenden Kunst bis zur Bildhauerei_sie ignorierten die Regeln, wie ein Bild auf akademische Weise gemacht werden sollte_

_streetstyle ignoriert die Regeln von Traditionen maßgeschneiderter Handwerkskunst bis hin zur Vermarktung von Kleidungsstücken_auf dieser Basis kann der Prozess der Erstellung von Kleidungsstücken auf eine neue Art und Weise gedacht werden_Proportionen und der Verarbeitungsprozess kann so auf eine neue Weise realisiert und erfunden werden_

_die Inspiration von Kleidungsstücken, die außerhalb der Vorschriften des bourgeoisen Kleidersystems stehen, ermöglicht einen stilistischen Dialog mit den Personen, die von diesem System ausgeschlossen sind_

_Demna Gavasalia sagt über das heutige Modesystem, dass es um Inklusion geht_Ausgrenzung ist ein Gedanke von gestern_dieser Umstand ermöglicht die Gestaltung eines neuen stilistischen Dialogs, der etablierte Denkstrukturen hinter sich lässt, während er das Gebäude verlässt und auf die Straße geht_

_Die Formel der Mode_III_Variablen_

-english text below_

Aus diesen Grundlagen entwickelt sich direkt die Formel der Mode. Zunächst möchte ich die Größen der Formel erläutern.

Die Basis der Formel ist das Treffen von Balancen in der Kleiderselektion. In diesem Zusammenhang möchte ich die Frage nach der Entschiedenheit in der modischen Kleiderselektion stellen. Wann wird ein Look „Athleisure“? Per Definitionem wenn mehr als zwei Kleidungstücke eines Looks, Schuhe und Accessoires nicht eingerechnet, aus der Welt des aktiven Sports stammen. Ist nur ein Kleidungsstück aus der Welt des aktiven Sports, so sprechen wir von „Casual“. Dieses simple Beispiel zeigt sehr genau, was mit der „Balance“ gemeint ist. Die Balance drückt den Punkt aus, ab welchem eine Stilaussage deutlich, verschwommen, oder missverständlich wird. Das immer wieder neue austarieren von Balancen ist ein wichtiges Rezept für die Weiterentwicklung und Neuinterpretation von Mode. In diesem Zusammenhang noch ein weiteres Beispiel. Es gibt Jackentypen, die stehen für den Inbegriff von jugendlicher Rebellion. Dazu gehören die Perfecto- Motorradjacke für den Rocker in uns und die MA-1 Fliegerjacke. Besonders die MA-1 Fliegerjacke hat in ihrer Geschichte des modischen Sozialisation schon sehr viele Facetten durchlaufen. Je nach Verschiebung von Balancen in einem Look, entstehen unterschiedlichste Bilder, die mit ungebleichter Jeans und Poloshirt zum klassischen Skinhead tendieren, mit Sweatpant und T- Shirt den Träger zum wilden Tänzer auf Acid- House- Parties der späten achtziger und frühen neunziger Jahre werden lassen. Die Basis bleibt dabei derselbe Kleidertyp.

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Vetements_Archives

Diese Balancen lassen sich mit allen Kleidertypen der Modegeschichte, von der Toga, über den Trenchcoat, bis hin zum Kleinen Schwarzen durchspielen. Gleiches kann man auch Farbaussagen, Stoffmustern und Printmotiven, Texturen und Strukturen, Proportionen und Silhouetten machen.

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Off White_SS_2019

Ein weitere wichtige Größe ist die beabsichtigte Botschaft in der Kleiderselektion. Um beim oben erwähnten „Athleisure“- Beispiel zu bleiben, könnte der Look zum einen sehr gepflegt und konservativ gedacht sein, zum anderen aber sexy und die Blicke der Umwelt herausfordernd gedacht werden. Bei beiden zugegeben sehr verkürzt dargestellten Stereotypen geht es um die Verlängerung des „Ich“. Wie will ich wahrgenommen werden, welche Werte verkörpere ich, was gebe ich von mir preis? Bei Modelabels müsste diese Variable mit Größen der Außenwirkung, der Firmenbotschaft, dem Storytelling, oder der Marketingstrategie ersetzt werden.

Daraus ergibt sich folgende Formel:

“ die Balance der Selektion der Kleidertypen (Farbigkeiten) (Musterungen) (Texturen) (Proportionen und Silhouetten) in Relation zur beabsichtigten Verlängerung des Ich (Storytelling) (Botschaft)“.

Spielt damit :-).

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Vetements_SS_2019

III The formula of Mode_Variables:

From these basics, the formula of fashion develops directly. First I would like to explain the ingedients of the formula.

The basis of the formula is the meeting of balances in the clothing selection. In this context, I would like to ask the question of the decisiveness in the fashionable clothes selection. When will a look become „athleisure“? By definition, if more than two pieces of clothing of a look, not including shoes and accessories, come from the world of active sports. Is just a piece of clothing from the world of active sports, so we speak of „casual“. This simple example shows exactly what is meant by „balance“. The balance expresses the point from which a style statement becomes clear, blurry, or misleading. The always new definition of balances is an important recipe for the further development and reinterpretation of fashion. In this context another example. There are jacket types that stand for the epitome of youthful rebellion. These include the „Perfecto“ motorcycle jacket for the „Rocker“ in us and the „MA-„1 flight jacket. Especially the „MA-1“ flight jacket has gone through many facets in its history of fashionable socialization. Depending on the shift in balance in one look, the most varied images, which tend to be classic skinheads with unbleached jeans and a polo shirt, turn the wearer into a wild dancer at acid house parties in the late eighties and early nineties with a sweatpant and t-shirt. The base remains the same type of clothing.

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Prada_Cruise_2019

These balances can be played with all types of clothing in fashion history, from the toga, to the trench coat, to the little black dress. The same can be said for color statements, fabric patterns and print motifs, textures and structures, proportions and silhouettes.

Another important size is the intended message in the clothing selection. To stay with the above-mentioned „atleisure“ example, the look could be very well-groomed and conservatively respected on one hand, but sexy and the glances of other persons in the environment could be thought provocatively on the other. Both of the stereotypes, which are admittedly very shortened, deal with the extension of the „Ego“. How do I want to be perceived, which values do I embody, what do I reveal about myself? For fashion labels, this variable would have to be replaced by outward appearance, company message, storytelling, or marketing strategy.

This results in the following formula:

„the balance of the selection of garment types (or textures) (or proportions and silhouettes) in relation to the intended extension of the Ego (or storytelling…)“.

Go, play with it :-).

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Adidas_Y_3

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_Die Formel der Mode_II_Zeichensysteme_

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Mode entwickelt ein Zeichensystem, das ähnlich den Noten in der Musik, oder der psychologischen Wirkung von Farben und Formen in der Lage ist, eine Form der Kommunikation aufzubauen. Das bedeutet, wenn wir dem Prinzip von Sender und Empfänger folgen, dass wir in der Lage sind diese Signale zu dekodieren und sie mehr oder weniger bewusst verstehen und mit Emotion, Sinn und Aussage zu belegen. Roland Barthes schreibt in diesem Zusammenhang in seinem Buch „Die Sprache der Mode“ von dem „kollektiven Imaginären“. Wir können in unserem Bewusstsein nonverbal dargestellte Botschaften, wie Architektur, darstellende Kunst, Musik und auch die Mode verstehen und mit Sinn belegen.

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Balenciga_Campaign

Dabei geht es nicht nur um Mode im Sinne von Kleidung. Alles spricht und tritt Beziehungen zueinander ein. Frisur, Make- up, Lidstrich, Accessoires, Hüftschwung und Körperhaltung. Mode ist die größte nonverbale Kommunikationsfläche des Menschen. Sie erstreckt sich von den Haarspitzen bis hin zu den Schuhsohlen, dazu kommt noch ein riesiges Arsenal von Bewegungsmustern und Mimik multipliziert mit Silhouetten, Proportionen, Texturen und Farbigkeiten.

In diesem Zusammenhang möchte ich mit dem nach wie vor grandiosen österreichischen Psychoanalytiker und Soziologen Paul Watzlawick (*1921 +2007) zitieren: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Anders gesagt, auch eine Absage an das System der Mode muss modisch formuliert werden.

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II The formula of the mode_ character systems:

Fashion develops a system of characters that is able to build a form of communication similar to musical notes, or the psychological effects of colors and shapes. This means, if we follow the principle of sender and receiver, that we are able to decode these signals and to understand them more or less consciously and to prove them with emotion, meaning and statement. In this context, Roland Barthes writes in his book „The Language of Fashion“ about the „collective imaginary“. In our consciousness, we can understand nonverbally presented messages, such as architecture, performing arts, music and even fashion, and make sense of it.

It’s not just about fashion in terms of clothing. Everything communicates and enters into relationships with each other. Hairstyle, make-up, eyeliner, accessories, hip swing and posture. Fashion is the largest nonverbal communication surface of humans. It extends from the tips of the hair to the soles of the shoes, in addition to a huge arsenal of movement patterns and facial expressions multiplied by silhouettes, proportions, textures and colors.In this connection.

I would like to quote the still great Austrian psychoanalyst and sociologist Paul Watzlawick (* 1921 +2007): „One can not not communicate“. In other words, even a rejection of the system of fashion must be formulated fashionably.

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